Wer regional einkaufen will, wird im Supermarkt oft nicht mehr fündig. Abgesehen von einem winzigen Regional-Ständer, das eine kleine Auswahl an Lebensmitteln beinhaltet, ist das Höchste der Gefühle meistens, zumindest Produkte aus Österreich einzukaufen – doch wo sie in Österreich produziert wurden, bleibt häufig offen. Wer höhere Ansprüche hat, wendet sich Einkaufsgemeinschaften zu. Überraschenderweise sind deren Lebensmittel oft günstiger als im Supermarkt.

Geht es einem beim Lebensmittelkauf nur darum, den Kühlschrank zu füllen, ist der Weg klar: in den Supermarkt. Hier bekommt man schnell eine Vielzahl an Produkten, und das zu Zeiten, die sich zunehmend auch in den späteren Abend hin verlagern. Der Haken dabei: Man hat zwar eine riesige Auswahl, kann aber nicht beeinflussen, wo die Ware herkommt. Sogar im Bio-Supermarkt wird das Obst und Gemüse oft schon aus dem Ausland geholt. Für viele geht dadurch der Bio-Gedanke verloren. Die Lebensmittel-Produktion verlagert sich in die Distanz, die heimische Wirtschaft wird weniger gestützt und trotz des kurzen Gedankens „Eigentlich gäbe es das doch auch in Österreich“ nimmt man die ausländische Ware dann oft mit – aus Mangel an Alternativen inmitten der Vielfalt. Und wirft zuhause eine Menge Verpackungsmüll weg, der im Supermarkt automatisch mitgeliefert wird.

Wer sich mit seinen Lebensmitteln und ihrer Herkunft mehr beschäftigt, wünscht sich oft andere Wege. Welche Vor- und Nachteile diese haben, hat Grünschnabel sich angesehen.

Biokisten

Vorteile: Freihaus wird wöchentlich oder zweiwöchentlich geliefert, was gerade verfügbar ist. Man spart sich die Zeit im Supermarkt und kann bequem online zusätzlich Lebensmittel mitbestellen. Da man bei einem Lieferanten gesammelt kauft, fühlt man sich mit der Region stärker verbunden. Die Lieferanten haben oft eine eigene Philosophie und Wertehaltung, die eine weitere Kontrollinstanz ist, dass besser als im Supermarkt gewirtschaftet wird. Wird Obst oder Gemüse mangelhaft geliefert, gibt es oft eine hohe Kulanz bei Gutschriften. Verpackungsmüll fällt fast keiner an, da die Kisten wiederverwendet werden und die Produkte lose oder in Holz- oder Kartonschälchen kommen (bei Pilzen o.ä.).

Nachteile: Spontanes Einkaufen ist nicht drin, ein paar Tage vorher muss die (Zusatz-)Bestellung abgegeben sein. Auch bei Regionalkisten weiß man oft nicht, von welchem Bauern das Produkt kommt und in welchem Teil von Österreich es produziert wurde. Wenn es knapp wird, greifen die Lieferanten auch aufs Ausland zurück – je nach Kiste auch das ganze Jahr hindurch, weshalb sich das Kisterl für den Käufer oft besser anfühlt, als es durch die Transportwege ist. Auch sind die Produkte oft empfindlich teurer als im Supermarkt.

Nets.werk

Das Nets.werk ist ein Konzept, das mittlerweile schon lange funktioniert und sich stetig ausweitet. In Linz-Urfahr übersiedelte das Geschäft kürzlich nach Harbach, was deutlich zentraler gelegen ist als der vorherige Standort am Haselgraben. In Linz-Kleinmünchen eröffnete im Dezember das Genussplatzerl Wasserwald. Auch in Wels soll im Frühjahr 2015 die Vorratskammer eröffnen. In Oberösterreich gibt es demnach schon zahlreiche Standorte, an denen man ähnlich wie bei Biokisten bestellen kann: Ein paar Tage vorher gibt man die Bestellung online ab, an 1-2 Tagen ist das Geschäft dann zu bestimmten Zeiten geöffnet, um sich die Waren abzuholen.

