Rituale können eine Beziehung festigen und ihr Beständigkeit geben. (Foto: Paulwip/pixelio.de)

Rituale können eine Beziehung festigen und ihr Beständigkeit geben. (Foto: Paulwip/pixelio.de)

Sie können der Anker für viele Beziehungen sein: Rituale. Ob man täglich vom „Guten Morgen“ des Partners geweckt wird, einmal pro Woche miteinander kocht oder jeden Monat mit einem kulturellen Highlight initiiert – große und kleine Rituale geben Geborgenheit und vermitteln Beständigkeit.

Oft ist man sich nicht bewusst, wie viele ritualisierte Handlungen eigentlich in der eigenen Beziehung stecken. „Rituale? Nein, so etwas haben wir nicht in unserer Beziehung“, denkt man sich schnell. Geht man dann jedoch einfach nur den eigenen Tagesablauf durch, laufen einem mehr und mehr Rituale über den Weg – auch, wenn man sie vielleicht nicht so nennen würde. Der Begrüßungskuss, wenn man sich nach dem Arbeitstag wieder sieht, das „Guten Morgen“ nach dem Aufwachen,… all das sind Rituale. Und je länger eine Beziehung besteht, desto mehr Rituale gibt es.

Auch die alltägliche Kommunikation basiert auf Ritualen, die dem Gesagten erst seine Bedeutung verleihen. Was wäre ein „Ich liebe dich“ ohne eine Berührung, einen bestimmten Tonfall oder einen damit einhergehenden Kuss? Das Ritual gibt der Aussage seine Tiefe. Heutzutage vollziehen wir eine Vielzahl an Ritualen, ohne dass sie uns bewusst sind – wir schütteln uns die Hände, wenn wir uns begegnen, das ritualisierte Waschen am Morgen, das sich auch zum Waschzwang entwickeln kann, oder der Gang durch die Wohnung, bei dem man vor dem Urlaub kontrolliert, ob alles abgeschaltet ist.

 

Rituale können positiv, aber auch negativ sein. Sie können einmal aus einer guten Idee geboren eingeführt worden sein, aber sich mit der Zeit zur lästigen Gewohnheit entwickelt haben. Es lohnt sich, sich einmal gemeinsam hinzusetzen, sich die eigenen Rituale bewusst zu machen und zu überdenken, welche davon man beibehalten möchte und von welchen man sich verabschiedet. Versucht positive Rituale zu fördern und negative zu reduzieren – und vermeidet, Rituale völlig zu vernachlässigen.

Feste Rituale und Aktivitäten miteinander stellen oft die Basis einer langjährigen Beziehung da. Sie geben Stabilität und bringen einen Rhythmus in das gemeinsame Leben. Feiert man jährlich den Hochzeitstag oder den Tag des Kennen-Lernens, so stellt man die Beständigkeit der Beziehung in den Vordergrund. Im Arbeitsstress, zwischen Kinderversorgung und der täglichen (Beziehungs-)Routine vergisst man leicht, wieviel einem das gemeinsame Leben bedeutet und was es einem wert ist. Feste Rituale helfen dabei, die Liebe, die Treue und das Vertrauen anzuerkennen und wert zu schätzen.

 

Rituale sind damit gleichzeitig ein Danke und eine Bestätigung dafür, dass man weiter gemeinsam durchs Leben gehen möchte. Gibt es in der Beziehung Kinder, kann man sie in die Rituale mit einbeziehen – und so das gemeinsame Band noch mehr festigen.

 

Ideen für Rituale

  • Führt für eure Rituale feste Zeiten ein – und haltet euch an sie.

  • Notiert besondere Anlässe, wie z.B. die erste Verabredung, der erste Kuss, die erste richtig schöne Versöhnung, im Kalender und feiert sie gebührend. Ihr könnt versuchen, rund 12 „Feier-Tage“ zu finden, für jeden Monat einer.

  • Kocht miteinander. Ihr könnt entweder alle Gänge gemeinsam zubereiten, oder ihr veranstaltet ein „Kochduell“ – jeder kümmert sich um einen Gang. Während dem Kochen und Essen sind Auseinandersetzungen und angespannte Stimmung tabu. Etwaige Streitereien sollen hier außen vor bleiben. Veranstaltet ein richtiges Candle-Light-Dinner, mit sanfter, rhythmischer Musik. Besonders gut eignet sich dafür die südländische Küche mit vielen frischen Kräutern. Knoblauch, Zwiebeln, Basilikum, Rosmarin und Thymian kurbeln die Durchblutung an. Wünscht euch „Guten Appetit“ und zelebriert das Mahl so richtig – vielleicht auch mit einem Kuss vor dem ersten Bissen.

