Buchcover

Ein Sachbuch für Gärtner und Genießerinnen, prallvoll gefüllt mit Ideen rund ums Säen, Pflanzen, Ernten und Kochen. Wohl durchdacht und pfiffig konzipiert, hält es eine überwältigende Menge an Informationen bereit. Nach einer Einführung über das Prinzip des Mehrwerdens, das unser Überleben in Form von Versorgung mit Nahrung sichert, kommen ausführliche Teile zu Gemüseportraits, Wachsen und Gedeihen und schließlich Kochen und Essen.

Für Kinder und alle im Haus.

Dieses Buch hat so viel in sich wie ein Samenkorn, das darauf wartet, auf fruchtbaren Boden zu fallen:

Ein Bestimmungsbuch für viele Samenarten, die seit Urzeiten wesentlich zur Ernährung der Menschheit beitragen. Reis beispielsweise gibt es in tausenden Sorten seit tausenden Jahren. Auch Hülsenfrüchte – Linsen, Bohnen, Erbsen – sind wertvolle Eiweißspender. Es lohnt sich, unbekanntere Arten zu probieren, etwa die schlanken Buschbohnen oder die purpur-weiß gescheckten Tatarenbohnen.

Ein Kochbuch mit anschaulich und klar gezeichneten Schritt-für Schritt-Anleitungen verbirgt sich ebenso in diesem Sachbuch. Die Rezepte sind gut nachvollziehbar. Der handschriftliche Text und die Zeichnungen dazu ergeben ein homogenes Ganzes. Äußerst erfrischend ist der fesche, grünhaarige, junge Mann, der immer wieder als kleiner Koch zwischen den Bildern hervorguckt. Da macht das Ausprobieren gleich noch mehr Spaß!

Ausflüge in Wissenschaften abseits der Biologie bereichern das Werk zusätzlich: Der Beitrag „Natur und Mathematik“ beschäftigt sich mit Form und Anordnung der Pflanzenteile, Staubgefäße, Blätter … Zwei Mathematiker werden in diesem Zusammenhang mit ihren Errungenschaften vorgestellt: die Fibonacci-Zahlen und die Bernoulli-Spirale, für naturwissenschaftlich interessierte Eltern hochinteressant.

Regionalität der Sprache: Neben der mathematischen Perspektive aufs Thema wird ein Blick auf die Varietäten innerhalb der deutschen Sprache geworfen: Kukuruz/Mais, Paradeiser/Tomate und Erdäpfel/Kartoffel, das ist bekannt. Doch heißen Erdäpfel auch Grundbirnen, was man schon seltener hört. Darüber hinaus ist es nützlich zu wissen, dass Ribiseln dasselbe sind wie Trübli oder Johannisbeeren, Fisolen dasselbe wie Grüne Bohnen, Karfiol dasselbe wie Blumenkohl und Rosenkohl unsere Kohlsprossen sind. Wie seltene Gemüsearten schützenswert sind, so können wir auch dafür sorgen, dass die Schätze unserer österreichischen Sprache erhalten bleiben.

Ein Bastelbuch, das unter anderem neben einer Faltanleitung für Pflanztöpfchen aus Zeitungspapier und anderen Bastelideen auch die Sprache als Kreativmaterial begreift, schenkt Schulanfängern vielfältige Bereicherung des Wortschatzes. Wunderschön sind die gezeichneten doppelseitigen Alphabete, eines begegnet uns bereits am Vorsatzpapier. Das Essens-ABC reicht vom Aufessen über Lieblingsgericht bis Zuckersüß. Auch Rätsel, wie das über die seltsamen Namen für Gemüse und Früchtesorten, finden sich darin.

Augenspaziergänge auf Doppelseiten machen Vorschulkindern und Schulkindern der ersten beiden Grundschuljahre Spaß: Die „Samenzählstelle“ bietet spielerische Beschäftigung, die genial simple Idee will nachgemacht werden. Sie fördert auf lustvolle Art die Vorstellung vom Zahlenbegriff.

Tipps zu Lagerung und Einmachen/Einkochen von Köstlichkeiten für den Winter (Apfelgirlande, Einlegen von Paradeisern in Öl, Einsalzen von Kräutern und Gemüse als Suppenwürze etc.) sowie Bauernregeln runden das Angebot dieses reichen Füllhorns zusätzlich ab.

Bildkünstlerin Renate Habinger zeigt ihr Können gleich auf den ersten Seiten: In zarten, farbintensiven Bildern, wie hingehaucht und gleichzeitig kraftvoll aus sich selbst leuchtend, illustriert sie eigenwillig die Sage von Cura, der römischen Göttin der Fürsorge (frei nach Hyginus), die sozusagen „zum Geleit“ vorangestellt ist. „Curas Tipps“ begleiten uns mit prakistauglichen Hinweisen durchs ganze Buch.

Buchcover

Drogistin Christa Schmoigner hält Kurse über Heilkräuter, macht Kräuterführungen und schöpft aus einer Fülle an Anwendungsmöglichkeiten rund um Samen, Pflanzen, Obst und Gemüse.

Das Duo Habinger-Schmoigner hat bereits früher zusammengearbeitet: Mit ihrem Fachwissen hat Frau Schmoigner zum tollen Sachbuch über Kräuter und Gewürze „Das Buch, gegen das kein Kraut gewachsen ist“ (6. Auflage, erstmals 2010) beigetragen, es macht sich ganz ausgezeichnet neben „Aus 1 mach viel!“.

Das Buch hat das Zeug zum treuen Begleiter durch viele zukünftige Gartenjahre.

Renate Habinger/Christa Schmoigner: Aus 1 mach viel!

Vom Samenkorn zum Festtagsschmaus

978-3-7017-2147-4 erschienen bei Nilpferd Residenz, EUR 19,90

 

Veronika Mayer-Miedl