Vorteile: Eingekauft wird wirklich regional (beim Nets.werk Linz-Urfahr kommen die Produkte von 27 Bio-Betrieben im Mühlviertel). Es fällt kein Verpackungsmüll an. Die Preise liegen oft bei Supermarkt-Niveau oder darunter. Drumherum finden Veranstaltungen, Exkursionen, Kochkurse etc. statt, bei denen man Produzenten und ihre Produkte besser kennen lernen kann. Der persönliche Kontakt ist viel intensiver, da man beim Abholen direkt mit den Betreibern ins Gespräch kommt.

Nachteil: Die Öffnungszeiten den Läden sind oft sehr begrenzt auf ein paar Stunden an ein bis zwei Tagen pro Woche. Oft muss man Anfang der Woche die Bestellung für z.B. die Abholung am Freitag angeben, was langfristiges Planen erfordert. Es ist ein jährlicher Mitgliedsbeitrag von 15 Euro fällig. Durch die Regionalität sind einige Lebensmittel nur zeitweise verfügbar – was andererseits auch das Bewusstsein schärft für saisonales Wirtschaften.

Einkaufsgemeinschaften

Den nächsten Schritt gehen Zusammenschlüsse wie die Einkaufsgemeinschaft Linz, gegründet 2010. Ähnlich wie beim Nets.werk wird einige Tage vor Abholung über eine Online-Software bestellt und Freitags/Samstags beim Wirt am Graben in Linz abgeholt. Mehr als das Nets.werk erfordern Einkaufsgemeinschaften jedoch Eigeninitiative. Beim Abholen ist niemand da; man sucht sich die Produkte, die man bestellt hat, selbst zusammen, wiegt sie ab und berechnet den Preis. Das Guthaben, mit dem man einkauft, hinterlegt man in einem Kuvert.

Vorteile: Die Preise kommen direkt von den Bauern, sie werden 1:1 weitergegeben. Dadurch liegen sie deutlich unter Supermarkt-Niveau. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag. Vieles läuft nach dem Vertrauens-System, weshalb auch ein großer Wunsch da ist, die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft näher kennen zu lernen. Durch die Abholfahrten hat man die Gelegenheit, auch die Produzenten zu treffen.

Nachteil: Statt dem Mitgliedsbeitrag soll jede/r ein bis zwei mal pro Jahr eine Abholfahrt für eine Lieferung machen oder stattdessen einen Solidarbeitrag spenden. Gemeinsam mit dem Abwiegen bei der Abholung ähnelt es vom Zeitaufwand wohl einem Supermarkt-Einkauf, wobei der Supermarkt durch die größere Auswahl wohl mehr Zeit erfordert. Mache Bestellungen müssen schon Anfang der Woche abgegeben werden, allerdings gibt es für einige auch ein kleineres Zeitfenster. Es kann immer wieder vorkommen, dass Produkte nicht lieferbar sind.

Das Fazit

Die optimale Lösung gibt es sicher nicht – dafür aber eine große Vielfalt an Möglichkeiten, für sich selbst einen guten Weg zu finden. Der Supermarkt wird durch Biokisten, Einkaufsgemeinschaften oder Nets.werke sicher nicht abgeschafft, aber parallel eine zweite Schiene aufgebaut, bei der die Region gestärkt wird und auch der direkte Kontakt im Vordergrund steht. Der größte Faktor dessen, was sich ändert, ist wohl das Gefühl in einem drin. In Supermärkten spürt man zunehmend die Hast, mit der die MitarbeiterInnen dort arbeiten – und die KundInnen einkaufen – und die Sterilität trägt nicht zum Wohlfühlen bei. Wendet man sich anderen Initiativen zu, wenn auch nur für einen zeitweiligen Einkauf, fällt dieser Einkaufsstress oft von einem ab. Der Enthusiasmus und die Wertehaltung, mit der die vielen Ehrenamtlichen die Initiativen führen, steckt an. Man muss sich nur den Sprung trauen, weg vom Gewohnten zu gehen und dem Neuen eine Chance zu geben.

Manuela Hoflehner

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