Eine Volksschullehrerin aus Linz, die an einer Brennpunktschule unterrichtet, spricht im Grünschnabel-Interview über die Mediennutzung ihrer SchülerInnen. Fast alle Kinder in der Klasse haben eine andere Muttersprache als Deutsch. Teilweise wird “aus Langeweile” an den Nachmittagen intensiv “gezockt”, auch Spiele, für die die Kinder noch viel zu jung sind. 

Der Medienkonsum ist auch immer eine Frage der persönlichen Einstellung. Wie ist dein Verhältnis gegenüber digitalen Medien?

Privat sehe ich digitale Medien als wertvolle Werkzeuge, die unser Leben in vielerlei Hinsicht bereichern können. Sie bieten Zugang zu Wissen, Kommunikation und Unterhaltung. Allerdings glaube ich auch, dass es wichtig ist, einen gesunden Abstand zu wahren und den realen zwischenmenschlichen Austausch nicht zu verlieren. Auch ist es wichtig, ein Bewusstsein für die potenziellen Gefahren des Internets zu entwickeln und sich der damit verbundenen Risiken bewusst zu sein.

Als Lehrerin glaube ich, dass der Medienkonsum ein wichtiger Aspekt ist und in der Volksschule ist vor allem die Aufklärung entscheidend. Viele Kinder nutzen bereits privat soziale Medien, daher ist es umso wichtiger, ihnen in der Schule wichtige Kompetenzen im Umgang mit Medien beizubringen, damit sie sicher und verantwortungsbewusst mit digitalen Inhalten umgehen können.

Wie bist du selbst mit digitalen Medien aufgewachsen, welche Regeln galten bei euch zu Hause für Fernsehen, Nutzung von Laptops oder Handys, bzw. Spielen von Videospielen?

In meiner Kindheit gab es zu Hause einen Computer und einen Fernseher. Das Fernsehen war bei uns nur am Abend erlaubt und wurde auf etwa eine halbe Stunde pro Tag begrenzt, meist vor dem Schlafengehen. Die Computer-Spiele fand ich als Kind besonders spannend, da es damals noch keine Smartphones gab. Auch hier hatten wir eine klare Regel: Höchstens 30 Minuten pro Tag durften wir am Computer spielen.

Welche Erfahrungen machst du als Volksschul-Lehrerin mit dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht?

Ich setze digitale Medien im Unterricht gelegentlich ein, jedoch stehen uns an unserer Schule nicht viele Ressourcen zur Verfügung. Da einige Schülerinnen und Schüler auch in ihrer Freizeit viel Medien konsumieren, könnte es vielleicht gar nicht so schlecht sein, die Volksschule als medienarmen Raum zu gestalten. Dies würde den Kindern eine Möglichkeit bieten, sich auf andere Aktivitäten und den direkten sozialen Austausch zu konzentrieren. Trotzdem finde ich, dass Kinder auf die Gefahren wie die Nutzung von Social Media, das Thema Passwörter und E-Mail-Spam aufmerksam gemacht werden sollten. Aber ich persönlich halte es für wichtiger, dass Volksschulkinder vordergründig reale soziale Fähigkeiten entwickeln.

Und außerhalb des Unterrichts?

Da sehe ich den Einsatz digitaler Medien oft problematischer. Viele Kinder sind so stark in soziale Netzwerke oder Online-Spiele eingebunden, dass sie Schwierigkeiten haben, ihre Zeit zu kontrollieren. Daher ist es wichtig, auch die Eltern in die Verantwortung zu nehmen und den Kindern klare Grenzen und Regeln für den Mediengebrauch zu vermitteln.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass viele Eltern gar nicht wissen, was ihre Kinder im Internet die ganze Zeit machen. Viele Kinder spielen Spiele, die noch nicht für ihr Alter geeignet sind. Es besteht auch die Gefahr, dass Kinder süchtig nach digitalen Medien werden, was zu negativen Auswirkungen auf ihre Entwicklung und ihr Sozialverhalten führen kann.

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Merkst du im Unterricht Unterschiede zwischen Kindern, die zu Hause viel Medienkonsum haben und denjenigen, die wenig haben?

Im Unterricht lässt sich das nicht immer pauschal feststellen. Einige Kinder neigen vielleicht eher zur Ablenkung. Allerdings merke ich besonders in der Pause, welche Kinder viel Zeit mit Social Media und Handynutzung verbringen. Manche tanzen beispielsweise TikTok-Tänze nach. Auch beim Streiten wird deutlich, welche Kinder bestimmte (Schimpf-)Wörter oder Gesten verwenden, die sie im Internet gesehen oder gehört haben und die gerade „populär“ sind.

Manche dürften auch zu Hause nicht so viel Zerstreuung haben: Ein Schüler von mir geht zum Beispiel am Nachmittag freiwillig in den Förderunterricht, weil es ihm zu Hause immer so langweilig ist, wie er sagt.

Wie stehst du zum Handyverbot an Schulen?

Ich kann nur von meinen Erfahrungen in der Volksschule sprechen. In der Schule, in der ich unterrichte, müssen die Handys sowieso ausgeschaltet und in der Schultasche sein. Ich finde die Lösung gut und es funktioniert super. Ich verstehe, dass manche Eltern ihr Kind gerne nach der Schule im Notfall erreichen möchten. Deswegen finde ich ein generelles Handyverbot in Schulen nicht sehr sinnvoll.

Was würdest du dir wünschen, um bei Schulkindern den bewussten Umgang mit digitalen Medien zu fördern? Was würde dir in der Schule beim altersgerechten und kontrollierten Heranführen an digitale Medien helfen?

Um den bewussten Umgang mit digitalen Medien bei Schulkindern zu fördern, wäre es hilfreich, Computerprogramme und deren Nutzung in den Unterricht zu integrieren. Weiters sollten die Gefahren von Social Media und Betrügereien im Internet thematisiert werden. Altersgerechte Schulungen zu Themen wie Datenschutz und Online-Sicherheit würden den Kindern helfen, sich sicher im Netz zu bewegen. Kinder sollten nicht nur lernen, wie sie digitale Geräte bedienen, sondern auch, wie sie Informationen aus dem Internet kritisch hinterfragen, ihre Privatsphäre schützen und mit digitalen Inhalten verantwortungsbewusst umgehen.

Maria Zamut