Statt im teuren Hotel gratis im Haus einer anderen Familie wohnen, die wiederum im eigenen Haus den Urlaub verbringt – das ist die Idee von „Haus tauschen“. Lätitia Gratzer aus Regau praktiziert diese günstige Urlaubsform seit mehr als 25 Jahren. Im Grünschnabel-Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen.  

Wie bist du auf die Idee des Haustauschens gekommen?
Das war schon 1991, damals waren meine Kinder noch klein. Und wir hätten uns niemals zu fünft einen mehrwöchigen Urlaub leisten können. Doch indem wir das Reihenhaus einer Berliner Familie bewohnen konnten, war es plötzlich möglich, zweieinhalb Wochen in Berlin zu verbringen. Später waren wir auf diese Weise in Gent in Belgien, in Gouda in Holland, drei Wochen verbrachten wir in Stockholm. Mittlerweile reisen wir mit unseren Enkelkindern, zuletzt waren wir in Südschweden.

Wie wird das organisiert?
Wir sind auf der Plattform Intervac registriert. Das funktioniert auf Vereinsbasis. Man zahlt einen Mitgliedsbeitrag und kann das eigene Haus auf die Plattform reinstellen und zum Tausch anbieten. Dabei sind Fotos des Hauses, Lage, Ausflugsmöglichkeiten, Ausstattung des Hauses etc. wichtig und natürlich wann und wie lange man tauschen möchte. Man kann selbst aktiv nach Tauschmöglichkeiten suchen oder warten bis man von jemand anders angefragt wird.

Wie lange dauert es, bis so ein Tausch zustande kommt?
Das kann schon ein wenig dauern. Es müssen schließlich Gegebenheiten, Zeitpunkt etc. für beide Seiten passen. Auch die Bedingungen des Haustausches sollten möglichst genau ausgemacht werden, wie etwa wird das Auto (Urlaubskaskoversicherung) mitgetauscht, müssen Haustiere, der Garten versorgt werden, können alle Räume, Computer genutzt werden, nimmt man die eigene Bettwäsche, Handtücher mit etc. Ich habe festgestellt, dass es kurz vor der Abreise ein wenig stressig werden kann, weil man das eigene Heim ja möglichst ordentlich und geputzt der anderen Familie überlassen will.

Ist ein Haustausch eine Urlaubsform für jeden?
Ich halte es für eine ideale Form des Urlaubs für Familien mit Kindern, aber die Einstellung muss halt passen. Ich persönlich habe festgestellt, dass es nur zwei Kategorien von Menschen gibt. Die eine findet Wohnung tauschen einfach nur super, die andere schrecklich. Das Konzept gibt es übrigens schon seit 1953. Die Idee ist von schweizer und niederländischen LehrerInnen ausgegangen, die günstigen Langzeiturlaub machen wollten mit der ganzen Familie.

Wie waren bisher eure Erfahrungen?
Es ist mit Kindern sehr interessant. Vor allem dann, wenn die Kinder der Tauschfamilie im selben Alter sind wie die eigenen. Dann ist Spielzeug und die Ausstattung wie Hochstuhl, Fahrräder, etc. vorhanden. Die Kinder entdecken das Spielzeug der Gastfamilie neu. Es ist sehr günstig, weil man ja kein Hotel zahlen muss und man zu Hause kochen kann, also erspart man sich auch hier viel. Es ist alles da, im Gegensatz zu einer Ferienwohnung kann man ja auf eine vollständig ausgestattete Küche zurückgreifen. Zudem wohnt man so wie die Leute in dem Land halt so leben. Es ist meist viel Platz vorhanden und man hat meist auch viel Zeit – wir haben nie unter zwei Wochen geurlaubt. So kann man sich Sehenswürdigkeiten in Ruhe anschauen, schöne Ausflüge machen. Oft wird ja sogar das Auto mitgetauscht.

Habt ihr auch schon schlechte Erfahrungen gemacht?
Nein, bisher nicht. Im Gegenteil: Als wir in Stockholm waren, lebte ein älteres Paar in unserem Haus. Die Frau putzt gerne und so war unser Haus danach picobello sauber. Als wir noch eine Katze hatten, wurde diese von unserer Tauschfamilie gefüttert, was für uns sehr praktisch war. Als wir in Schweden waren, war eine Familie mit drei kleinen Kindern bei uns. Wir sperrten nur sensible Dinge oder auch Dokumente, Wertsachen vorsorglich weg. Du hast ja ohnehin immer eine gewisse soziale Absicherung, weil du ja in dem Haus der anderen lebst. Wenn einmal etwas passiert, weißt du immer, wie du die anderen erreichst. In Gent ist plötzlich der Kanal übergegangen, dann haben wir Kontakt mit dem Schwager aufgenommen, der sich darum kümmerte. Und in Holland ist mir ein Kochtopfdeckel hinunter gefallen und zerbrochen, den ich halt ersetzt habe.

Ist es schwierig, einen Tauschpartner für ein Haus in Österreich zu finden?
Nein, eigentlich nicht. Natürlich ist eine Wohnung in Wien oder an einem See oder in den Bergen von Vorteil. Aber für Menschen aus anderen Ländern sind in der Regel eine Stunde Fahrt ins Salzkammergut, nach Salzburg oder Wien auch kein Problem, so dass sich also auf die Art für Familien in Oberösterreich viele Urlaubsmöglichkeiten auftun.

Haus tauschen über Intervac

Mehr Info zum Haustauschen auf Grünschnabel: Hausschlüssel tauschen und ab in den Urlaub!

Maria Zamut