Ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest wünschen wir dir und deiner Familie mit der magischen Weihnachtsgeschichte von der Herbergsuche der Waldmaus-Familie, geschrieben von Grünschnabel-Redakteurin Daniela Christl. 

Es ist der Weihnachtsabend, kalt pfeift der Wind durch die Bäume, bald werden die Sterne vom Himmel funkeln. Der Mond würde gerne hell über das Land strahlen, doch eine Wolke hat sich vor ihn geschoben.

Alle Tiere des Waldes sind jetzt längst zuhause, im Warmen, und machen sich bereit für das Fest. Wirklich alle? Aber was ist das? Wer stapft da so spät noch durch den tief verschneiten Wald? Es ist Familie Waldmaus auf der Suche nach Herberge: Mutter und Vater Waldmaus, die kleine Tochter Mia Waldmäuschen an der Hand und Sohn Freddy, Oma und Opa Waldmaus hinterdrein. Die hohen Bäume strecken ihre schwarzen Äste über die kleine Gruppe.

Die Kinder sind hungrig und müde. Oma tut die Hüfte weh, sie stützt sich schwer auf ihren Stock. Es wird schon dunkel, die Dämmerung bricht herein, es ist kalt und Schneeflocken tanzen um sie herum – die kleine Mia versucht sie zu fangen.

Da ermahnt Papa Waldmaus streng: „Spar dir deine Kräfte, wir wissen nicht, wann wir ein neues Zuhause finden!“ Die Kleine schmiegt sich verzagt an Mama Waldmaus. Da streichelt Papa liebevoll über Mias Kopf, seufzt, schaut seine Frau an und sagt: „Es wird schon werden, ihr werdet sehen, bald finden wir ein schönes, neues Heim!“ und versucht zu lächeln. „Opa, es ist nicht mehr weit!“ „Ja, ja“, sagt der Opa, der nicht mehr so gut hört, wieder nichts verstanden hat und das jetzt nicht zugeben will. Die Oma sagt laut zu ihm: „Es ist nicht mehr weit!!!“

Da funkelt der Abendstern fünfzackig und klar zwischen den Bäumen hindurch. „Schau, Mama, als hätt‘ er einen Schweif!“, sagt der Sohn. Wie magisch angezogen bleiben alle sechs stehen und starren gebannt nach oben.
Es ist nicht mehr weit, flüstert es aus den Ästen der Bäume, die sich im Abendwind wiegen.

Es ist nicht mehr weit, flüstert es aus den Moospolstern, die da und dort zwischen Schneehaufen aus der Erde lugen.
Es ist nicht mehr weit, schuhuut der Uhu und fliegt lautlos über ihren Köpfen vorbei.

Es ist nicht mehr weit, flüstern die Kinder und sehen sich mit strahlenden Augen an.
„Es ist nicht mehr weit!“, sagt Oma plötzlich mit fester Stimme und geht voran, hinein in den Wald, immer tiefer, den Abendstern vor Augen.
„Es darf nicht mehr weit sein!“, sagen Mama und Papa Waldmaus leise.

Keiner spricht mehr ein Wort. Leise wird es, still und andächtig – doch die Hoffnung ist laut in ihren Herzen, dass sie bald – oh, hoffentlich ganz bald – einen Unterschlupf finden.

Da kommen sie an einer alten knorrigen Kiefer vorbei. An einem Schild neben einer kleinen hölzernen Tür steht: Familie Dachs. Die Waldmaus-Familie klopft an und bittet um Unterschlupf. Doch die Dachshöhle ist klein. Sie reicht kaum für die, die jetzt schon darin wohnen. „Es tut uns leid“, sagt Papa Dachs, „wir haben keinen Platz für euch!“

Und weiter geht es hintereinander durch den tiefen Schnee, Papa Waldmaus voran, die anderen folgen in seinen großen Fußstapfen hinterdrein. Müde sind sie alle, so müde und halb erfroren. Da sehen sie eine alte, kräftige Eiche. An einem Schild neben einer kleinen hölzernen Tür steht: Familie Fuchs. „Wir haben keinen Platz für Fremde, die nicht aus unserem Wald sind“, sagt Vater Fuchs und stellt sich schützend vor seine Kinder, die neugierig hinter ihm hervorlugen. Rotfuchs Reini, der Jüngste, schaut traurig in Mia Waldmäuschens müde Augen und steckt ihr heimlich eine Eichel zu. „Hier, für dich, viel Glück bei deiner Suche!“, flüstert er. Da ruft ihn Papa Fuchs auch schon streng ins Haus zurück.

