Wenn Eltern sich trennen, ist das für Kinder oft eine Katastrophe. Hin- und hergerissen in Schuldgefühlen und der Angst, Mama und Papa zu verlieren, können Kinder so einen Einschnitt in ihren Lebensalltag manchmal nur schwer verarbeiten. Wie du mit einem guten Betreuungsmodell deinem Kind Sicherheit gibst, erfährst du hier.

Was für Eltern ein Befreiungsschlag sein kann, ist für die meisten Kinder genau das Gegenteil. Auch wenn in der Familie Streit an der Tagesordnung war und die Kinder darunter leiden mussten, erscheint der Auszug von Mutter oder Vater die schlimmere Lösung.

Doch wenn beide Elternteile sich konsequent bemühen, ihren Kindern weiterhin gemeinsam gute Eltern zu sein, kann es gelingen, dass der neue Lebensabschnitt sein Gutes hat.

Genau hier liegt natürlich das Problem: In Streit, Wut, Trauer und Enttäuschung eine Beziehung zu beenden ist eine schwierige Voraussetzung für eine neue Eltern-Partnerschaft.

Arbeitsgemeinschaft statt Streit

Familientherapeut Wolfgang Jaede schlägt in seinem Buch Was Scheidungskindern Schutz gibt vor, …“eine Art Arbeitsgemeinschaft zu bilden, in der sich regelmäßig über das Kind ausgetauscht und abgesprochen wird“. Es ist wohl genau diese nüchterne Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft“, die Getrennten hilft, ihre Gefühle für den Ex-Partner/die Ex-Partnerin auszuklammern und gemeinsam ein sinnvolles Ziel zu verfolgen.

Sicherheit, Geborgenheit, Verlässlichkeit – das brauchen Scheidungskinder ganz besonders. Wenn sich Eltern respektvoll begegnen und keiner versucht, das Kind auf seine Seite zu ziehen, kommt es auch nicht zu Schuldgefühlen „Ich bin mehr bei Mama, aber den Papa vermisse ich auch“.

Ob das gelingt, hängt vor allem davon ab, wie die Betreuung geregelt ist. Das wiederum richtet sich nach dem Alter des Kindes.

Babyzeit
Je kleiner das Kind, desto wichtiger ist die gleichbleibende Umgebung und ein fix geregelter Tagesablauf. Der ausgezogene Elternteil sollte das Kind so häufig wie möglich sehen, aber Übernachtungen und mehrtägige Aufenthalte eignen sich erst für ältere Kinder.

Kinder zwischen eineinhalb und drei Jahren haben schon eine zunehmende Bindungssicherheit und verkraften so längere Trennungsphasen. Sind die Besuche regelmäßig, verlässlich und harmonisch, ist das Kind emotional sicher. Beide Haushalte sollten für das Kind gleichwertige Lebenswelten darstellen, in denen es sich daheim fühlt.

Vorschulalter

Bild: Trauriges Mädchen mit Kuscheltier

Bild: s.kobold/fotolia.com


Für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren können Wochenenden oder Ferienaufenthalte bei Mama oder Papa schon eine gute Betreuungsform sein. Kann das Kind den anderen Elternteil jederzeit erreichen und ist die Besuchsregelung verlässlich, kann es das Zusammensein genießen.

 

Schulalter
Die Bindung zu den Elternteilen ist zwischen sechs und zehn schon gefestigt, aber auch in diesem Alter sollten die Trennungsphasen nicht zu lang sein. Jetzt entwickelt das Kind ein eigenes Beziehungsnetzwerk: Schulfreunde, Spielkameraden werden wichtig. Der Kontakt zu den Freunden sollte von beiden Elternteilen ermöglicht werden. Auch in der Schule müssen viele Entscheidungen getroffen werden. Eine gut funktionierende Kommunikation zwischen den Elternteilen ist jetzt wichtig und auch für andere Betreuungspersonen notwendig.

Pubertät ist, wenn Eltern schwierig werden
Zwischen zwölf und dreizehn Jahren beginnt für Trennungskinder eine ganz spezielle Zeit. Dann kommt zur Bewältigung der Trennung noch hinzu, dass Mutter oder Vater als weibliche und männliche Reibeflächen für die eigene Identitätsentwicklung dienen müssen. Pubertäre Probleme mit der Mutter können dazu führen, dass z.B. die Tochter aus Protest zum Vater ziehen möchte. Rollenmuster werden hinterfragt und Vorbilder für die eigene Lebensgestaltung gesucht. Besuchszeiten sollten jetzt flexibler gestaltet werden. Der Wunsch nach Umzug zum anderen Elternteil ist eine spezielle Herausforderung. Vielleicht kann eine Probezeit ausgemacht werden. Jugendliche in der Pubertät können nur schlecht mit ihren eigenen Gefühlen umgehen – sie wollen um jeden Preis „cool“ erscheinen. Deshalb sollten beide Eltern ihnen umso mehr emotionale Sicherheit geben.

Fazit
„Für die meisten Kinder ist also nicht die Trennung der Eltern an sich ein Problem, sondern die Art und Weise, wie sich die Eltern trennen und wie sich ihr Leben dann gestalte!“, schreibt Psychotherapeutin Karin Kutz.

Ausführlicher Bericht über Doppelresidenz. Wenn Kinder in zwei Haushalten leiben. Vor- und Nachteile. Interview mit Anton Pototschnig, Gründer der österreichischen Plattform “Doppelresidenz”. 

 

Buchtipp
Wir bleiben eure Eltern!: Auch wenn Mama und Papa sich trennen.

Von Julia Volmert

Für Kinder von 3 bis 6 Jahre

Isabel Höglinger