Die Vorbildwirkung von Erwachsenen wie Eltern und LehrerInnen ist ein wichtiger Faktor, wenn es um eine vernünftige Mediennutzung von Kindern geht, betont Reinhard Ammer. Der Landtagsabgeordnete und Familiensprecher der Grünen im oberösterreichischen Landtag ist Vater von zwei Volksschulkindern und ehemaliger Gymnasium-Lehrer.

Der Medienkonsum ist auch immer eine Frage der persönlichen Einstellung. Wie ist dein Verhältnis gegenüber digitalen Medien?

Als Mensch muss man die Frage aufwerfen: Wer hat die Macht? Haben die digitalen Medien Macht über mich? Wie bewusst nutze ich sie? Fakt ist, dass ich bis vor drei Jahren weder Whatsapp noch Facebook und Instagram genutzt habe, ausschließlich Mail und Signal.

TV läuft bei uns zu Hause analog, keine Nutzung von Zusatz- und Streaming-Diensten. Wir hören viel Radio. Digitale Medien sind aber natürlich Arbeitshilfe und Erleichterung beispielweise auch bei Urlaubsbuchung sowie Ablenkung und Freizeitbeschäftigung. Als Elternteil versuche ich, gutes Vorbild zu sein mit bewusstem Verwenden und Nicht-Verwenden!

Deine Kinder sind sechs und neun Jahre alt. Welche Regeln gelten bei euch zu Hause für Fernsehen, Nutzung von Laptops oder Handys und das Spielen von Videospielen?

Unsere Kinder haben keine eigenen Endgeräte. Wir verwenden – siehe oben – keine Streaming-Dienste, Fernsehen gibt es daher nur analog, etwa eine Stunde pro Tag. Keine Videospiele, jedoch Nutzung von Mamas Handy oder Laptop für Lernspiele (z.B. Anton-App), fotografieren etc. – etwa jeden zweiten Tag.

Foto: freepik

Welche Erfahrungen hast du als ehemaliger Lehrer (Gymnasium, Geschichte und Religion) mit dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht gemacht?

Vorweg: Ich unterrichte seit November 2021 nicht mehr und mein Eindruck ist, dass sich seither einiges getan hat. Nachsatz: Das bestätige mir auch meine ehemaligen KollegInnen. Während meiner Unterrichtstätigkeit habe ich in meinen Gegenständen vorhandene digitale Medien eingesetzt, selten persönliche Geräte. In der Unterstufe waren diese auch noch nicht flächendeckend vorhanden. Außerhalb des Unterrichts habe ich in Erinnerung, dass sich zunehmend die Kommunikation untereinander zulasten des Handys verschoben hat.

Wie stehst du zum generellen Handyverbot an Schulen?

Ich bin dafür, obwohl knapp 90 Prozent der Schule eh bereits vorher eigene Regelungen hatten – das ist gut, weil es für gelebte Schulautonomie spricht! Das nunmehr fixierte generelle Handyverbot für Volksschule, Mittelschule und Unterstufe erleichtert, davon bin ich überzeugt, den PädagogInnen den Schulalltag, aber auch die Kommunikation zu den Erziehungsverantwortlichen. Wichtig ist, das habe ich bei Gesprächen mit SchulleiterInnen immer wieder zu hören bekommen, dass die Vorbildwirkung der Lehrkräfte (mit)entscheidend ist, ob ein „vernünftiger“ Umgang am Schulstandort ehrlich gelebt wird.

Wie kann man Eltern besser unterstützen bei der Medienerziehung ihrer Kinder, beim altersgerechten und kontrollierten Heranführen an digitale Medien?

Es sollten alle Kanäle für Prävention und Aufklärung genutzt werden. Beispielsweise Broschüren in Arztpraxen, Schwerpunktsendungen im Fernsehen, geförderte, niederschwellige Angebote von Elternvorträgen in den Gemeinden. Auch sollten dabei PartnerInnen ins Boot geholt werden wie Schulen, Elternvereine, Gesunde Gemeinde und Sportvereine.

Maria Zamut