Raphael Fellmer lebt seit vier Jahren ohne Geld. In seinem Buch „Glücklich ohne Geld“ berichtet der Berliner Familienvater von seinem Alltag als Konsum- und Geldverweigerer.

„Im Fokus stand für mich die Überflussgesellschaft. Ich wollte zeigen, wie sich sogar eine ganze Familie, die die innere Motivation und Freiheit dazu besitzt, problemlos von dem ernähren kann und mit dem versorgen kann, was in unserer westlichen Gesellschaft in Hülle und Fülle vorhanden ist, aber als wertlos angesehen wird“, schreibt Raphael Fellmer in seinem Buch „Glücklich ohne Geld“.

Der 30-jährige Berliner will mit seinem Lebensentwurf Bewusstsein schaffen für die massive Verschwendung von Ressourcen, für den achtlosen Umgang mit Lebensmitteln, die Unhaltbarkeit eines auf ständigem Wachstum basierenden Wirtschaftssystems und die Aufmerksamkeit auf Veganismus, sowie die Kultur des Teilens lenken.

Reise ohne Geld

Es begann alles mit einer Reise. Fellmer beschreibt in seinem Buch seine (Lebens)-Reise sowie jenen Trip, dessen ursprüngliches Ziel eine Hochzeit in Mexiko war. Mit wenig Geld. Im Laufe der Reise reifte jedoch der Entschluss, es ganz ohne Geld zu wagen. Die Erfahrungen, die Raphael Fellmer auf seiner Reise von Europa über die Kanaren und Kapverden nach Süd- und Mittelamerika und die USA machte, bewogen ihn dazu, auch zu Hause auf Geld zu verzichten.

Und so landete er in Berlin, mit Frau und Kind und lebt seitherohne eigenes Geld zu besitzen. Die Lebensmittel tauchte er zunächst des nächtens aus Mülltonnen von Biosupermärkten, was nicht legal ist. „Lebensmittel retten“ nennt er das. Deshalb engagierte er sich dafür, dass nicht mehr verkäufliche Lebensmittel – völlig rechtens – von den Supermärkten abgeholt werden können. Er setzt sich für die Internet-Plattformen www.foodsharing.de und www.lebensmittelretten.de ein, die Freiwillige koordinieren, die abgelaufene und nicht mehr verkäufliche Lebensmittel vor der Mülltonne bewahren, indem sie sie von den Supermärkten abholen und für die Verteilung sorgen.

Raphael Fellmer kann mit seiner Familie mietfrei im Friedenszentrum Martin Niemöller Haus wohnen. Dort ist er als Hausmeister tätig und hält zudem Workshops und Fortbildungsveranstaltungen über seinen Lebensentwurf sowie den gerechten und ethischen Umgang mit Lebensmitteln ab. 

Grauer Energieverbrauch und virtuelles Wasser

Neben seinen eigenen Erlebnissen, die er schildert, nimmt Raphael Fellmer seine Leser immer wieder auf Ausflüge mit, erklärt etwa, warum Fleischproduktion für einen erheblichen Anteil der Treibhausgase verantwortlich ist. Er verdeutlicht aber auch, was es mit virtuellem Wasser, dem ökologischen Fußabdruck oder grauer Energie, also dem indirekten Energieverbrauch auf sich hat, der bei der Herstellung von Waren anfällt.

Vor allem aber gibt Fellmer wirklich interessierten LeserInnen mit seinem Buch einen Einblick, wie man es in einer Konsumgesellschaft mit Geduld, Optimismus, Offenheit und Herzenswärme dennoch schaffen kann, selbst mit Frau und Kind ohne eigenes Geld zu leben – und das überaus zufrieden und würdevoll.

Gelebtes Beispiel

Es ist dabei vor allem sein bis in die letzte Faser seiner Existenz gelebtes Beispiel, das dieses Buch überaus lesenswert macht. Die Lektüre inspiriert zum Hinterfragen, zum Träumen, Diskutieren, aber auch das Eine oder Andere aufgreifen und in die Tat umsetzen.       

Und es wäre nicht Raphael Fellmer, würde nicht auch der Vertrieb seines Buches seiner persönlichen Philosophie entsprechen: Der Autor hat auf jedes Honorar für sein Buch verzichtet, es wurde vegan produziert und in Deutschland gibt es tausende unverkäufliche Exemplare, die an verschiedenen Stellen abgeholt werden können (www.gluecklich-ohne-geld.de). In Österreich gibt es das gedruckte Buch um 15,50 Euro zu kaufen, die E-Book-Version kann man sich gratis downloaden.

Raphael Fellmer: Glücklich ohne Geld! Wie ich ohne einen Cent besser und ökologischer lebe. Redline Verlag. München, 2014.

 

Ein Interview zum Thema mit Raphael Fellmer findest du hier.

 

Maria Zamut