Als Eltern konstruktiv miteinander reden ist gar nicht so einfach, wenn die Kinder klein sind und den gesamten Alltag zu dominieren scheinen. „Wir finden einfach keine Zeit, im Alltag länger miteinander zu reden. Und wenn wir dann mal zusammensitzen fühlt es sich komisch an, so auf Kommando miteinander reden zu sollen.“ Kennt ihr das auch? Katharina Maderthaner über gute Paar-Gespräche. 

Es ist eine Sache, in einem dichten Familienalltag gute Zeiträume für intensiveres Gespräch zu finden. Natürlich sind häufigere kürzere Zeiten des Austauschens wertvoll, um gut miteinander in Verbindung zu kommen und zu bleiben. Doch auch für ausgedehntere Gespräche Raum zu schaffen lohnt sich, um besser in die Tiefe gehen zu können. Die andere Sache ist, wie wir an eine gemeinsame Zeit des Redens herangehen.

Was trägt dazu bei, um gut miteinander ins Gespräch zu kommen? Als Richtlinie kann dienen: Ein Gespräch ist dann gelungen, wenn jeder seine Sichtweise einbringen kann, sich gehört und verstanden fühlt. Egal, wie lange es dauert. Dazu tragen einige grundlegende Überlegungen bei.

Für einen passenden Rahmen sorgen
Während sich manche Paare auf der Couch am besten unterhalten können, brauchen die anderen eine Beschäftigung für die Hände, um gut in ein Gespräch eintauchen zu können. Es lohnt sich, zu beobachten, wann wir leichter miteinander in ein tieferes Gespräch kommen.

In einem für uns angenehmen Zeitrahmen machen wir uns die Atmosphäre gemütlich. Das bedeutet für das eine Paar ein Glas Wein auf der Terrasse, für ein anderes einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen. Wieder andere Paare verbinden ein Essen außer Haus mit ihrer Gesprächszeit oder es ergibt sich spontan ein zweiter Kaffee in Ruhe am Vormittag. Bekannte von uns treffen sich regelmäßig für einen Abend als Paar in der hauseigenen Sauna. Das Setting kann sehr individuell sein.

Jedenfalls achten wir darauf, dass wir Ablenkungen minimieren, die uns aus dem Gesprächsfluss reißen könnten. Beispielsweise hilft es, das Handy weit genug wegzulegen und einen Zeitpunkt zu wählen, an dem die Kinder gut versorgt sind oder schlafen. Manches Mal wird die Stimmung ernster sein, aber es darf für uns grundsätzlich eine schöne, verbindende, leichte und auch lustige Zeit gemeinsam sein.

Konstruktiv miteinander reden
Jeder erzählt von seinem persönlichen Erleben: Wie geht es mir zurzeit? Was beschäftigt mich, was macht mir Sorgen? Wo spüre ich Freude und was habe ich gut geschafft? Wie habe ich eine Situation erlebt, wie ist etwas Gesagtes bei mir angekommen, was bewirkt das in mir? Dabei versuche ich, auf Vorwürfe und Verallgemeinerungen (immer, nie etc.) zu verzichten und wirklich gut bei mir und meiner Wahrnehmung zu bleiben. Dazu kann ich auf ganz konkrete Situationen schauen und zeigen, wie es mir dabei ging und was ich gebraucht hätte.

Der andere hört zu, lässt ausreden, unterbricht möglichst wenig, verkneift sich wertende Kommentare. Es geht nicht um Lösungen, sondern darum, einander Raum zu geben und echtes Interesse an der Gedanken- und Erlebenswelt des Partners/der Partnerin zu zeigen. Rückfragen können helfen, Licht ins Dunkel zu bringen und die Möglichkeit geben, Missverständnisse zu korrigieren: Habe ich dich richtig verstanden, dass…? Wie meinst du…? Ich höre, du…? Dann kommt auch für den Zuhörer/die Zuhörerin die Zeit, die eigene Position zu beschreiben und von sich zu erzählen.

Die Haltung macht den Unterschied
Wir werden merken: Es macht einen spürbaren Unterschied, mit welcher inneren Haltung wir miteinander ins Gespräch gehen. Fruchtbar ist es, wenn wir davon ausgehen, dass der/die andere es gut mit mir meint und sein/ihr bestes gibt. Dass er/sie plausible Gründe für ein Verhalten hat, die ich einfach noch nicht erkenne. Einander besser kennenzulernen und zu verstehen ist unser Ziel. Durch eine wertschätzende Kommunikation miteinander, indem wir einander Einblick geben in unser Inneres und vom Guten ineinander ausgehen, wird unser Zusammenhalt wachsen.

Immer wieder werden uns auch Vorwürfe und Verletzungen einholen. Dann wagen wir den ersten Schritt aufeinander zu und reden über unser Erleben. Wir beide sind ein Team. Und Übende auf dem Weg in ein besseres Miteinander.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)
katharina.maderthaner@gmx.net