An einer dicht mit Dornen gespickten Brombeerhecke legt die kleine Gruppe eine kurze Rast ein. „Mama, ich hab Hunger!“, sagt Mia Waldmäuschen. Sie schlagen ihr Tuch auf und teilen sich die letzten Reste ihres Proviants: ein paar Haselnüsse und einige Bucheckern, mehr ist nicht mehr da. Oma Waldmaus hat keinen Hunger, doch Opa schiebt ihr eine Haselnuss hin und sagt liebevoll: „Iss, Oma, du brauchst doch Kraft!“

Sohn Freddy Waldmaus erkundet in der Zwischenzeit die Umgebung und meint: „Ich hör doch was, da schnarcht doch jemand …!“ und ist – schwupps – hinter der Brombeerhecke verschwunden. Mia beginnt zu weinen. Was, wenn ihr Bruder jetzt einfach nicht mehr wiederkommt? Doch schon hüpft Freddy aus dem Gebüsch und sagt: „Kommt, schnell, hinter den Brombeeren ist eine Höhle. Die ist groß genug für uns alle. Wir müssen sie uns nur mit einem Bären teilen, aber der schläft sowieso seinen Winterschlaf!“ Den kleinen Waldmäusen ist ein bisschen mulmig beim Gedanken, neben einem großen Braunbären zu schlafen, aber wenigstens hätten sie es dann warm.

Gerade als sie es sich in der Höhle bequem machen wollen, seufzt der massige Bär und schlägt träge ein Auge auf. „Wer hat sich da in meine Höhle geschlichen?“, brummt er griesgrämig und richtet sich zu seiner vollen Größe auf. Schließlich wurde er ja gerade viel zu früh aus seinem Schlaf aufgeweckt. Da kann man schon einmal brummig sein! Die Waldmaus-Familie rückt eng zusammen und Papa Waldmaus ergreift mutig das Wort: „Wir sind aus unserem Heimatwald vertrieben worden, weil ein Brand alle Bäume zerstört hat. Jetzt sind wir auf der Suche nach einer neuen Bleibe, doch niemand hat Platz für uns. Lieber Bär, wärt ihr wohl so nett und würdet uns für eine Zeitlang bei euch aufnehmen?“

Der Bär, der zwar ziemlich furchterregend aussieht, aber im Grunde ein herzensguter Kerl ist, kratzt sich mit seiner mächtigen Pranke den dicken Wanst und überlegt lange. Dann kratzt er sich an seinem mächtigen Kopf mit den winzigen Ohren und macht gewichtig „Hmmmm!“. Schließlich fragt er die Waldmäuse, ob sie ihn nicht einmal am Rücken kratzen können, denn da komme er so schlecht hin.

„Mmmmmhhh!“, macht da der Bär genießerisch und dann sagt er: „Es tut mir wirklich furchtbar leid, aber ich kann euch nicht bei mir aufnehmen. Meine Frau und meine Kinder Tatz und Fratz kommen bald zurück, sie wollten nur kurz etwas zu essen suchen – und da bleibt kein Platz.“

Als die kleine Schar sich schon umgedreht hat, um die warme Bärenhöhle zu verlassen, sagt der Bär plötzlich fröhlich „Haaaahhh!“.

Alle drehen sich zu ihm um und sehen ihn fragend an. „Ich hab’s“, meint der pelzige Geselle und grinst über‘s ganze Bärengesicht. „Ihr müsst einfach nur zur Mutter des Waldes gehen! Die hat bestimmt noch einen Platz für euch!“

„Mutter des Waldes, wer soll das sein?“, die Waldmäuse sehen sich ratlos an. Da erklärt ihnen der Bär, dass der größte, mächtigste und schönste Baum im Wald die Hunderte von Jahren alte Rotbuche sei, nicht weit von seiner Höhle. In ihren Ästen, ihren Höhlen, unter ihren Wurzeln und in ihrer Baumkrone leben Tausende von Tieren und allen gibt die Mutter des Waldes Nahrung, Schutz und Unterschlupf. „Zu ihr müsst ihr gehen, es ist nicht mehr weit!“, drängt der Bär.

