Mit Kohl und Klatschmohn gegen die Tristesse in den Städten

Sonnenblumen anpflanzen im 7. Wiener Gemeindebezirk

Sonnenblumen anpflanzen. Bild: magzin.at

Ursprünglich verstand man einen Guerilla-Gärtner als jemanden, der im urbanen Raum zivilen Ungehorsam praktiziert. Der Protest richtete sich gegen die zunehmende Verunstaltung des natürlichen Lebensraumes durch Beton und Asphalt und gegen die Vorherrschaft des Autoverkehrs. Auch das Bepflanzen von Golfplätzen mit Dornbüschen und das Stören von Gentechnik-Freilandversuchen gehört in diese Kategorie.


Samenbombe

Mittlerweile hat sich der Protest mit dem Nutzen einer Ernte beziehungsweise einer Verschönerung trister Innenstädte durch Begrünung brachliegender Flächen verbunden. Wer heute mit dem Rad durch seine Stadt fährt und „Samenbomben“ verteilt, hat nicht wirklich Ärger zu befürchten. Die für heimliche Aussaaten gedachten Kugeln bestehen aus einem Gemisch aus Erde, Ton und Samen. Bei Feuchtigkeit entfalten sie ihre grüne Kraft.

Bewohner freuen sich

Auch der Künstler Wilm Weppelmann, der im deutschen Münster ungenutzte Grünflächen, Verkehrsinseln oder Baumbegrenzungen bepflanzt, wird meist von Passanten bestärkt. Sie finden es gut, dass jemand etwas gegen die Tristesse in den Städten tut. Er setzt Kohlköpfe und Salat oder bunte Blumen. Das erfreut das Auge und belebt die versiegelten Flächen – eine Idee, die in vielen Städten immer mehr Anhänger findet.
Ein Kurz-Video des WDR

Mit Pflanzen verkleidete Person mit Schild mit Webadresse

Bild: guerilla-gärtner.com

Guerilla-GärtnerInnen haben den Wunsch, die Städte als lebenswerte Umwelt erfahrbar zu machen. Die Städte sollen von ihren BewohnerInnen „mit den eigenen Händen“ in Besitz genommen werden. Hierzu zählt illegale Gemüsezucht auf Brachland, wilder Reisanbau zwischen Wolkenkratzern oder organisierte Sprossenzucht auf Wohnhausdächern. Innerstädtische Brachflächen, Grünstreifen und Hinterhöfe werden begrünt und Biotope, Gemeinschaftsgärten und Pflanzenbeete angelegt. Vorbilder gibt es auch in amerikanischen Städten wie New York.

Die Wiener Guerillagärtner haben einen grünen Wuchermenschen in die Innenstadt geschickt, um auf ihre Website aufmerksam zu machen.
Hier geben sie Tipps und eine Anleitung für Samenbomben.

 
Moos-Grafitti

Graue Betonpfeiler oder Wände werden mit einem Gemisch aus Buttermilch und Moos bespritzt, teilweise auch hiermit beschriftet. Das Moos fängt bei idealen Voraussetzungen dann an, den Beton zu begrünen.

Die Gruppe GGardening in Wien besteht bereits seit mehreren Jahren und veranstaltet regelmässig Treffen an Grünflächen, um Samen zu säen und gemeinsam aktiv zu sein.
Der Blog informiert über aktuelle Treffen.