Wann soll mein Kind ein Handy bekommen? Je später, desto besser! Wichtig ist, dass Eltern wissen, was das Kind am Handy macht und darüber gesprochen wird, dass die Eltern in Verbindung bleiben mit ihrem Kind. Und: Ein Handy ist kein Spielzeug, sondern ein Mittel zur Kommunikation, das die Eltern dem Kind lediglich borgen. Auszüge aus dem Elternbildungstalk mit dem Psychiater und Suchtexperten Kurosch Yazdi-Zorn. (Foto: KI-generiert/ChatGPT)
Der Vortrag „Online rund um die Uhr, wenn das Netz zur Sucht wird“ mit Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin, Leitung Klinikzentrum Psychiatrie an der Kepler Uni-Klinikum in Linz fand am 21.10.2025 in Linz statt. Der Sucht-Experte sprach im Rahmen eines Elternbildungstalks veranstaltet vom OÖ-Familienreferat im Rahmen der Elternbildung in Kooperation mit dem Familienbund Oberösterreich, der aus der LifeRadio Lounge online live übertragen wurde und auch auf Elternfragen einging.
Youtube-Filme beim Zähneputzen?
Elternfrage 1: „Unsere zweijährige Tochter wird beim Zähneputzen mit kurzen Handyvideos abgelenkt, ist das problematisch?“ Kurosch Yazdi-Zorn: „Ja, weil die Ablenkung bewirkt, dass das Kind nicht lernt, unangenehme Dinge auszuhalten. Das ist ein Lernprozess, der ohne digitale Medien erfolgen muss.“
Lern-Apps für Vierjährige?
Elternfrage 2: Machen Lern-Apps für Vierjährige Sinn?
Kurosch Yazdi-Zorn: Nein, Kinder lernen über die Identifikation mit ihren Eltern, man lernt von Personen, die man mag. Wenn man einen Lehrer gut fand, weiß man oft noch Jahre nach der Schule viel vom Unterrichtsstoff. Weil man in Beziehung gegangen ist mit dem Lehrer. Das ist mit digitalen Medien nicht möglich. Statt mit Lern-Apps ist es besser, mit dem Kind Zeit auf dem Spielplatz zu verbringen, weil in diesem Alter soziales Lernen wichtig ist.

Foto: KI-generiert/ChatGPT
Ablenkung durch Handy
Elternfrage 3: Oft sammeln sich Kinder wie Trauben um ein Kind, das ein Handy in der Hand hat. So werden andere vom analogen Spielen abgelenkt. Wie sollte das unter Eltern kommuniziert werden?
Kurosch Yazdi-Zorn: Mit dem Kind reflektieren ist am wichtigsten, mit ihm darüber reden, ob es gut war, dass das Handy am Spielplatz die anderen Kinder abgebracht hat vom Schaukeln oder Rutschen. Dabei kann man durchaus reflektieren, wie das erlebt wird und wie man das als Elternteil findet.
Reif für das Handy?
Elternfrage 4: Wann ist das geeignete Alter, in dem ein Kind ein Smartphone bekommen soll?
Kurosch Yazdi-Zorn: Je später, desto besser. Es geht aber mehr um die Reife des Kindes als um das Alter. Wenn das Kind ein Smartphone erhält, ist es wichtig, dies zu kontrollieren, was und wieviel es konsumiert oder spielt. Das heißt, die Eltern müssen sich intensiv auseinandersetzen damit.
Es ist wichtig, das Kind beim Smartphone entdecken zu begleiten und klarzumachen: Ein Handy ist kein Spielzeug, sondern die Eltern borgen es dem Kind, und zwar zu bestimmten Bedingungen. Am Anfang ist es wichtig, gemeinsam zu konsumieren und in Gesprächen darüber zu reflektieren – auch über Social-Media-Inhalte: Was war gut, will ich so sein wie die/der InfluencerIn (sportliche, schön etc.)?
Einschränkungen am Schul-Tablet
Elternfrage 5: Sohn nutzt Schul-Tablet, damit können die Nutzungszeiten nicht kontrollieren werden.
Kurosch Yazdi-Zorn: Moderner Unterricht ist wichtig, aber man muss auch darüber nachdenken, wie man die Nutzungszeit für die Kinder begrenzt. Dies ist beim Schul-Tablet oft nicht möglich und damit sind Spiele und das Schauen von unangebrachten Inhalten ein Problem. Am besten wird das beim Elternabend angesprochen. Schulen können Firmen engagieren, die die Tablets regulieren und Begrenzungen festlegen.
Ich mache was du tust, nicht was du sagst!
Auch nicht zu unterschätzen ist laut Kurosch Yazdi-Zorn die Vorbildwirkung der Eltern. „Kinder lernen nicht durch das, was ich sage, sondern das, was ich tue“, so der Psychiater und Suchtexperte. „Kinder identifizieren sich mit ihren Eltern und schauen sich ab, was sie tun. Oft auch erst als Erwachsene. Wichtig ist, was ich vorlebe. Deshalb empfiehlt es sich, auch als Eltern handyfreie Zeiten einzuhalten, nicht sofort auf jede Nachricht zu reagieren und beispielsweise das Smartphone vom Esstisch zu verbannen.
Gleichzeitig wird das Kind weniger „am Handy hängen“, wenn ihm altersgerechte Angebote gemacht werden, etwas gemeinsam zu unternehmen, das idealerweise beiden Spaß macht – Eltern und Kindern.
Maria Zamut