Wenn das Heimweh zuschlägt, kann aus der schönsten Ferienaktion ein tränenreiches Drama werden. Was Eltern tun können, um Heimweh bei den Sprösslingen zu minimieren.

Es ist ein erster Schritt zur Abnabelung: Das Kind fährt auf sein erstes Jungscharlager, Feriencamp oder mit Freunden auf ein Übernachtungswochenende. Für Kinder ist dieser Schritt manchmal mit nicht unerheblichen Unsicherheiten verbunden – aber auch mit viel Stolz, wenn die Sache vorüber ist und sie erlebt haben: Ich kann das! Kinder lernen dabei, sich selbst zu organisieren. Sie bekommen Selbstvertrauen, fühlen sich gestärkt und sind danach reifer. Um Kinder gut vorzubereiten, können Eltern unterstützend wirken – damit die Freude überwiegt und nicht die Sehnsucht nach Hause. Denn wie schnell ein Kind diese hinter sich lassen kann, hängt unter anderem von den Vorbereitungen ab.

• Probe-Übernachtungen: Leichter fällt es den Kindern, länger auswärts zu schlafen, wenn sie zuvor schon bei Freunden oder Großeltern übernachtet habe. Hier lernt das Kind, dass es sich auch in einer fremden Umgebung sicher fühlen kann. Wichtig ist dabei, dem Kind das Gefühl zu geben, dass man für es da ist – auch wenn man körperlich weiter weg ist.

• Eigeninitiative: Dein Kind soll selbst entscheiden, dass es am Lager teilnehmen will – dann ist es auch reif genug dafür. Ob das mit 7, 10 oder 13 Jahren ist, spielt keine Rolle.

• Vorfreude schüren: Schau dir mit deinem Kind auf einer Karte an, wo das Reiseziel liegt und sucht euch Informationen dazu – wie ist der Tagesablauf im Lager? Was gibt es dort besonderes? Die Freude auf die kommenden Abenteuer vertreiben die Angst, alleine zu sein.

• Darüber reden: Sprecht offen darüber, wie dein Kind mit Heimweh umgehen kann. Wichtig ist, dass dein Kind weiß, dass man Heimweh oft selbst schnell in den Griff bekommt. Erzähle ihm auch, was es vom Lager alles mitnehmen kann – nicht nur die tollen Aktivitäten, sondern auch die schönen Erinnerungen und die Fähigkeit, sich an neue Situationen anzupassen. Dein Kind soll auch wissen, dass es jederzeit mit der Lagerleitung reden kann. Kinder mit Heimweh ziehen sich oft zurück. Besser ist es, wenn sie über ihre Gefühle sprechen. Dann kann die Lagerleitung bei Bedarf die Eltern anrufen, falls das Heimweh wirklich zu schlimm ist. Versprich deinem Kind nicht, dass du es frühzeitig nach Hause holen kannst – damit gibst du ihm zu verstehen, dass du ihm die Reise eigentlich gar nicht zutraust. Aber kläre im Hintergrund mit der Lagerleitung ab, dass sie sich meldet, wenn ein Abholen doch nötig ist.

• Gemeinsam einkaufen und packen: Nimm dein Kind mit bei den Besorgungen, die noch zu erledigen sind. Es darf sich auch ruhig etwas aussuchen, das es mitnehmen möchte, um die Vorfreude zu steigern. Packt gemeinsam, dann vermittelst du deinem Kind, dass es etwas selbst „in der Hand“ hat und nicht fremdbestimmt ist.

• Einmal telefonieren: Macht euch einen Termin aus, an dem ihr telefoniert – nicht jeden Tag. Dein Kind soll sich ganz auf die Abenteuer einlassen und nicht durch die – vielleicht sogar besorgten – Fragen der Eltern immer wieder zurück ins Zuhause geholt werden.

• Dauer: Wie lange die Zeit ohne Eltern dauert, hängt vom Alter und der Reife deines Kindes ab. Als Faustregel sind für Fünfjährige drei Tage in Ordnung, bei Sechs- bis Siebenjährigen bis zu eine Woche.

Arten von Heimweh
Ist der Abschied bereits tränenreich, kann das ein Zeichen für Heimweh sein. Manchmal wird Kindern dann erst bewusst, dass sie ihre vertraute Umgebung verlassen. Das kann aber auch erst passieren, wenn dein Kind angekommen ist und realisiert, dass es die Nacht ohne die Nähe der Eltern verbringen muss.Häufig trifft Kinder „nur“ das partielle Heimweh. Es taucht auf, wenn gerade nichts los ist – oft am Abend, wenn es ruhiger wird. Hier hilft es, das Kind abzulenken. Wenn dein Kind auch tagsüber immer Heimweh verspürt und nicht davon wegkommt, ist es besser, du holst es ab.Heimweh kann sich auch von Kind zu Kind übertragen – sozusagen eine Heimweh-Epidemie. Wenn dein Kind andere Kinder jammern sieht, weil sie nach Hause wollen, kann es dieses Verhalten imitieren.