Von heute auf morgen weg vom Plastik zu kommen ist schwer möglich und überfordert PlastiksparerInnen häufig. Deshalb der Rat von ExpertInnen: Schritt für Schritt vorgehen. Jede Menge Tipps zum Plastiksparen lieferte die Podiumsdiskussion der Grünschnabel-Auftaktveranstaltung „Wir tun was – (Einweg-)Plastik sparen in der Familie“.

Mit der Grünschnabel-Aktion “Plastik vermeiden in der Familie” soll keineswegs der Werkstoff Kunststoff verteufelt werden. Es macht in vielerlei Hinsicht Sinn, Plastik einzusetzen. Vor allem bei Einwegplastik-Produkten und Lebensmittelverpackungen wird jedoch stark übertrieben. So der einmütige Tenor bei der Podiumsdiskussion bei der Grünschnabel-Auftaktveranstaltung „Wir tun was“.

Zum Thema „(Einweg-)Plastik sparen in der Familie“ diskutierten: Sandra Krautwaschl, Plastikspar-Pionierin, Autorin von „Plastikfreie Zone“ und Grüne Landtagsabgeordnete in der Steiermark, Conny Wernitznig von der Initiative „ichbinsoplastikfrei“ im Mühlviertel, Verena Musikar von „Step by Step vom Plastik weg“ in Steyr, Radomir Kovacic vom Unverpackt-Laden Tante Hanna in St. Valentin sowie Martina Eigner, Plastikspar-Referentin aus Katsdorf.

„Verbissenheit beim Plastiksparen bringt nichts. Es sollte in erster Linie Spaß und Freude machen – und deshalb macht es Sinn, Schritt für Schritt Plastik zu reduzieren“, sagt Sandra Krautwaschl. Jede Woche ein wenig Plastik weglassen ist nachhaltiger als zu glauben, man müsse von heute auf morgen seinen Haushalt auf plastikfrei bringen. Dies überfordert die Menschen und darunter leidet die Motivation. „Beim Lebensmittel-Einkauf ist es relativ einfach, Plastik einzusparen, jedoch bei Hygiene und Putzmittel kann es schwierig werden“, findet die Buchautorin.

Plastikspar-Tipps für die Praxis:
Planung wichtig: Gerade beim plastikfreien Einkauf ist die Organisation wichtig, so etwa beim Mitbringen von geeigneten Gefäßen etc.

Größere Mengen: Auch größere Verpackungen kaufen macht Sinn, beispielsweise bei Kosmetikartikeln wie Shampoo etc. Bei der Körperhygiene geht es nicht nur um die Plastikverpackung, sondern auch das Mikroplastik, das beispielsweise beim Duschen und Zähneputzen in den Wasserkreislauf gelangt.

Nie wieder ein neues Handy: Gebrauchte Mobiltelefone zu verwenden sei ein Signal gegen die Verschwendung von seltenen Erden, Kinderarbeit und von Ressourcen.

Plastikgefäße behalten: Vorhandene Tupperware- und sonstige Plastikbehältnisse brauchen nicht weggeworfen zu werden, sondern können Schritt für Schritt durch Glas-, Holz- oder Edelstahlgefäße ersetzt werden.

Babys ohne Plastik: Kinderspielzeug aus Plastik sollte speziell bei unter Zweijährigen eher gemieden werden. Da Kinder in diesem Alter noch vieles in den Mund nehmen, was bei Plastik unbedingt vermieden werden sollte. Siehe dazu auch unseren Plastikfasten-Tipp 9.

Wer soll’s richten, die KonsumentInnen oder die Politik?
„Es gibt so viel unnötige Verpackung, weil es für den Einzelnen billig und einfach ist, diese wegzuschmeißen. Wir als Gesellschaft zahlen dafür allerdings einen hohen Preis. Verändern kann dies jedoch nur die Politik“, findet Sandra Krautwaschl und tritt für eine CO2-abhängige Besteuerung von Produkten ein. So werden automatisch ökologisch sinnvolle Produkte günstig. „Der Schaden muss etwas kosten“, meint die Landtagsabgeordnete aus der Steiermark.

Verena Musikar wünscht sich einen Sechs-Stunden-Arbeitstag, weil man so als ArbeitnehmerIn mehr Zeit zum selbst Gemüse anbauen, generell zum Selbstmachen von Kosmetik etc. hätte. „Die Big Player etwa aus der Getränkeindustrie sollten mehr zur Kasse gebeten werden“, findet Radomir Kovacic. Die großen Softdrink-Erzeuger produzieren bis zu 200.000 Getränke in Plastikflaschen pro Minute. In dieser Dimension sollten demnach das Problem angegangen werden. „Nicht zu Tode reglementieren“, findet Radomir Kovacic ebenfalls wichtig. Denn oft erschwerten Hygiene- und sonstige Vorgaben es kleinen ProduzentInnen, für den lokalen Markt zu produzieren.

„Warum weigern sich Konzerne, etwas weniger einzupacken?“, fragt sich Conny Wernitznig. Es brauche einen Umdenkprozess, nicht nur in der Verpackungsindustrie, sondern auch im Lebensmittelhandel.
„80 Prozent der ÖsterreicherInnen wollen mehr Mehrweg-Systeme. Der Handel will das nicht, denn das kostet mehr Geld und reduziert Gewinnspannen. Es geht nur über den Druck der KonsumentInnen, dies dennoch durchzusetzen“, sagt Sandra Krautwaschl.

Der Druck aus der Bevölkerung sei auch wichtig, damit PolitikerInnen aktiv werden müssen. So etwa wird die Berglandmilch Molkerei mit Jahresende Milch und später auch Joghurt in Pfandflaschen anbieten.

 

Maria Zamut