Die Urlaubszeit ist da – uns allen tun Pausen und Auszeiten unglaublich gut. Abstand zu den Aufgaben des Alltags zu gewinnen, sich überwiegend den schönen Dingen zu widmen und zu regenerieren bringt Lebensfreude zurück, schreibt Katharina Maderthaner in ihren Erziehungsfragen.

Bestimmt kennt ihr das Bild von der Vase, die man mit Steinen füllt. Danach gefragt, ob die Vase voll ist, wird man bejahen. Doch es kann noch eine Menge Kieselsteine hineingekippt werden, die sich zwischen den großen Steinen verteilen. Nun ist die Vase aber voll. Oder doch nicht? Auch Sand passt noch in die Zwischenräume. Und schließlich kann immer noch ein Glas Wasser hineingeleert werden, das sich wiederum in den Freiräumen verteilt.

Mit der Selbstfürsorge ist es ähnlich: Reisen oder Wochenendausflüge können große Brocken in Sachen Auftanken sein. Doch stets nur auf diese großen Gelegenheiten zu warten, wäre nicht erfüllend. Da bleibt zwischendurch vieles leer. Für die Erholung im Alltag brauchen wir also viele kleinere Steinchen, die sich flexibler den Gegebenheiten anpassen. Vielleicht könnte das ein besonderes Essen zu zweit im Restaurant sein, ein genüsslicher Familientag am Badesee, ein ungestörter Plausch mit Freunden oder bei einer Radtour allein mit mir selbst zu sein. Was sind die kleinen Erholungsbausteinchen in deinem Alltag?

Die Magie von Sand und Wasser

Doch auch solche kleineren Auszeiten sind nicht immer möglich und in Reichweite. Und gerade auf dieser Ebene ist vieles möglich an guter Selbstfürsorge. Achte gut auf deine Gesundheit, indem du dich gesund ernährst und deinem Körper Gutes tust. Schlafe ein wenig mehr, auch wenn dann eine Arbeit liegen bleibt. Belebe dich mit deiner Lieblingsmusik, geh ein Weilchen deinem Hobby nach, nimm dir 10 Minuten Auszeit in Stille ganz für dich, tauch ein in eine wunderbare Erinnerung oder wende dich einer Arbeit zu, die dir Freude macht. Auch diese „Sandkörnchen“ können zu einem kleinen Stück Sandstrand im Alltag werden.

Und dann sind da noch die Phasen, in denen es so dicht ist, dass wir nur noch funktionieren. In denen wären Pausenzeiten umso wichtiger, um dem hohen Tempo und der Anspannung etwas entgegenzusetzen. Es ist nur auch gerade dann schwer umsetzbar, sich größere Freiräume zu verschaffen. Hier versuche ich, den Blick auf das Wasser in unserem Bild zu lenken. Irgendetwas Gutes für mich zu tun geht immer, auch wenn die Vase schon voll zu sein scheint. Und genauso wie Wasser in unseren Leitungen, sind diese Möglichkeiten immer vorhanden – wir brauchen sie nur anzuzapfen. Im Außen muss ich dafür kaum etwas tun, den Unterschied macht eher eine veränderte innere Haltung.

Etwa kann ich eine Arbeit, die ohnehin ansteht, mit etwas Angenehmem verbinden, wie einen Podcast zu hören, oder neben der manuellen Tätigkeit neugierig zu horchen, was seelisch in mir aufsteigen will. Alles, was ich tue, kann ich versuchen, aufmerksamer und bewusster zu machen, anstatt in einem Autopiloten-Modus durch den Tag zu rauschen. Ich erinnere mich, langsamer zu fahren, zu gehen.

Wann immer ich daran denke, entspanne ich meine Muskeln: die Schultern wieder sinken lassen, Kiefer lockern, Augenpartie entspannen und durchatmen. Kurz innehalten und meine spielenden Kinder wirklich anschauen, mein Herz wieder weich machen. Gehe ich aus dem Haus, bleibe ich kurz vor der Tür stehen, nehme die Temperatur wahr, genieße die frische Luft, spüre die Sonne im Gesicht und haste nicht gleich weiter. Ein bisschen Urlaub im Alltag ist immer möglich.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!

Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)

katharina.maderthaner@gmx.net