Foto: Fotolia/Elnur

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Von A wie Alleinregierung bis Z wie Zweidrittelmehrheit werden in der Online-Enzyklopädie www.politik-lexikon.at gängige Politik-Begriffe für junge Menschen erklärt. Verantwortlich für das Projekt ist der Politikwissenschafter Reinhold Gärtner von der Universität Innsbruck. Im Grünschnabel-Interview erklärt er den Anspruch und die Nutzungsmöglichkeiten für Eltern.

Das Politik-Lexikon gibt es bereits seit 2008. Wie entstand die Idee dazu?
Gärtner: 2007 wurde das aktive Wahlalter von 18 auf 16 Jahre gesenkt. Im Zuge dessen wurde seitens des Unterrichtsministeriums überlegt, wie Jugendliche mehr Wissen über Politik und politische Vorgänge bekommen könnten. Aus dieser Überlegung heraus entstand das Politik-Lexikon für junge Leute.

Auf der Homepage werden politische Begriffe anschaulich erklärt, auch um die Inhalte in den Schulunterricht einzubauen. Worauf wurde bei der Erstellung besonders Wert gelegt?
Gärtner: Es ging darum, wesentliche Begriffe des politischen Lebens kurz, prägnant und für Jugendliche ab ca. 12 Jahren verständlich zu definieren – mit einem Minimum an Fremdwörtern, in kurzen Sätzen und mit wesentlichen Basisinformationen.

Nicht nur politische Begriffe im engeren Sinne wie Bundeskanzleramt, Landesregierung oder Sozialpartnerschaft, sondern auch Ausdrücke wie Agenda 21, Chauvinismus oder Kalter Krieg kommen hier vor. Was sind die Auswahlkriterien?
Gärtner: Es gab ein ähnliches Lexikon bereits in Deutschland; wir orientierten uns an dessen Lemmata (Stichwort in einem Nachschlagewerk, Anmerkung der Red.), strichen die speziell auf Deutschland zugeschnittenen Begriffe heraus und nahmen jene für Österreich hinein (z.B. statt Ministerpräsident das österreichische Pendant Landeshauptmann). Zusätzlich ergänzten wir die Liste mit Lemmata, die für Österreich wichtig sind, wie den Staatsvertrag. Die Online-Version wird ständig aktualisiert und um neue Begriffe erweitert. Sämtliche Lemmata wurden eigens für das Politik-Lexikon für junge Leute geschrieben.

Wie kann das Online-Politik-Lexikon im Hinblick auf die politische Erziehung im Elternhaus hilfreich sein?
Gärtner: Auch wenn das Politik-Lexikon eben primär für junge Leute konzipiert ist, finden Erwachsene genauso nützliche Erstinformationen und können davon ausgehend weitere Informationen zu bestimmten Begriffen suchen.

Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Rassismus und Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus. Wo sehen Sie das Potenzial des Online-Politiklexikons im Hinblick auf Jugendliche mit rechtsextremen Neigungen?
Gärtner: Es geht nicht um Information für Jugendliche mit konkreten ideologischen Positionierungen, sondern um Basisinformationen für alle an Politik Interessierte. Das Politik-Lexikon soll nicht eine bestimmte „richtige“ Weltanschauung vermitteln, sondern auf Basis des aktuellen Standes der Wissenschaft allgemein Begriffe erklären. Allerdings werden zweifellos auch politische Positionierungen deutlich, die aber nicht parteipolitisch oder ideologisch ausgerichtet sind, sondern im Wesentlichen den Prinzipien der Grund- und Menschenrechte entsprechen.

Rechtspopulistische Ideen stoßen bei vielen jungen Menschen auf reges Interesse. Wie können Eltern Ihrer Meinung nach reagieren, wenn sie merken, dass ihre jugendlichen Kinder für stereotype Bilder von AsylwerberInnen, Verschwörungstheorien etc. anfällig sind?
Gärtner: Wichtig ist reden und sich mit den Argumenten von Jugendlichen konfrontieren. Nicht mit dem Zeigefinger moralisieren, sondern Jugendliche und deren Einstellungen ernst nehmen und gleichzeitig die eigene politische Positionierung aufzeigen, die möglicherweise jener von Jugendlichen diametral gegenübersteht.

www.politik-lexikon.at

Reinhold Gärtner wurde 1955 in Steyr in Oberösterreich geboren. Die Forschungsschwerpunkte des außerordentlichen Universitätsprofessors am Institut für Politikwissenschaft in Innsbruck sind Rassismus und Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus, Politisches System Österreichs, Migrationspolitik. Gärtner ist zudem in der LehrerInnenfortbildung tätig und hält Kurse für rechtsextrem auffällige Jugendliche.

Maria Zamut