Foto: Sabine Gruber

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Kinder können auch ohne Spielzeug gut spielen. So bekommt Kreativität Raum. Heide Maria Rossak aus Eberschwang ist Diplom- und Montessori-Pädagogin und überzeugt: „Wir entdecken spielend die Welt und das hört nie auf.“

Heide Maria Rossak (49) hat selbst drei Kinder ist der Meinung, dass wir unsere Kinder nicht mit Spielzeug und Spielangeboten überhäufen sollen. Im Gegenteil: Die Gefahr unserer Zeit sei eher ein Zuviel. Kinder hätten die Fähigkeit, auch ohne Spielzeug zu spielen. Erst so entstehe Kreativität. Aber wieviel (gekauftes) Spielzeug braucht es denn nun? „Das ist sehr komplex und abhängig vom Lebens- und Entwicklungsalter des Kindes“, erläutert Rossak, die genau über dieses Thema auch Vorträge hält.

Babys bräuchten zum Beispiel gar nichts außer ihren Händen und der Umgebung. Im Krabbelalter sei die elterliche Küche ein unerschöpflicher Fundus. „Wir lassen uns da leicht verunsichern als Eltern und haben Angst, dass unser Kind zu wenig lernen könnte und im Leben nicht glücklich würde, wenn wir ihm nicht alles Mögliche bieten“, erläutert Rossak. Sie meint, dass unsere Aufgabe als Eltern in erster Linie darin bestehe, das Kind ernst und mit Interesse wahr zu nehmen, es weder zu bespielen noch zu manipulieren.

Aus selbst gemachten Erfahrungen spielerisch lernen
„Indem wir unsere Kinder beobachten in ihrem spielerischen Tun, sehen wir selbst, was sie gerade an Spielangeboten brauchen.“ Wichtig sei auch, wie das Spielzeug beschaffen ist. Rossak: „Es sollte dem Kind viel Freiräume bieten, damit es selbst etwas damit anfangen kann, ohne Überforderung und Abhängigkeit von der Hilfe Erwachsener. Klug wird man nur, indem man selbst Erfahrungen macht.“

Spielerisches Tun werde dabei in seinem Potenzial immer wieder unterschätzt. Dabei sei Spielen Lernen pur. Das Gegenteil von Spielen sei Funktionieren. „Dabei werden keine Spielräume zugelassen. Das bringt uns aber ganz weit weg von uns selbst und unser kreatives Potenzial verkümmert. Dabei ist es doch gerade das, was auch die Wirtschaft braucht: Kreativität und Fantasie!“, sagt Rossak, deren Kinder eine alternative Schule besuchen. Früher habe man mit einem Packerl Schnapskarten 1000 Spiele gespielt. Wenn es fad wurde, habe man einfach die Spielregeln adaptiert und schon ging’s wieder lustig weiter.

„Wenn Kinder das heute machen, heißt es: Der kann sich nicht fügen“, wundert sich die Pädagogin. Die Gefahr des „Zuviels“ an Spielzeug, Kursen, verplanter Freizeit,… was Eltern ja durchaus aus guter Absicht machen, sei aber, dass die Kinder dadurch lernen würden: Nur wenn ich etwas leiste, bekomme ich Zuneigung. Wenn ich das bin, was ich bin, bin ich zu wenig. Deshalb plädiert Heidi Rossak für eine freie Bewegungsentwicklung, freies Spielen mit viel Freiraum, in der Natur und rät Eltern, angstfrei, aber bewusst, Kindern kleine „Gefahren“ zuzumuten und sie so vor großen Gefahren zu schützen. Denn nur so lernen wir etwas über unsere Umwelt und damit über uns selbst. Die Pädagogin hält laufend Vorträge zum Thema „Freies Spielen“ und arbeitet derzeit an ihrem zweiten Buch „Spielend die Welt entdecken“.

Checklist: Skriptum für Workshop Sinnvolles Spielzeug
Nähere Infos unter www.spielendsein-rossak.at.

Daniela Christl