Ständig unter Strom: Kinder mit AD/HS

Bild: goldencowimages/Fotolia.com

Mein Sohn kann keine Sekunde stillsitzen. Es ist sehr impulsiv, hört kaum zu und kann sich nicht richtig konzentieren. Dauernd redet er dazwischen und tanzt aus der Reihe.“ – „Unser Kind steht ständig unter Strom, zappelt herum, kommt nie zur Ruhe“ – „Unsere Tochter ist ein richtiges Träumerlein. Sie lässt sich von allem und jedem ablenken“. So oder ähnlich klingen die Erfahrungsberichte von Eltern mit Kindern, die AD/HS haben.

AD/HS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsyndrom. Vereinfacht ausgedrückt fällt es den betroffenen Kindern extem schwer, sich länger auf etwas zu konzentrieren, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Sie lassen sich sehr leicht ablenken, ihre Fähigkeit zur Impulskontrolle und Selbststeuerung ist vermindert. In vielen Fällen kommt eine starke Unruhe und körperliche Hyperaktivität dazu. Fehlt dieses besondere Verhalten, so spricht man von ADS. Kinder mit dieser Ausprägung sind die typischen „Träumerchen“. Häufig bleiben sie im Kindergarten und in der Schule unauffällig. Dass eine Störung vorliegt, wird oft erst dann erkannt, wenn die schulischen Leistungen schlechter werden, obwohl die intellektuellen Voraussetzungen gut sind. In beiden Fällen besteht das Aufmerksamkeitsdefizit meist nicht in allen Bereichen – es gibt durchaus Situationen, in denen die betroffenen Kinder sich ausdauernd konzentrieren können, nämlich dann, wenn es sich um für sie ausreichend spannende und interessante Dinge handelt. 

Ursachen noch nicht restlos geklärt.
Die Ursachen von AD/HS sind trotz umfangreicher Forschungen noch nicht völlig geklärt. Viele Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, von genetischer Veranlagung über neurobiologische Prozesse bis zu psychosozialen Einflüssen. Ein aktuelles Erklärungsmodell besagt, dass der Störung eine fehlerhafte Informationsverarbeitung im Gehirn zugrunde liegt. Die Expertin Cordula Neuhaus bezeichnet den Grund für die ständigen unbewussten Ablenkungsmanöver der Betroffenen als „hirnorganisch bedingten Erlebnishunger“. Das Verhalten von Kindern mit ADS bzw. ADHS ist demnach eine Art Selbststimulierung, da die vorhandenen Reize nicht stark genug sind, um die Aufmerksamkeit auf Dauer zu fesseln. Hier findest du Hintergrundinfos zu den Ursachen von AD/HS und zum aktuellen Forschungsstand. 

AD/HS ist eine der häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Die genannten Zahlen schwanken zwischen 4% und 8% der Bevölkerung, je nachdem, welche Diagnosekriterien herangezogen werden. Bei Jungen tritt das Syndrom wesentlich häufiger auf als bei Mädchen. ExpertInnen vermuten, dass dies daran liegen könnte, dass sie eher zur Hyperaktivität neigen als Mädchen, und daher bei ihnen die Störung eher bemerkt und diagnostiziert wird, wohingegen die „träumerischen“ Mädchen mit ADS eher unauffällig bleiben. 

Mit Verständnis und Konsequenz zu hoher Lebensqualität.
AD/HS wächst sich mit dem Älterwerden nicht aus. Jedoch erweitern sich die Möglichkeiten und Kompetenzen, mit der Störung umzugehen. Eine hohe Lebensqualität, eine gute Ausbildung, erfüllende soziale Kontakte – das alles ist auch für Menschen mit AD/HS möglich, sofern sie entsprechend unterstützt und gefördert werden. Dazu gehören ein verständnisvolles Umfeld, professionelle Beratungs- und Therapieangebote und natürlich Eltern, die liebevoll, aber konsequent für gute Strukturen sorgen.

 

Lies hier bei Grünschnabel weiter: