In Waldgärten halten sich Menschen gerne auf. Die grüne Natur entspannt und fast jede Pflanze kann genascht werden.

In Waldgärten halten sich Menschen gerne auf. Die grüne Natur entspannt und fast jede Pflanze kann genascht werden.

Gartenarbeit bringt oft Entspannung und ent-stresst vom lebhaften Berufsalltag. Für eine erfolgreiche Ernte braucht es dennoch Jahr für Jahr viel Arbeit: Samen, Pflanzen und Erde kaufen, gießen, düngen, die Tomaten ausgeizen, etc. Waldgärten gehen hier einen anderen Weg. Sie setzen auf mehrjährige Pflanzen und reduziertes Umgraben – Gärtnern für intelligente Faule sozusagen.

Es gibt wohl zwei Arten von Gartenbetreibern – jene, die einen sorgfältigen, ordentlichen Garten mit englischem Rasen und einigen wohl begrenzten Blumen- und Gemüsebeeten möchten, und jene, in deren Garten auf den ersten Blick eine Bombe eingeschlagen hat und die „Scherben“ einfach liegen gelassen wurde. Einige Jahre lang. Bis Gras, Kräuter und Wildsträucher über die Sache gewachsen sind.
Ein Permakultur-Garten sieht eher nach zweiterem aus. Noch weiter treibt es der Waldgarten.
Waldgärten gehen auf Naturvölker zurück, die aus ihrem Siedlungsgebiet in den Regenwald getrieben wurden. Statt dort ihr Umfeld so zu präparieren, wie sie es gewohnt waren, sahen sie sich das Biotop genauer an und versuchten zu erforschen, nach welchen Prinzipien dieser Urwald funktionierte. Die Erkenntnisse nutzten sie, um das Gebiet für sie leb- und nutzbar zu machen und essbare Pflanzen daraus zu ziehen.

Auch aus heutiger Sicht sind Waldgärten eine attraktive Alternative zum herkömmlichen Garteln. Der alljährliche Samenkauf, zahlreiche Fehlschläge im Anbau und die wachsende Zahl an zum Teil hochpreisigen Utensilien für bewusste Freizeit-GärtnerInnen lässt immer mehr den Verdacht aufkommen, dass sogar das entspannte Garteln den Weg der Kommerzialisierung gegangen ist. Im Gegensatz dazu arbeiten viele WaldgärtnerInnen mit dem, was ihnen zur Verfügung steht, funktionieren Dinge um, die sich bei ihnen ansammeln oder die sie von Freunden bekommen haben – vor allem bei Haussanierungen und Umbauten fallen viele „Güter“ an, die als Material für einen Garten taugen – und ziehen so mit wenig Einsatz viel Ertrag aus ihrem Grundstück.

Ein typischer Waldgarten besteht auf verschiedenen Schichten, die an den herkömmlichen Wald angelehnt sind. Ganz zu unterst ist die Knollenschicht. Hier wachsen z.B. Topinambur, Kren, etc. Darüber befindet sich die Krautschicht, wo Erdbeeren, Frauenmantel, Minze, Melisse, Beinwell, Borretsch & Co. als Bodendecker fungieren. Sie werden zum einen geerntet, bedecken aber auch den Boden, damit sich kein unerwünschtes Wildkraut ansiedelt. Dann kommt die Strauchschichte mit Maibeeren, Johannisbeeren, Ribiseln, etc. Weiter oben schließlich gibt es die Baumschicht, z.B. mit der Ölweide, sowie die Kronenschicht mit grünen Riesen wie der Gleditschie.

Die Pflanzen in Waldgärten sind vorwiegend mehrjährig und säen sich selbst aus. Im Gegensatz zum heute üblichen Garteln wird der Boden nicht umgegraben, sondern soll so weit möglich in seiner Flora und Fauna über die Jahre erhalten bleiben. Auch wird bei Waldgärten vermehrt darauf geachtet, dass Pflanzen mehrfachen Nutzen erfüllen. Eine Quitte kann so z.B. auch gleichzeitig als Trägerbaum für Weinreben dienen und Pflanzen wie Sanddorn oder Ölweiden dienen dazu, den Stickstoff im Boden zu binden. Genauso finden Bäume wie die Lärche, die nicht essbar sind, ihren nutzen – so begünstigt die Lärche beispielsweise das Wachstum von Apfel- und Birnbäumen und wird daher gerne zwischen diesen Bäumen gepflanzt. Sobald die Obstbäume gut gewachsen sind, kann sie als Brennholz weiterverwendet werden.
Dies ist wohl auch ein klares Zeichen eines Waldgartens – ein Teil der Ressourcen muss dazu verwendet werden, das System des Waldgartens an sich zu erhalten. Nur so ist ein nachhaltiger Kreislauf möglich. Der ultimative Zweck des Waldgartens ist, auf kleiner Fläche alles zur Verfügung zu stellen, was man zum Leben braucht.

Waldgärten sind eine andere Form des Gärtnerns. Ihr Schwerpunkt liegt bei anderen Pflanzen, der Ertrag kommt früher im Jahr als bei Gemüsegärten (oft im Frühjahr ab April) und sie arbeiten mehr darauf hin, eine Pflanze in ihrer Gesamtheit zu nutzen. Wie beim klassischen Gärtnern erfordert es Zeit, sich ins Thema reinzulesen, und Geduld, alles auszuprobieren und die eigenen Lernerfahrungen zu machen. Über die Jahre ist es jedoch ein Garten, der wächst und dessen Früchte man Jahr für Jahr aufs Neue ernten kann – eine Ernte, die sich mit einem größeren Zeithorizont als beim einjährigen Gärtnern um ein Vielfaches vermehrt.

Manuela Hoflehner