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In der Kiste ist der Wurm drin

Maria Zamut erzählt über Bau und Inbetriebnahme sowie erste Erfahrungen mit ihrem Wurmkomposter. Grünschnabel veranstaltet regelmäßig Workshops in Linz zum Bau von Wurmkompostern. 

Die Entstehung meiner Wurmkompost-Kiste ist eine Geschichte für sich. So viel sei vorausgeschickt: Ich bin definitiv keine Handwerkerin, sondern ein deklarierter Bücherwurm. Mit genau dem Geschick im Umgang mit Hammer und Bohrmaschine, den man eben haben kann, wenn man viel und gerne Bücher liest. Also gar keines.

Aber ich wollte schon immer einen Wurmkomposter haben – und zwar Marke Eigenbau. Es zeigt sich, dass auch hier stimmt: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. Unter den vielen Anmeldungen, die für die begrenzte Anzahl an TeilnehmerInnen bei dem Wurmkomposter-Bau-Workshop möglich sind, bin ich als Fixstarterin mit von der Partie.

Dank der kundigen Anleitung von David Witzeneder (www.wurmkiste.at [1]) und so manchem Seitenblick auf die Workshop-KollegInnen beim Schleifen, Gitter antuckern, Lüftungslöcher vorbohren und schließlich richtig (!) zusammenschrauben der Bretter steht das Ding: Meine selbst gebaute Wurmkompost-Kiste, auf die ich echt stolz bin!

Eine Woche nach dem Workshop treffen die Würmer mit der Post ein. Ich bin nicht zu Hause, als der Briefträger kommt. Also schnell zum Postamt geradelt, damit die Würmchen auch keinesfalls leiden müssen, weil sie zu warm oder kalt im Lager stehen, man weiß ja nie. Sie sollen’s schließlich von Anfang an gut haben bei mir.

DSCF7886Mein Sohn ist mit Feuereifer bei der Sache. Er findet die Würmer sehr interessant. Also vorsichtig rein mit dem Erde-Wurm-Substrat in die Kiste, ganz nach Anleitung [2]. David hat genau erklärt, was die Kompostwürmer gerne fressen und was nicht. Also kriegen sie zunächst einmal klein geschnittene Karottenschalen und eine Portion Feuchtigkeit. Dann warten wir mal. Die Tage vergehen, die Karotten werden nicht weniger. Gefällt es ihnen nicht bei mir? Nein, sie haben einfach zu wenig Wasser. Das wird immer wieder falsch gemacht. Also schön schauen, dass die Oberfläche feucht ist. Ja, jetzt werden die Würmchen gleich viel aktiver.

Der Wurmkomposter stinkt nicht
Meine BesucherInnen sind sehr interessiert an dem Wurm-Schauspiel: Und immer kommt als erstes die Frage: Ja, stinken die denn nicht? Die Wurmkiste steht bei mir in der Küche. Ich habe auch schon den Wintergarten ausprobiert, aber da wurden sie recht träge, denn dort ist es doch relativ kalt oder eben zu heiß, wenn die Sonne scheint. Also, die immer gleichmäßig warme Küche. Da fühlen sie sich gleich viel wohler. Und riechst du etwas? Nein, überhaupt nichts. Öffnet man den Deckel der Kiste, schlägt einem der Duft von feuchtem Waldboden entgegen.

Feuchtigkeit ist wichtig 
Nach einigen Wochen werden die Würmer irgendwie träge. Wurmt sie etwas? Sie scheinen nicht wirklich hungrig zu sein. Ich lese nach. Mache die Handprobe. Ja, tatsächlich. Es ist ihnen schon wieder zu wenig feucht. Also mit der Sprühflasche Feuchtigkeit reinsprühen  – und außerdem habe ich schon lange kein Gesteinsmehl mehr gegeben. Ja, das scheint Wirkung zu zeigen. Sie fressen wieder munter.

wurmkomposter-wurmhocker-in-der-wohnung-3-fütterung-1Karottenschalen, Zwiebelschalen, Apfel- und Birnenreste verarbeiten sie zu Humus etc. aber vor allem Kaffee- und Teesatz. Das lieben meine Würmer. Die kleinen – für sie mundgerechten Körnchen – verputzen sie in Nullkommanix. Leider trinken wir nur wenig Kaffee, aber viel Tee. Ich überlege schon eine Kooperation mit dem nahe gelegenen Kaffeehaus, um meine Würmer bei Laune zu halten. Das Koffein im Kaffeesatz scheint auch bei ihnen eine gewisse anregende Wirkung nicht zu verfehlen…

Macht man den Deckel der Wurmkiste auf und hebt die darunterliegende Hanfmatte an, wimmelt es richtiggehend. Man hat das Gefühl, die Würmer bei etwas ertappt zu haben, denn sie verkriechen sich sofort. Helligkeit mögen sie nicht. Dabei bin ich so stolz auf sie. Wie sie sich durch meinen Biomüll durchwühlen, ja, am Anfang war da ein bissl der Wurm drin, bei der Wurmkiste. Es dauert eben etwas, bis man ausgetüftelt hat, wie es am besten funktioniert. Aber nach einigen Monaten haben wir jetzt eigentlich schon ein recht harmonisches Verhältnis, meine Würmer und ich.

Maria Zamut