In der Hast des Familien-Alltags tut oft Entspannung Not, für Groß und Klein. Stille Momente, Yoga oder Fantasiereisen können bei nervösen, quirligen Kindern wahre Wunder wirken. 

Eines gleich vorweg: Kinder entspannen oft wesentlich einfacher als Erwachsene, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen passen. Unser Nachwuchs lässt sich mehr von äußeren Umständen und ihren Impulsen leiten, deshalb kann er sich in Stille Momente und Fantasiereisen meist gut hinein versetzen.

Entspannungsübungen sorgen vor allem für mehr Ruhe und Konzentration – in jedem Alter. SportlerInnen und Kunstschaffende setzen diese Methoden ein, um zur Ruhe zu kommen und bessere Leistungen zu erbringen. Auch bei (Schul-)Kindern, die vor Tests und Schularbeiten angespannt sind, kann Entspannung zu besseren Noten führen. Denn Ruhe und Gelassenheit sorgt für Klarheit im Kopf, begünstigt konzentriertes und fokussiertes Denken. 

Dies gilt vor allem dann, wenn folgende Punkte beachtet werden:  

–         Wichtig ist stets ein spielerischer Umgang mit Entspannung. Es sollte den Kindern als selbstverständlich näher gebracht werden – etwas, das jede/r von uns braucht und das es besser kennen zu lernen und zu üben gilt.    

–         Entspannungsübungen, die mit bildhaften Vorstellungen arbeiten, sind bei Kindern klar im Vorteil.

–         Nichts erzwingen! Entspannungsübungen kann man mit den Kleinen nicht auf Knopfdruck machen. Es gehört viel Geduld und ein Gefühl für Situationen und Stimmungen dazu.

–         Am besten sind die Effekte, wenn autogenes Training, stille Momente etc. immer wieder, am besten regelmäßig oder ritualisiert, über einen längeren Zeitraum hinweg in den (Familien-)Alltag integriert werden.

–         Auf individuelle Vorlieben und Abneigungen Rücksicht nehmen. Es gibt Kinder, die partout nichts mit Atemübungen anfangen können, dafür aber gerne Mandalas malen.

 

Stille Momente (ab 3, 4 Jahre):

Dabei lernen die Kinder die positiven Aspekte der Stille kennen. Stille Momente kann man fast überall einbauen, in der Natur, in ein Spiel. Dabei werden die Kleinen angehalten, etwas genau zu beobachten, zu lauschen, zu riechen, zu schmecken oder zu fühlen und dabei ganz ruhig zu sein. Bei dieser Art von Achtsamkeitsübung kann man das Kind auffordern, aufmerksam dem Zwitschern eines Vogels zu lauschen oder still die Weichheit des Felles einer Katze erfühlen. Werden die stillen Momente regelmäßig in den Alltag eingebaut, so wird ein Kind dadurch ruhiger und konzentrierter.

Fantasiereisen (ab Kindergartenalter):

Geschichten, die die bildhafte Vorstellung und Fantasie der Kinder anregt, werden ruhig und entspannt vorgelesen. Dazu wird eine entsprechende wohlige und ruhige Situation geschaffen, die Kinder legen sich am besten dazu hin und träumen sich in die Geschichte hinein. Wenn sie wollen, können die Kleinen die Augen schließen. Die Fantasiereise könnte beispielsweise auf einem fliegenden Teppich oder einem Regenbogen stattfinden. Entspannungsgeschichten eignen sich auch gut zum Einschlafen. Hier geht’s zur Fantasiereise auf dem Regenbogen (Verlinkung Regenbogen-Fantasiereise zum Einschlafen!)

Mandalas malen (ab Kindergartenalter):

Da es unterschiedliche Schwierigkeitsstufen von Mandalas gibt, kann diese Entspannungsmethode schon mit relativ kleinen Kindern gemacht werden. Mandalas sind runde Kreisbilder mit einer immer wiederkehrenden inneren geordneten Struktur. Viele Kinder lieben es, diese Bilder auszumalen und sich dabei nahezu meditativ zu konzentrieren. Beim Mandala-Malen muss eine vorgegebene klare Struktur eingehalten werden. Diese verhilft den Kleinen zu innerer Ruhe und Ordnung. 

Meditativer Tanz (ab 5, 6 Jahren):

Es gibt Kinder, die am besten mit Bewegung entspannen. Die Kinder bewegen sich mit einfachen Gebärden und wiederkehrenden Tanzschritten zu ruhiger Musik. Die Eltern sollten beim meditativen Tanz unbedingt mittanzen, um zu zeigen wie es geht und um Toben zu vermeiden. Zu dieser Entspannungsmethode ist ruhige Musik, gedimmtes Licht und eine entspannte Atmosphäre im Raum nötig, aber auch bequeme Kleidung und ein ungestörtes Umfeld. 

Atemübungen (ab 8 Jahre):

Bei gestressten Menschen wird die Atmung kurz und oberflächlich – auch bei Kindern. Mit gezielten Atemübungen lernen Kinder wieder tief in den Bauch zu atmen und kommen so zur Ruhe. Der Sauerstoff strömt in jeden Körperteil und versorgt sie gut mit Energie. Das Kind liegt bei den Atemübungen bequem auf dem Rücken, die Hände liegen ruhig auf dem Bauch. Nun atmet es tief und bewusst in den Bauch und spürt dabei, wie dieser sich hebt und senkt. Beim Ausatmen bleibt der Mund geschlossen und der Atem entweicht durch die Nase. Hat das Kind das Gefühl, die gesamte Luft ausgeatmet zu haben, so stößt es mit einem kraftvollen „Ho, Ho, Ho“ die Restluft aus.   

Yoga (ab 8 bis 10 Jahre):

Mit speziell adaptierten Yoga-Übungen und -Haltungen wird auf die geringere Konzentrationsspanne von Kindern Rücksicht genommen. Figuren wie der Hund, der Baum oder die Katze werden für Kinder ein wenig abgewandelt und mit viel Spaß und Fantasie ausgeführt. Die Nachwuchs-Yogis dürfen – im Gegensatz zu den Erwachsenen – beim Yoga-Praktizieren brüllen wie ein Löwe oder miauen wie eine Katze.

Autogenes Training (ab 8 bis 10 Jahre):

Mit Kindern im Volksschulalter kann man sich an entspannende Autosuggestionen heranwagen. Im Sitzen oder Liegen geht das Kind beispielsweise auf eine warme, sonnige Wiese: „Die Sonne scheint auf deinen Körper. Du spürst die Wärme auf deinen Armen, Beinen und auf deinem Gesicht. Du fühlst dich ruhig und entspannt.“ Auch diese Entspannungsreisen werden ruhig vorgelesen.

 

Maria Zamut