Immer weniger Sterne sehen wir am nächtlichen Firmament. Die Lichtverschmutzung bringt uns nicht nur um die Himmelskörper, sondern auch um unseren erholsamen Schlaf.

Wer sich im August in der Sternschnuppennacht an den strahlenden Himmelskörpern erfreuen wollte, musste als Stadtbewohner etwas Extra-Arbeit in Kauf nehmen. Im Linzer Großraum sieht man nur mehr einen Bruchteil der Gestirne, die sich in unserer Milchstraße tummeln. Zu hell ist der Nachthimmel hier geworden. Ein wenig schlechtes Gewissen habe ich zwar schon, wenn ich dann mit Freunden im Auto hinausfahre in die Natur, nur um ein paar Stunden lang an die hundert Sternschnuppen zu zählen – aber für die Sternschnuppennacht mache ich eine Ausnahme.

Lichtverschmutzung nennt man heutzutage das Phänomen, wenn durch viele Lichtquellen vor allem in Städten die Nacht immer heller wird. An sich denken wir uns: Wenn es in der Nacht heller wird, verringert sich auf der Straße dadurch die Unfallgefahr. Vieles von dem Licht wird jedoch in die falsche Richtung abgestrahlt. Kugelleuchten sind die größten Übeltäter – sie leuchten sogar nach oben. Selbst die klassischen Straßenlampen strahlen nicht nur nach unten, sondern auch seitwärts. Dadurch ist nicht nur die Nacht unnötig erleuchtet, es wird auch mehr Energie als nötig verbraucht. Und Studien haben gezeigt: Unfälle passieren in hellen Städten genauso häufig wie in dunklen!

Gegen die zahlreichen Straßenlampen kann ich als Einzelperson leider wenig tun. Ich könnte mit großen Decken durch die Gegend laufen und alle unnötigen Leuchten damit bedecken. Oder in einer Guerilla-Aktion die jeweiligen Stromkabel kappen. Oder mit einem Demo-Plakat herumlaufen: „Rettet die Wale! Rettet die Delfine! Dreht am Abend das Licht aus!“ Aber das versteht ja keiner – obwohl die Lichtverschmutzung auch Wal- und Delfinstrandungen sowie das Absterben von Korallenriffen verursacht. Aber das ist weit weg und deswegen sollte ich eigentlich keine schlaflosen Nächte. Oder doch?

Die Forschung rückt die Lichtverschmutzung in ein anderes Licht. Da es nicht mehr ganz dunkel wird, wenn wir schlafen, schüttet unser Körper weniger Melatonin aus. Die Folge: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Energielosigkeit und sogar ein höheres Krebsrisiko. Alles Dinge, die ich eigentlich nicht haben will. Gegen die Lichtverschmutzung kann ich als Einzelperson trotzdem wenig tun. Das müssen die Gemeinde, die Stadt oder die „Facility-Manager“ der jeweiligen Gebäude machen. Für mich hilft nur eines: Schotten dicht machen – nicht für Flüchtlinge, sondern für mein eigenes Schlafzimmer. Und für den Rest gilt die Maxime, die sonst selten gültig ist: Fortschrittlich ist, wenn du nicht das hellste Licht im Hafen bist.

Manuela Hoflehner