Schulanfänger-Kinder bekommen im KInderWald keine Arbeitsblätter, sondern einen ganzheitlichen Zugang zu ihren individuellen Fähigkeiten und Talenten – und zur Natur. Katharina Maderthaner beschreibt die Schulvorbereitung im KinderWald. 

Im letzten Jahr vor dem Schuleintritt ein spezieller Tag pro Woche, an dem die “Schulanfänger” Arbeitsblätter bekommen? Im KinderWald haben wir einen ganzheitlichen Blick darauf, was ein Kind braucht, um im Schulalter gerne und konzentriert an seine Aufgaben herangehen zu können. Was braucht es dafür?

Körperkompetenz als Fundament
Auf der einen Seite bilden körperliche Fähigkeiten eine wichtige Basis: Fein- und Grobmotorik sollen geschult sein, damit der Umgang mit Stiften und Werkzeugen gut gelingt. Ein gut ausgebildeter Gleichgewichtssinn wirkt sich positiv zum Beispiel auf das Schreiben gerader Linien aus. Ist die Wahrnehmung des eigenen Körpers gut entwickelt, kann das Kind sich in seiner Umgebung feiner wahrnehmen und positionieren, es spürt seine Grenzen und Fähigkeiten differenzierter. Das Sein, Werken und Erleben im Wald bietet ein breites Spektrum an Gelegenheiten, körperliche Kompetenzen zu schulen. Allein der unebene, wechselnde Untergrund leistet seinen Beitrag. Die Kinder balancieren auf Baumstämmen, klettern, haben Platz zum Laufen, sie graben, erforschen, weben Mandalas zwischen Ästen. Sie erleben sich in verschiedener Witterung verbunden mit der Natur und lernen wahrzunehmen, was sie brauchen. Muss ich ein Kleidungsstück an- oder ausziehen? Brauche ich jetzt mal eine Pause und eine Stärkung?

Potentiale entfalten sich in einer sorgfältig vorbereiteten Umgebung
Kinder wollen ihre Bewegungsfähigkeiten ausbauen, ihre Sinne verfeinern und sich in die Welt der “Großen” hineinentwickeln. Ganz aus dem Kind heraus entsteht etwa in einem Alter von drei bis sechs Jahren ein Interesse an Schrift, an Zahlen und an den Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Ein solches natürliches Interesse wird von aufmerksamen BegleiterInnen erkannt und aufgegriffen. Mit Leichtigkeit nähern sich die Kinder etwa durch Anlauten, Sandpapierbuchstaben oder das Schreiben von Buchstaben in einer Sandwanne an die Welt der geschriebenen Sprache an.

Durch das tägliche Zählen aller Kinder, das Verorten im Jahr (“Der wievielte Tag des wievielten Monats ist heute?”), das Vergleichen von Mengen und Größen entsteht in den KinderWald-Kindern ein Gespür für Ziffern und die Mengen, die hinter diesen abstrakten Symbolen stehen. Naturmaterialien lassen sich dafür bestens einsetzen. Das vielfältige Montessori-Material, mit dem die Kinder regelmäßig im Wald und in einem angemieteten Raum arbeiten, antwortet ebenfalls auf die sensiblen Phasen kindlicher Entwicklung.

Das Kind als Teil eines sozialen Netzes
Im Rahmen der Kindergruppe lernt das Kind sich selbst neu als handelnde Person in Beziehung zu anderen kennen. Es steht kein klassisches Spielzeug zur Verfügung, stattdessen bieten Naturmaterialien und sinnvolle Werkzeuge viel Raum für Kreativität und Fantasie. Dadurch entstehen häufig Rollenspiele und in Spielsituationen wollen immer wieder Punkte ausverhandelt werden. Damit es allen gut geht, ist es erforderlich, aufeinander einzugehen und die persönlichen Grenzen zu achten. Ebenso bietet das gemeinsame Spielen und Arbeiten im KinderWald viele Gelegenheiten, sich als Teil einer Gruppe, eines Teams zu erleben, und die eigenen Grenzen und Bedürfnisse wachsamer wahrzunehmen und zu kommunizieren.

Freude am Lernen 
Warum sind die Dinge so, wie sie sind? Wieso haben die Blätter verschiedene Formen und weshalb bekommt man den Feuersalamander nur bei Regen zu Gesicht? Die kindliche Neugier auf die Wunder rundherum ist ein starker Motor für die Lust am Lernen. Und die bringt jedes Kind von Natur aus mit und behält seinen Forschergeist auch, wenn es darf. So bleibt die Freude am Lernen erhalten.

Es erdet Kinder, wenn ihre Bewegungsfreude im Grünen ausgelebt werden darf, und sie entwickeln ein Gefühl für ihre Fähigkeiten und Grenzen. Von Anfang an erleben die Kinder im KinderWald am eigenen Leib, wie alles miteinander verbunden ist. Durch Erzählungen und die intensive Arbeit mit Montessori-Material treten die Kinder mit Naturwissenschaften und Kulturtechniken in Verbindung und sind auf allen Ebenen für die schulischen Herausforderungen gerüstet.

Damit beginnt Schulvorbereitung mit dem ersten Tag im KinderWald.

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