Beim Spielen erwerben Kinder Kompetenzen, lernen ihre Grenzen kennen, wachsen über sich hinaus, haben Erfolge, lernen mit Misserfolgen umzugehen. So weit so normal und gesund. Aber was, wenn Spielen krank macht? Denn digitales Spielen ist anders – die positiven Effekte können ins Negative kippen und im schlimmsten Fall können Vereinsamung und Sucht die Folge sein.
Damit nicht genug, gibt es da auch noch die verführerischen Möglichkeiten permanenten Medienkonsums… Wie aber soll man dem entkommen, ohne „online“ komplett abzulehnen? Denn das ist weder sinnvoll noch realistisch…

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Eine Flut von E-Mails, Facebook-Statusmeldungen und WhatsApp-Nachrichten prasselt jeden Tag auf uns nieder. Zum „Abschalten“ stehen Musik-Streaming-Dienste zur Verfügung oder man sieht fern, klassisch im TV, über Mediatheken oder Streaming-Portale. Zu jeder Zeit verfügbar und dank Smartphones auch beinahe an jedem Ort. Je mobiler und multifunktionaler Medien werden, desto mehr Zeit wird mit Medienerlebnissen gefüllt. Jede Warte- oder Reisezeit wird sofort mit einem Unterhaltungsmedium überbrückt.
„Manche Kinder können mit diesen permanenten Reizen nicht umgehen, sie werden unruhig und gestresst. Gerade deshalb ist es wichtig, Phasen der Stille und Langeweile ertragen zu lernen und irgendwann sogar genießen zu können“, erklärt Mag. Andreas Prenn, Leiter der SUPRO – Werkstatt für Suchtprophylaxe in Vorarlberg und Pädagoge, .
Der Gedanke, nicht online zu sein, ist für manche Menschen unerträglich. Neue Krankheitsbilder entstehen, die es so bisher nicht gab, wie das sogenannte „FOMO – „Fear Of Missing Out“. Darunter versteht man die Angst, man könnte etwas verpassen, was besonders für junge Menschen eine große Rolle spielt. Es handelt sich hierbei nicht nur um einen mentalen Zustand, auch physische Reaktionen, wie Schwitzen, Juckreiz, Herzrasen und Zwangsstörungen können damit einhergehen.
Diese Angst kann sich zur Sucht ausweiten und den Alltag schwer einschränken. Ein Übermaß an Angeboten und die schnelle Ablenkung durch verschiedenste Medien machen es jungen Menschen oft schwer, sich auf etwas länger zu konzentrieren und „Genuss“ zu erleben.
Verzichten stärkt Persönlichkeit
„Verzichten können ist eine unterschätzte Fähigkeit, es stärkt die Persönlichkeit und ist damit auch eine wirkungsvolle Methode der Suchtvorbeugung. Bewusster Verzicht macht stark und befähigt Kinder und Jugendliche, ‚Nein’ sagen zu können“, erläutert Andreas Prenn. Daher ist es so wichtig, von Klein auf zu lernen, von Zeit zu Zeit bewusst zu entsagen. Man sollte sich hier bei der eigenen Nase nehmen, denn von gelegentlichen medienfreien Familientagen profitieren alle in der Familie.
Wer verzichten kann, hat mehr Selbstkontrolle. Das erfordert Stärke, denn es gilt, gewohnte Verhaltensmuster aufzubrechen und das eigene Durchhaltevermögen auf die Probe zu stellen. Doch nur so kann man langfristig dem digitalen Hamsterrad entkommen.
Daniela Christl