Die meisten Eltern verstehen nicht, warum ihre Kinder stundenlang nicht von den Spiel-Konsolen, Smartphones und Laptops wegzukriegen sind. Psychologin Karina Kaiser-Fallent erklärt die Psychologie hinter der Faszination von Online-Spielen für Kinder und Jugendliche.
„Digitale Spiele üben auf die meisten Kinder eine große Faszination aus, denn sie bieten schnellen (Spiel-)Spaß für alle Altersgruppen. Sie sind leicht zugänglich und für jeden ist etwas Interessantes dabei. Sie spornen uns mit dem idealen Schwierigkeitsgrad und einem durchdachten Belohnungssystem an, immer weiter spielen zu wollen.” Das „gute Gefühl“, das wir beim Spielen haben, ist es, was sich in unser Gehirn „einbrennt“ und das wir immer und immer wieder haben wollen. Das macht auch das Suchtpotenzial von Digitalen Spielen aus.
Psychologin Mag Karina Kaiser-Fallent bewertet Digitale Spiele für Kinder (www.bupp.at) und ist Mitarbeiterin in der Abteilung für Jugendpolitik im Bundeskanzleramt. Unter www.eltern-bildung.at/schwerpunktthema/medien/computer-und-konsolenspiele/wie-suechtig-machen-computerspiele klärt sie auf, wie süchtig Digitale Spiele machen können.
Selbstwirksamkeit erleben
Minecraft, Fortnite, Roblox, Counter-Strike 2, Rocket League und so weiter bieten vieles, das sehr verführerisch für Kinder und Jugendliche ist. „Sie bieten die Möglichkeit, Erfolge zu haben, sich selbstwirksam zu fühlen, sie geben Belohnungen und Lob für gute Leistungen. Dabei ist die Schwierigkeit idealerweise herausfordernd, aber schaffbar. Sie geben Raum zum Erkunden und Erleben. Sie verbinden mit Gleichaltrigen – beim gemeinsamen Spielen und Reden.
Das Gefühl „dazuzugehören“, ist für Kinder und Jugendliche ein wesentlicher Faktor, bestimmte Spiele zu spielen bzw. spielen zu wollen. Digitale Spiele sind fair – kein Kind ist beliebter als ein anderes oder wird bevorzugt. Beim Spielen kann man ganz in das Geschehen eintauchen und die Welt mit ihren Anforderungen und Sorgen für einige Zeit ganz vergessen.“
Das alles klingt grundsätzlich positiv. Wann aber wird digitales Spielen zum Problem? „2022 wurde ‚Gaming Disorder‘ als Verhaltensstörung deklariert“, erläutert die Psychologin. Drei Kriterien müssen vorliegen, um von einer Spielstörung sprechen zu können:
- Entgleitende Kontrolle etwa bei Häufigkeit und Dauer des Spielens
- Wachsende Priorität des Spielens vor anderen Aktivitäten
- Weitermachen auch bei negativen Konsequenzen
Ein klinisches Störungsbild sei aber selten, viel häufiger liege laut der Expertin eine Mischung aus „Viel spielen (wollen)“ und Sorgen, Ängsten und anderen Wertvorstellungen der Eltern vor, was häufig zu permanentem Streit in der Familie führe. Hier sei professionelle Hilfe dringend angeraten.
Daniela Christl
Wo erhältst du Hilfe:
- www.bupp.at Datenbank mit empfehlenswerten Spielen für verschiedene Altersstufen sowie Infos rund um das Hobby Computerspielen
- Familienberatungsstellen bieten psychologische und psychotherapeutische Hilfe
- Rat auf Draht +147 als anonyme Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche
- Beratung zum „Umgang mit digitalen Spielen“ fachstelle-enter.at/