Nicht nur Know-how, sondern auch den Mut zum Selbstmachen vermitteln Initiativen wie das Repair-Cafe oder die Nähküche in Linz. Beim Upcycling-Basteln Trash-Up kommt noch viel Kreativität dazu. Cradle-to-cradle berücksichtigt schon in der Produktion von Dingen die leichte Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit. Blitzlichter von der Tauschrausch-Gesprächsrunde 2018 “Dinge länger nutzen, wie geht das?”.

„Die Entwicklung der Abfallmengen ist auf den ersten Blick dramatisch“, sagte Horst Mertens vom Abfallmanagement der Linz AG. „Seit 1990 hat sich die Abfallmenge verdreifacht. Im gleichen Zeitraum hat sich jedoch auch die Menge an Stoffen, die getrennt gesammelt wird, wie Altpapier- und Altglas, verzehnfacht.“ Die Menge des Restmülls sei deshalb leicht sinkend.

Das Abfallmanagement der Linz AG arbeitet eng mit den Revital-Shops der Volkshilfe zusammen. Hier werden Möbel, Elektrogeräte und Altkleidung der Wiederverwendung zugeführt. „Wir beschäftigen 300 Menschen, die 900 Tonnen Altwaren und 2000 Tonnen Textilien im Jahr über den Verkauf in die Wiederverwendung bringen“, sagt Fred Edlinger von der Volkshilfe OÖ. In den Revital-Shops gehe es um Ressourcenschonung und für alle leistbares Einkaufen.

Dem Motto „revital ist genial“ kann man auf drei Arten gerecht werden: Man kann die Dinge in den Altstoffsammelzentren abgeben oder direkt im Revital-Shop. Möbel und Elektrogroßgeräte werden zudem direkt von zu Hause abgeholt.

Unter dem Titel „Trash Up“ wird im Otelo, dem Offenen Technologielabor in Linz, Upcycling der besonderen Art betrieben: So etwa entsteht aus einer Waschmaschinentrommel ein Küchenregal oder aus Schwemmholz eine Lampe, Bierkapseln werden zu Schmuck verarbeitet. „Wir lassen aus Sachen, die eigentlich Müll sind, etwas Neues erstehen. Der Erlös aus unserer kreativen Bastelrunde kommt dem Tierschutz zugute“, erklärt Robert Fabian von Otelo.

Und sein Kollege, Gerhard Mikulaschek vom Repair-Cafe des Otelo fügt hinzu: „Dank unserer 3D-Drucker können wir in Einzelstücken Dinge und Ersatzteile herstellen, sodass auch relativ exotische Dinge repariert werden können.“ (siehe Repair-Cafe: Kaputtes selbst reparieren)

Erlebnis von Selbermachen nicht mit jenem von Kaufen vergleichbar
„Ein Shopping-Erlebnis lässt sich nicht vergleichen mit dem Erlebnis, das Menschen haben, die bei uns in der Nähküche etwas selbst genäht haben“, bringt es Martina Eigner auf den Punkt. In der offenen Nähwerkstatt können Menschen selbst „Nadel anlegen“ und aus den vorhandenen Stoffspenden neue Kleider oder auch Gebrauchsgegenstände wie Taschen etc. entstehen lassen.

„Es braucht oft nur den Mut zum Selbsttun“, sagt Martina Eigner. Oft ist es die strenge Handarbeitslehrerin von damals, die Leute hemmt, einen Stoff zuzuschneiden. „Wir versuchen, hier Selbstvertrauen und Expertise beizusteuern.“

„Unsere Wurmkisten verursachen keinerlei Geruchsbelästigung“, widerlegt David Witzeneder von Wurmkiste.at ein gängiges Vorurteil gegen seine Wurmkompost-Kisten. „500 bis 2000 Würmer wühlen und graben sich durch den Biomüll und setzen so bis zu einem halben Kilo Biomüll am Tag um“, erzählt er bei der Tauschrausch-Gesprächsrunde. „Je mehr man die Würmer füttert, umso mehr fressen und vermehren sie sich.“

Provokante Frage der Moderatorin: Geht der Wirtschaft nicht Umsatz abhanden, wenn alle nur noch Wiederverwerten, wiederverwenden, reparieren? „Die Ressourcen sind endlich. Wenn wir nicht schleunigst zu einer Kreislaufwirtschaft kommen, werden wir bald die seltenen Erden, die wir für Handys benötigen, teuer aus den Müllbergen herauswühlen müssen“, sagt Robert Fabian vom Otelo. Beim „Cradle-to-cradle“-Prinzip wird schon bei der Konstruktion und Herstellung darauf geachtet, dass etwas leicht reparierbar, wiederverwendbar oder die Einzelteile recyclebar sind.

Der Einkauf ist der Knackpunkt für die Wiederverwendung und Wiederverwertung: So kann beispielsweise ein Soda-Sprudler im Haushalt eine große Menge PET-Flaschen im Jahr einsparen helfen oder Unverpackt-Läden den Verpackungsmüll, wie man ihn aus dem Einzelhandel kennt, obsolet machen.

Hat das Recyceln Grenzen?
Gibt es Grenzen beim sinnhaften Wiederverwerten? “Nein”, findet Robert Fabian. “Denn früher oder später wird man alles wieder zurückholen aus dem Müll.” Es gebe im Elektronikbereich bereits Versuche, Chips für PCs aus biologischen Materialien zu erzeugen, sodass diese auch biologisch abbaubar seien.

 

Maria Zamut