  • Schreibt jeweils einen Wunschzettel mit euren wichtigen Wünschen an den Partner. Ordnet sie nach Prioritäten und tauscht sie aus. So hat jede/r die Gelegenheit, öfter auf den Wunschzettel des Partners/der Partnerin zu schauen und zu überlegen, wie man ihm/ihr eine Freude machen kann. Erneuert die Wunschzettel jedes Jahr. Achtet dabei darauf, dass ihr die materiellen Wünsche nicht in den Vordergrund stellt, sondern konzentriert euch auf Anliegen, die im ideellen Bereich erfüllbar sind.

  • Spielt ein Wahrheits-Spiel miteinander. Jeder darf Fragen stellen – entweder zu allem oder zu einem ausgemachten Themenkreis – und der Partner antwortet.

  • Badet einmal im Monat miteinander. Zelebriert es wie das gemeinsame Candle-Light-Dinner. Stellt dicke Kerzen auf, bereitet ein Duftöl und Entspannungsmusik vor, eventuell einen alkhoholfreien Fruchtcocktail und Obst zum Naschen, eine Massagebürse, einen Schwamm und viel, viel Zeit.

  • Lest euch gegenseitig Gedichte oder Bücher vor.

  • Macht euch für jeden Tag oder jeden zweiten Tag eine halbes Stunde aus, in der ihr euch etwas vom Partner wünschen könnt, z.B. eine Massage, über etwas reden, alleine sein oder die Hand halten. Das gibt euch beiden die Gelegenheit, die eigenen Bedürfnisse zu stillen und gleichzeitig zu lernen, was sich der/die PartnerIn wünscht.

  • Besucht einmal im Monat ein kulturelles Highlight, z.B. Theater, Konzerte, Veranstaltungen, ein Musical oder Kabarett. Geht vorher gemeinsam essen und danach vielleicht auch eine Kleinigkeit und tauscht euch über das Gesehene aus.

  • Frühstückt Sonntags gemeinsam im Bett oder geht zum Brunch in ein Café.

  • Zeichnet eine Lotusblume – ein Symbol für Weisheit und Mitgefühl – auf ein Blatt und schreibt jeweils eine Blüte, 1. was ihr am Partner schätzt, 2. was ihr an ihm/ihr liebt, 3. was ihr versteht und akzeptiert sowie 4. was euch nicht leicht fällt zu akzeptieren. Auch Schwierigkeiten und Probleme haben ihren Platz, wenn sie liebevoll und mit Respekt vorgetragen werden. In die Mitte der Blume könnt ihr jeweils schreiben, wie ihr die Beziehung stärken möchtet, z.B. mi Geduld, Flexibilität, etc., und was ihr in Zukunft in die Beziehung einbringen möchtet. Lest euch gegenseitig vor, was ihr aufgeschrieben habt, kommentiert es aber nicht gegenseitig. Später könnt ihr die Aspekte klären, die geklärt werden müssen.

 

Rituale zur Versöhnung

  • Macht euch einen fixen Tag pro Woche aus, an dem über negative Dinge gesprochen wird.

  • Sagt euch (mindestens) einmal pro Woche, was ihr aneinander schätzt – aber nicht jede Woche das selbe!

  • Errichtet in einem Raum oder in einer Zimmerecke einen „Altar der Liebe“, auf dem ihr beide Dinge platziert, die eure Beziehung ausmachen. Das können Fotos sein, Mitbringsel aus dem Urlaub, Erinnerungsstücke, etc. Vereinbart ein Codewort bzw. einen Satz (z.B. „Einmal Sonnenaufgang und zurück“), den ihr während eines Streits sagen könnt. Hört dann konsequent zu sprechen auf, notiert euch eventuell wichtige Gedanken noch kurz, und geht gemeinsam zu dem Altar. Verbringt dort mindestens 30 Sekunden ohne etwas zu sagen, umarmt euch und schreibt euch ein paar Zeilen. Sprecht erst dann wieder miteinander.

     

    Buchtipp: “Rituale zu zweit: Was Liebende zusammenhält”, Claudia Hartmann (Königsfurt, 2001), ISBN: 389875023X