Beim WWOOFen legen Interessierte an biologischer Landwirtschaft selbst Hand an auf Bauernhöfen und bekommen dafür Kost und Logis gratis.  Marion Wiesler über WWOOFen für Familien.

Marion Wiesler betreibt mit ihrem Mann einen Hobbybauernhof zur Selbstversorgung in der Steiermark. Seit sieben Jahren öffnen die Wieslers ihr Heim auch immer wieder für WWOOFer, also Gäste aus aller Welt, wie eben auch Familien, die sich für biologische Landwirtschaft interessieren, mithelfen, sich austauschen und lernen möchten. „Menschen, die bisher nichts mit Landwirtschaft am Hut hatten, können so einen Einblick gewinnen, wie Lebensmittel entstehen und wie biologische Landwirtschaft funktioniert”, erklärt Marion Wiesler.

Mit WWOOFenden Familien haben die Wieslers schon viele gute Erfahrungen gemacht. „Es ist im Vorhinein wichtig, intensiv miteinander zu kommunizieren. Auch das Alter der Kinder kann eine Rolle spielen. Wir hatten den Fall einer alleinerziehenden Frau mit einem einjährigen Kind. Die Betreuung des Kindes beanspruchte sehr viel Zeit, sodass die Frau nicht wirklich eine Hilfe sein konnte. Man muss hier halt realistisch sein, inwiefern man sich bei so kleinen Kindern wirklich noch am Hof engagieren kann.”

Denn WWOOFen beruht auf Freiwilligkeit und Gegenseitigkeit. In der Regel wird eine Mithilfe von einem halben Tag an fünf Tagen die Woche am Bauernhof erwünscht. Dies ist allerdings nicht fix vorgegeben, sondern kann auch individuell und je nach Jahreszeit, Saison und anfallenden Ernte- oder sonstigen Arbeiten vereinbart werden. Vorkenntnisse zur Arbeit auf einem Bauernhof sind nicht erforderlich, aber natürlich hilfreich.

Gerade als Familie ist das Alter der Kinder wichtig und inwieweit sie Betreuung brauchen bzw. ob es vor Ort gleichaltrige Kinder gibt, mit denen sie spielen können. Gleichzeitig ist Sicherheit ein wichtiges Thema gerade bei kleineren Kindern. Größere Kinder können beim WWOOFen viel von den Vorgängen am Bauernhof mitbekommen, lernen und profitieren davon, hautnah am Geschehen dabei zu sein.

„Wichtige Voraussetzung beim WWOOFen ist Offenheit, Flexibilität und die Bereitschaft, sich an den Tagesrhythmus genauso wie an die Essgewohnheiten der Gastgeber anzupassen”, erklärt Wiesler. „Auch ist es für viele WWOOFer, die erstmals einen Stall von innen sehen, nicht selbstverständlich, bei einer Tätigkeit schmutzig zu werden. Für Manche kann auch körperliche Anstrengung, Gestank oder  Mithilfe bei großer Hitze oder Kälte ein Problem sein.” Damit muss man aber auf einem Bauernhof rechnen. „WWOOFen ist kein Urlaub, sondern aktives Lernen und Austausch.”

Allerdings ist vieles beim WWOOFen einfach eine Sache der Verständigung: Man kann durchaus im Vorhinein abklären, welche besonderen Interessen bestehen, zu welchen Tätigkeiten man nicht bereit ist oder auf welche körperliche Gebrechen Rücksicht genommen werden muss. „Meist können durch Kommunikation Probleme, Unstimmigkeiten und Missverständnisse leicht aus dem Weg geräumt werden, etwa indem man gemeinsam nach Lösungen sucht”, weiß Marion Wiesler aus Erfahrung. Es besteht zudem keinerlei Verpflichtung – das gilt für beide Seiten.

Insgesamt bedeutet also WWOOFen nicht nur Lernen über biologische Landwirtschaft, sondern auch soziales Lernen, gleichzeitig lernen beide Seiten neue Menschen und ihre Art zu leben kennen. Gerade für Familien aus dem urbanen Bereich mit Kindern ist es eine gute Möglichkeit zu entdecken, wie es auf einem Bauernhof abseits von Werbeklischees zugeht.

WWOOF steht für “We`re Welcome On Organic Farms” und ist eine weltweite friedliche Bewegung von Freiwilligen, die auf biologischen Höfen mithelfen und als Gastfreundschaft Kost und Logis bekommen. WWOOF ermöglicht Erfahrungen in biologischer Landwirtschaft und Gartenbau, Lebenserfahrung sammeln, Kennenlernen von fremden Ländern mit ihren Sprachen und Kulturen, raus aufs Land kommen, neue Kontakte knüpfen, eine konkrete Unterstützung biologischer Landwirtschaft, billiges Reisen und einen Beitrag zum Frieden auf dieser Welt zu leisten.

www.wwoof.at

Maria Zamut