Ein Lehrer, der sich für seine SchülerInnen mehr wünscht, als nur das, was in den Schulbüchern steht, das ist Gerald Ehegartner (49). Und so ließ er diesem Wunsch auch gleich Taten folgen: Er gründete gemeinsam mit einer Kollegin an seiner damaligen Schule „Innovative Mittelschule St. Valentin“ in Langenhart das österreichweit (!) erste Naturpädagogik-Wahlfach „Abenteuer Natur“.

„Wir sind die erste Generation, die im Wald kaum mehr zu finden ist – dem wollten wir entgegenwirken“, erzählt der leidenschaftliche Hobby-Trompeter und Vater von zwei Kindern. Der ausgebildete Naturpädagoge machte die Ausbildung zum Wildnispädagogen, denn „so Dinge wie Feuer machen oder etwas mit dem Messer schnitzen, das sind elementare Dinge, die ganz wichtig sind und bei den Kids gut ankommen, vor allem bei den Jungs“.

Dabei freut es den Dietacher, der jetzt an der NMS Ramingtal in Kleinraming unterrichtet, dass bei seinen Streifzügen in die Natur alle mit vollem Einsatz dabei sind und überall mitmachen. „Die Mädels schleppen genauso wie die Jungs, spielen gemeinsam Fußball, bauen Unterschlupfe,… – das gefällt mir“, sagt Ehegartner.

Jeden Dienstag ist der Pädagoge zwei Stunden mit den Kids der 3. beziehungsweise 4. Klassen in der Natur unterwegs und „dabei haben wir eine Menge Spaß!“ Die SchülerInnen werden so animiert, mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Ehegartner ist es wichtig, den Kindern ihre Umgebung näher zu bringen: „Zum Beispiel fließt neben der Schule ein Bach, wo man Eisvögel beobachten kann, doch es ging nie jemand hin! Ich mache gerne Sitzplatzübungen mit den Kindern. Jeder sucht sich einen Lieblingsplatz – dann besteht die Aufgabe nur aus Beobachten und Wahrnehmen.“ Auch über Umweltschutz, Fair-Trade und bewusste Ernährung wird gesprochen, um auch das Bewusstsein in diese Richtung zu schärfen.

Die Gruppen bestehen je zur Hälfte aus Mädchen und Jungs. „Alle machen draußen das Gleiche, sie haben nur unterschiedliche Herangehensweisen“, erzählt Ehegartner. Gewundert hat ihn, wie stark das Medienecho auf dieses Wahlfach war, denn ihm war damals gar nicht bewusst, dass es so ein Schulfach in ganz Österreich nicht gab. So kamen auch viele Schulen, um sich von diesem naturpädagogischen Konzept etwas abzuschauen.

Das Wahlfach „Abenteuer Natur“ kam von Anfang an „irrsinnig gut an“. Gerne leitet der Naturpädagoge die Kinder dazu an, gemeinsam etwas „Großes“ zu schaffen, wie etwa eine Behausung zu bauen, in der man draußen überleben könnte. „Ich lasse sie da auch mal etwas ‘falsch’ bauen“, sagt Ehegartner schmunzelnd, „denn das Überleben in der Wildnis ist von den Bedingungen in der Natur vorgegeben. Das sollen die Kinder erkennen und daraus lernen. Das Schöne ist, dass man draußen einfach wertfrei herumprobieren kann.“

Von der heutigen Schule wünscht der engagierte Lehrer sich allgemein mehr Herzens- und Friedensbildung sowie Naturvermittlung. Deshalb hat er auch ein viel beachtetes Buch geschrieben mit dem Titel „Kopfsprung ins Herz – Als Old Man Coyote das Schulsystem sprengte“ (Verlag Tao.de). Mit seinem Engagement fand er sogar Beachtung von Neurobiologe Gerald Hüther, der das Projekt „Abenteuer Natur“ in einem seiner Bücher vorstellte. Ein voller Erfolg also?

„Ja, das freut mich schon sehr“, sagt Ehegartner. Noch mehr freuen würde es den Lehrer mit dem großen Herz für die Natur, wenn dieses naturpädagogische Konzept ein fixer Bestandteil an jeder Schule würde. „Schule muss sich wieder viel mehr ums Leben annehmen – da ist die Natur ein kleiner Beitrag“, sagt Ehegartner. In seiner neuen Schule hat er dafür bereits gesorgt. Es bleibt zu hoffen, dass er viele Nachahmer findet!

Daniela Christl