Er begleitet die Waldmaus-Familie noch ein Stück des Weges bis dieser sich gabelt und deutet mit seiner großen Pranke nach Norden. Tapfer stapfen die sechs Mäuse den Weg entlang. Die Schneeflocken fliegen jetzt immer dichter und weben einen schneeweißen Teppich in die Luft. Man kann kaum noch die Pfote vor Augen sehen. Oma hat sich bei Opa untergehakt, ihre Beine sind schon so müde. Papa Waldmaus trägt die kleine Mia, der schon die Augen vor lauter Müdigkeit zufallen, auf den Schultern. „Es ist nicht mehr weit“, wispert es da wieder zwischen den Bäumen.

Und wirklich – plötzlich stehen sie auf einer weiten Lichtung. Da fegt der Wind die Wolken weg und der Mond strahlt hell vom glasklaren, dunkelblauen Himmelszelt. Das Mondlicht lässt die Schneedecke wie silbriges Meerwasser schimmern. Vor ihnen steht der größte Baum, den sie jemals gesehen haben.

Von weitem sehen sie die Bewohner des Baumes – Mäuse, Wildschweine, Eichhörnchen und Vögel – schon laut und fröhlich Weihnachtslieder singen, um den Baum tanzen und sich allerlei Gutes zu essen und trinken schmecken lassen. Eine Gruppe von Eichhörnchen knackt einen riesigen Berg Bucheckern und verteilt die saftigen Nüsschen an alle. Als die Waldmaus-Familie näher kommt, sagt der Baum freundlich: „Wir haben schon auf euch gewartet. Ich habe es euch doch zugeflüstert: Es ist nicht mehr weit! Seid uns willkommen in eurem neuen Heim, feiert mit uns, wärmt euch auf, lasst es euch schmecken und erzählt uns bitte, bitte eure Geschichte. Denn wir möchten euch kennen lernen und eure Freunde werden!“

Das lässt sich die Waldmaus-Familie nicht zweimal sagen und sie feiern glücklich miteinander Weihnachten bis ihnen allen die Augen zufallen.

Das war die Geschichte von der Herbergssuche der kleinen Waldmaus-Familie in der Weihnachtsnacht, die nie die Hoffnung aufgegeben und endlich ein schönes, neues Zuhause gefunden hat. Jetzt hab auch du ein schönes Fest – sing‘ und tanz‘ und lass‘ es dir schmecken, freu‘ dich über das, was du hast – und denk manchmal auch an die, die es gerade nicht so gut haben wie du.

Die Rotbuche – Mutter des Waldes
Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist der typische Waldbaum Mitteleuropas. Ohne menschliches Eingreifen wäre Mitteleuropa überwiegend von Buchenwald bedeckt.
Buchenholz ist eines der am vielseitigsten verwendbaren einheimischen Nutzhölzer. Der Namensteil „Rot“ bezieht sich auf die leicht rötliche Färbung des Holzes.

Die Buche wird 300, selten auch 500 Jahre alt. Sie kann bis über 40 m hoch werden. Der Stammdurchmesser kann bis 2 m betragen. Die Krone einer ausgewachsenen Buche kann bis zu 600 m² beschatten, sie blüht und fruchtet in einem Alter von etwa 30 bis 200 Jahren, aber nur alle drei bis fünf Jahre, das nennt man „Mast“. Ihre Früchte heißen Bucheckern.

Die Buche ist Lebensraum für über 6.800 Tierarten. Darum nennt man sie auch „Mutter des Waldes“.
Ihre Bucheckern schmecken Mäusen, Wildschweinen und Vögeln. Eichhörnchen, Rötel-, Wald- und Gelbhalsmaus legen Bucheckern-Lager als Wintervorräte an, vergessen jedoch häufig ihre versteckten Früchte, die dann auskeimen können.

Verschiedene Arten von Spechten bauen ihre Nisthöhlen in Rotbuchen. In Mitteleuropa sind das vor allem Buntspecht, Grauspecht und Schwarzspecht.

Daniela Christl