Ein Kindertraum wird auf einem Wald- und Wiesengrundstück der Caritas am Bachlberg in Linz-Urfahr wahr: Matsch-Gatschküche, Erdrutsche, Bachplatz, Obstwiese, Kraft- und Feuerplatz, Gemüsegarten, Wutzelwiese, Holzplatz mit viel Totholz, Klangraum… und das bei jedem Wetter jeden Vormittag draußen im Freien.

„Nur im Winter haben wir uns einen Raum gleich nebenan gemietet, wo einmal in der Woche mit Montessori-Materialien gearbeitet wird”, sagt Birgit Blochberger, Kindergartenpädagogin und studierte Erziehungswissenschafterin, die hier auch einen „Kleinkinderwald“ anbietet.

Seit 2011 gibt es die Waldkindergruppe für 3 – 7-Jährige, die nicht nur von Eltern initiiert wurde, sondern auch finanziert wird. „Wir waren damals drei Familien, die sich zusammengetan haben, weil wir für unsere Kinder einfach nicht das gefunden hatten, was wir uns für ihre Kindergartenzeit vorgestellt haben“, erzählt Blochberger, Mitbegründerin der privaten Waldkindergruppe www.kinderwald.at.

„Das ist eine Eltern-Kind-Gruppe einmal in der Woche. Das ist toll, wenn diese Kinder dann später die Waldkindergruppe besuchen, weil sie mit dem Platz schon vertraut sind“, sagt die Kindergartenpädagogin und studierte Erziehungswissenschafterin.

Und warum wurde kein „offizieller“ Waldkindergarten gegründet? Blochberger: „Wir wollten freier sein, denn waldpädagogisches Arbeiten bedeutet nicht, einfach die Dinge und Inhalte von drinnen nach draußen zu tragen, weil das 1:1 einfach nicht funktionieren kann. Das ist so, als würde man verlangen, unter Wasser zu singen. Das geht oft an der Fülle der pädagogischen Möglichkeiten, die der Wald bietet, vorbei. Das wollten wir nicht.“

Blochberger, die auch in Niederösterreich in der Waldpädagogik-Fortbildung tätig ist, wird oft gefragt, wie das mit den Gefahren im Wald ist. „Es ist eine Illusion zu glauben, alles wäre absicherbar. Dann dürfte ich ja auch keinen Wandertag oder Landschulwochen mehr machen. Für meine Pädagoginnen ist es ganz normal, das Gelände, wo sich die Kinder aufhalten werden, mit Blicken nach möglichen Sturmschäden oder ähnlichem abzusuchen.“

Auch den Hinweis auf spätere mögliche schulische „Anpassungsschwierigkeiten“ weiß Blochberger zu entkräften: „Durch die viele Bewegung draußen kommen alle Sinne zum Einsatz und das ist fundamental wichtig für die Entwicklung. Damit haben kognitive Funktionen eine stabile Fundierung.“

Sie meint, dieser befürchtete Crash in der Schule sei gar kein Thema, denn „genau die Kinder, die sich authentisch entwickeln haben können, die stehen dann mit 6, 7 Jahren echt gut da. Denn sie haben gelernt, sich selbst wieder in Balance bringen zu können. Sie haben andere Tools entwickelt, um sich auszubalancieren. Die freuen sich sehr auf die Schule“.

Und muss es denn der Wald sein, genügt nicht auch der Sportplatz? „Es ist total anders hier“, meint Blochberger, „Es ist ein erwartungsfreier Raum. Hier ist nicht der enge und einschränkende Rahmen für die Kinder spürbar, dass sie so und so funktionieren müssen.“ Den Kindern, die hautnah jeden Tag mit der Natur aufwachsen, wird es ein Anliegen, gut auf ihre Umgebung zu achten. „Das geht Hand in Hand damit, auch auf sich gut zu achten“, erklärt Blochberger.

„Waldkinder stellen auch andere Fragen, erkennen Zusammenhänge, überlegen sich, wie sich was auf die Umwelt auswirken könnte.“ Schließlich erkennen sie im Kreislauf der Jahreszeiten Veränderungen in der Natur und sind neugierig, warum das so ist, heuer mehr Blüten auf den Obstbäumen sind oder weniger Feuerwanzen als letztes Jahr. „Diese Kinder denken Kreisläufe zu Ende.“ Damit das Paradies in Grün bestehen bleibt.

Daniela Christl