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Yoga macht Kindern nicht nur Spaß, sondern hilft ihnen auch, ihren Körper und ihre Gefühle besser zu verstehen. In den Kinderyoga-Stunden von Christine Platzer lernen die jungen Yogis und Yoginis ihren Körper besser kennen. Die diplomierte Yogalehrerin und Mutter zweier Kinder ermutigt sie außerdem, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken.

Christine, wie sieht eine typische Kinderyoga-Stunde bei dir aus?

Zuerst treffen wir uns im Kreis, die Klangschale wandert von einem zum nächsten. Jede/r darf sie anschlagen und sagen, was sie oder ihn gerade beschäftigt, ob er/sie zum Beispiel Geburtstag hat oder vielleicht Sorgen oder Kopfweh. Wenn die Kinder eher aufgewühlt sind, gibt es zuerst ein Bewegungsspiel. Dann starten wir in die „Asana-Welt“, meistens mit Körperübungen, die ein Tier darstellen. Gegen Ende kommt ein Chill out, das heißt eine Entspannung mit einer Geschichte. Wir stellen uns vor, wir wären ungekochte Spaghetti – also ganz hart – und dann werden wir weicher und weicher, völlig entspannt. Zum Abschluss tauchen wir still auf, setzen uns rund um die Kerze, singen ein OM oder ein Mantra und verabschieden uns mit einem Namasté. Ich versuche, möglichst viel Abwechslung hinein zu bringen. Bei schönem Wetter üben wir im Wald, manchmal spielen wir auch Yoga Memory. Mit dabei sind auch immer wieder Tipps, wie man besser mit Schulstress umgehen oder sich auf’s Lernen konzentrieren kann.

Wo siehst du die Unterschiede zwischen Yoga für Erwachsene bzw. für Kinder?

Kinder brauchen mehr Abwechslung als Erwachsene, die Übungen werden kürzer gehalten, dafür aber öfter wiederholt. Besonders gerne arbeite ich mit Tieren, das lieben die Kinder natürlich besonders. Die Stunden für Kinder gestalte ich noch intuitiver als die für Erwachsene. Je nachdem, wie die Buben und Mädchen gerade drauf sind, üben wir aktiver oder ruhiger. Auch die Themen, die in der Willkommensrunde auftauchen, greife ich in der Asana-Arbeit auf. Kinder sind oft ehrlicher als Erwachsene. Wenn etwas für sie langweilig ist oder sie keine Lust dazu haben, dann sagen sie das – und ich gehe darauf ein. Wenn ich ihnen erkläre, dass sie die Übungen mit Lust und Freude machen und mit den Asanas spielen dürfen, fällt es ihnen leicht, ohne Ehrgeiz zu üben – leichter als den Erwachsenen.

Für welches Alter empfiehlst du Kinderyoga?

Etwa ab fünf Jahren – die Kinder sollten kein Problem mehr damit haben, ohne Eltern in der Gruppe zu bleiben. Mein ältesten TeilnehmerInnen sind zwölf.

Was bewirkt Yoga bei Kindern deiner Erfahrung nach?

Sie können ihre Gefühle nicht nur besser wahrnehmen und formulieren, sondern bekommen ein Gespür für die Zusammenhänge zwischen Körper und Emotionen. Sie bemerken, dass sich ihre Gefühlswelt verändert, wenn sie anders sitzen oder stehen oder sich den Nacken massieren. Sie entwickeln ein Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe, und das Vertrauen wächst – sowohl in sich selbst als auch in die anderen. Sie machen die Erfahrung, dass sie auch ‘Nein’ sagen dürfen, wenn eine Übung für sie nicht passt – und dass deshalb nichts Schlimmes passiert. Auch die Frusttoleranz steigt, zum Beispiel wenn einmal eine Übung nicht gelingt. Die Kinderyogastunde ist so etwas wie eine Insel, auf der jeder und jede sein darf, wie er oder sie ist.

Foto: Christine Platzer

Du hast selbst zwei Kinder – macht ihr auch gemeinsam Yoga?

Meine Tochter Zoe ist neun und braucht eher schon etwas, das sie ohne ihre Mama machen kann. Mein Sohn Konstantin ist acht und liebt Übungen, die cool ausschauen und ihn beim Fußballspielen weiter bringen. Für mich ist wichtig, ihnen nichts aufzuzwingen, sondern sie selbst entdecken zu lassen, was ihnen Freude macht.

Tipp:
Christine Platzer hält Yogakurse für Kinder und Erwachsene (Schwerpunkt Krafttieryoga) in Linz und Leonding. Alle Infos unter www.yogaloewe.at