mia in japanDie fünfzehnjährige Mia vereint Österreich und Trinidad in sich. Jetzt war sie auf Schüleraustausch in Japan. Im Grünschnabel-Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen. 

Mia ist Kosmopolitin: Die Mutter kommt aus Trinidad, der Vater ist Österreicher. Ihr Lebensmittelpunkt ist Linz, ihre Muttersprache bezeichnet sie als Englisch. Mia und ihre zwei Geschwister besuchen die Linz International School Auhof, eine internationale Schule (LISA). Ihre Klassenkollegen, die auch alle in Österreich geboren sind, haben Wurzeln aus China, Italien, Deutschland, Taiwan, Dubai, Südafrika und Russland.

„Natürlich sind alle vom Aussehen verschieden“, erzählt Mia, „aber ich bin das so gewöhnt, für mich sind sie alle gleich.“ Die SchülerInnen der LISA sind natürlich dementsprechend oft und gerne auf Schüleraustausch, heuer im Mai ging’s für Mia sogar nach Japan. Genauer nach Nasushiobara, wo sie eine Woche bei einer japanischen Familie sowie einige Tage in Kyoto und Tokyo verbrachte. Ein spannendes Erlebnis für die weitgereiste Fünfzehnjährige: „Wir haben vorher schon in der Schule gelernt, was man in diesem Land beachten muss. Zum Beispiel steht die Zahl Vier für den Tod, Geschenke übergibt man mit beiden Händen und man darf sie nicht in Weiß einpacken, denn das ist dort die Farbe des Todes.“

Da eine ihrer beiden besten Freundinnen aus Taiwan kommt, hat Mia kein Problem mit „Essen, das sie noch nie zuvor gesehen hat“ oder fremden Sprachen. „Nur manchmal ist es komisch, wenn wir zusammensitzen und die Familie spricht in ihrer Sprache und ich höre zufällig meinen Namen und weiß nicht, worum es geht“, sagt Mia. Sie weiß, dass der erste Eindruck wichtig ist und versucht mit den Austauschschülerinnen gleich ins Gespräch zu kommen.

„Japaner sind eher zurückhaltend, sehr höflich und eher ruhig, aber das Mädchen, bei dem ich zuhause lebte, war nicht so scheu. Wir haben uns gut verstanden“, erzählt Mia. Viele Familien leben in Japan mit ihren Großeltern zusammen. Auch zuhause gibt es dort für uns lustige Sitten. Mia: „Zum Beispiel gibt es eine Stufe ins Haus, über die man nicht mit Schuhen treten darf. Viele haben sogar für jeden Hausbewohner eigene WC- und Küchenschlapfen.“

Eine japanische Sitte ist es wohl auch, jeden Abend zu baden. Und zwar immer einer nach dem anderen in der gleichen Wanne. Als Gast durfte Mia als erste ins Wasser. „Die japanischen Schulen sind eigentlich so wie hier“, erzählt Mia, aber einige Unterschiede gibt es doch: „Turnen läuft ab wie beim Militär, da weiß jeder genau, wo er sich hinstellen muss. Die Lehrer werden sehr respektvoll behandelt. Auch gibt es keine Putzfrauen in der Schule, diese wird von den Schülern geputzt.

Jause wie bei uns gibt nicht. Dafür werden in der Mittagspause die Tische zusammengestellt und jeder isst richtiges Essen aus der Bento-Box.“ Das Essen hat Mia übrigens recht gut geschmeckt, nur manchmal war es ihr ein bisschen zu „fischig“. Vermisst hat Mia in Japan ein bisschen die österreichische Lockerheit. So gibt es Handy und Süßigkeiten in der Schule gar nicht und auch das laute Telefonieren in der Öffentlichkeit wird nicht toleriert.

Nächstes Jahr geht es für Mia auf Schüleraustausch nach Valencia in Spanien. Aber auch gegen einen längeren Aufenthalt in der Heimat ihrer Mutter, Trinidad, hätte sie nichts einzuwenden. Denn dort ist für sie immer wieder alles neu und doch vertraut, in der Schule wird etwas leichter benotet und die Menschen sind noch ein bisschen lockerer als bei uns in Österreich. Mia lebt eben ein Multi-Kulti-Leben… voller Abenteuer.

Daniela Christl