Höflichkeit ist wie ein Luftkissen: Es mag wohl nichts drin sein, aber sie mildert die Stöße des Lebens. Arthur Schopenhauer

Wer heute von „Höflichkeit“ spricht, wirkt ziemlich verstaubt und erinnert an verkrampfte Tanzschullehrer. Die Zeiten von Handkuss und Co. sind vorbei. Aber auch wenn wir nicht mehr von „Manieren“ sprechen, haben wir in unserem Alltagsleben doch permanent damit zu tun. Jemand, dessen Art zu essen eher wenig appetitanregend ist, gewinnt selten Sympathiepunkte.
Wer dich als GesprächspartnerIn ständig unterbricht, dir nicht zuhört, unfreundlich ist, wird nicht mehr viele Gespräche mit dir führen. Wer dauernd deinen Geburtstag vergisst und zu deinen Einladungen ewig zu spät kommt, der wird nicht dein bester Freund werden.

Wir ärgern uns über Leute, die

    • an der Supermarktkasse vordrängen
    • ihren Müll im Bus hinterlassen
    • niemals „bitte“ oder „danke“ sagen
    • immer nur über sich selbst sprechen
    • Rettungsgassen zum Vordrängeln benutzen
    • sich ungeniert in der Nase bohren

Warum empfinden wir das als negativ?
Es geht um Wertschätzung. Wer sich in der Gemeinschaft mit anderen Menschen bewegt, muss dem anderen signalisieren, dass er nicht sein Feind ist. „Wer seine Emotionen nicht im Griff hat, wird wieder zum Höhlenmensch“, so Moritz Freiherr von Knigge. Er plädiert dafür, sich weniger mit höfischer Etikette zu befassen, sondern vielmehr auf den respektvollen Umgang miteinander zurückzukommen. Weniger wichtig ist, wie man ein Fischmesser verwendet, sondern wie man als halbwegs angenehmer Zeitgenosse durchs Leben kommt.

Im Alltag lauern oft schlimme Fettnäpfchen
Worauf man achten muss, um gut und vor allem höflich anzukommen:

  • Halte jemanden, der hinter dir geht, die Tür auf
  • Reiche beim Grüßen die Hand und lächle freundlich
  • Bitte höflich um etwas
  • Zeige deine Wertschätzung jedem, unabhängig von seinem sozialen Status
  • Entschuldige dich freundlich und ehrlich für Fehler
  • Nerve niemanden mit deinem Handy
  • Halte dich an Vereinbarungen und Termine
  • Sei hilfsbereit, wo es nötig ist

Tatsächlich machen wir durch die Kenntnis gesellschaftlicher Spielregeln vor allem die Wirkung unseres Handelns berechenbarer. „Man ist immer und überall in einem Rollenspiel. Dabei wäre es allerdings kontraproduktiv, wenn man sich etwas aneignet, das man selbst nicht ist,“ so die Kommunikationstrainerin Elisabeth Bonneau in Focus. „Gut zu wissen, dass wir uns wegen der guten Manieren nicht vollständig umkrempeln lassen müssen. Es geht nicht darum, sein Ego zu verbiegen. Vielmehr bedeutet es Rücksichtnahme auf ein stressfreies Miteinander.“

Tipp:  

Die einfachste Regel im menschlichen Miteinander heißt: Verhalte dich so, wie du es von anderen Menschen auch erwarten würdest. 

Wie höflich müssen Kinder sein?

Wie wir unsere Kinder zu höflichen Menschen machen, hängt in erster Linie von uns selbst ab. Sind wir im Alltag ein Vorbild oder predigen wir nur etwas, was wir selbst nicht umsetzen? Kinder beobachten uns genau und ahmen unser Verhalten nach. Wer hat nicht schon im Auto geflucht und den gleichen Ausspruch drei Wochen später von seinem Kind gehört? Peinlich, peinlich, denkt man da.

Frau bohrt mit dem Finger in der Nase

Gilt nicht gerade als höflich Bild: yeehaaa/Fotolia.com

„Erziehung zur Höflichkeit funktioniert nur, wenn wir nicht nur untereinander, sondern auch zu unseren Kindern höflich sind. Am besten schon, wenn sie noch Babys sind. Uns also bei ihnen entschuldigen, wenn wir sie versehentlich anstoßen, nicht schimpfen, wenn sie uns eine Freude machen wollten und sich die Penatencreme schon selbst auf den Po (und alle Kleidungsstücke) geschmiert haben. Sie nicht gehetzt aus ihrem Spiel reißen, weil wir weg müssen, sondern ihnen schon einige Minuten vorher Bescheid sagen.
Und nicht nur genervt ihre Fehler tadeln, sondern sie mindestens doppelt so oft loben, weil die Milch nicht verschüttet, das Butterbrot nicht zu dekorativen Teigbällchen geknetet und einer Bitte unsererseits überraschenderweise sofort Folge geleistet wurde“, so der Ratgeber urbia.de

 

Der Nachfahre des berühmten Knigge schreibt in einem Blog über zeitgemäße Höflichkeit

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