Zwischen Lichtermeer und Punschduft kannst du auf dem Weihnachtsmarkt die Vorfreude auf das Fest so richtig aufblühen lassen – indem du statt der Routine die Achtsamkeit mit ins vorweihnachtliche Treiben nimmst.

Adventliche Besinnlichkeit und Weihnachtsmarkt – auf den ersten Blick scheint das so gar nicht zusammenzupassen. Vor allem abends sind Christkindlmärkte überlaufen mit Menschen. Man schiebt sich durch Gruppen, leidet an Reizüberflutung und muss oft lange warten, bis man bedient wird.

Auf der anderen Seite sind gerade Weihnachtsmärkte perfekt dafür geeignet, Achtsamkeit zu üben und zu entschleunigen. Wir verknüpfen sie mit schönen Kindheitserinnerungen und sind von Gerüchen und Geräuschen umgeben, durch die wir die Vorfreude auf Weihnachten im wahrsten Sinne des Wortes inhalieren können. 

Achtsamkeit bedeutet, Dingen so zu begegnen, als würde man sie zum ersten Mal erleben. Man ist neugierig, was auf einen wartet, betrachtet eine Sache länger und intensiver und widmet ihr mehr Zeit.

So kann auch ein Gang über den Weihnachtsmarkt dazu dienen, sich dem Erlebnis mit allen Sinnen zu widmen – auch wenn man den Markt schon lange kennt und jedes Jahr dort ist.

Es beginnt damit, wie man zum Markt kommt – mit dem Auto? Oder liegt er nahe genug, dass man ihn zu Fuß erreichen kann – vielleicht als längerer Spaziergang – und den Weg schon als Einstimmung verwenden kann? 

Am Markt selbst kannst du damit beginnen, dir eine ruhigere Ecke zu suchen und von dort aus alles in dich aufzunehmen. Schließe die Augen, sobald die ersten vertrauten Gerüche kommen, und bleib einfach stehen, wo du bist. Was riechst du noch? Was hörst du? Was lösen die Düfte in dir aus? Wie schmeckt ein Punsch mit geschlossenen Augen und welches Gefühl verspürst du dabei?

Kinder können bei solchen Achtsamkeitsübungen eine große Hilfe sein. Sie sind noch offen für Sinneswahrnehmungen und saugen sie förmlich ein. So kann man sich von seinem Kind leiten lassen und ganz bei dem sein, womit es sich gerade beschäftigt. Auch wenn du einen Marktstand bereits kennst – was weißt du wirklich von den Produkten und wo sie herkommen? Sei neugierig und frage nach, ob die Verkäufer ihre Produkte selbst hergestellt haben und welche Geschichte dahinter steckt. Falls du dann etwas kaufst, hat dein Geschenk gleich eine persönlichere Note – eine Geschichte, die du dem Beschenkten vielleicht in der Weihnachtskarte erzählen willst.

Zum achtsamen Entschleunigen kannst du auch mit deinen Kindern Kerzenziehen gehen. Die Lebenshilfe ermöglicht es am Linzer Hauptplatz (im Hinterhof des Hotel Wolfinger, täglich 8.30 – 18 Uhr), eigene Bienenwachskerzen herzustellen. Geduld ist hier ganz hoch im Kurs. Zwei Stunden solltest du einplanen, bis deine Kerzen fertig sind. Besonders für Kinder ist das Kerzenziehen ein Lernprozess: Der Docht darf nicht zu lange im heißen Wachs sein, sonst löst sich das Wachs wieder ab. Kinder meinen oft, wenn sie den Docht länger im Wachstopf lassen, würde die Kerze schneller fertig. Beim Kerzenziehen sehen sie: Weniger ist mehr. Es braucht viele Wiederholungen, kurzes Eintunken, längeres Abkühlen-Lassen, um eine Kerze entstehen zu lassen. Ist man zu schnell unterwegs, entstehen Wellen auf der Kerze. Das Bienenwachs gibt unmittelbares Feedback, wie es mit der eigenen Geduld und Gelassenheit steht. Eine perfekte Achtsamkeitsübung – für Große und Kleine.

Manuela Hoflehner