David Samhaber ist einer der wenigen männlichen Kindergartenpädagogen des Landes. Der 23-Jährige arbeitet im Langholzfeld in Pasching. Im Grünschnabel-Interview spricht er über seinen Berufsalltag.

Wie kamst du auf die Idee, Kindergärtner zu werden?

Schon als ich selbst im Kindergarten war, habe ich immer gesagt: „Ich möchte einmal das machen,  was meine Tante macht.“ Als Kind hatte ich immer jüngere Kinder im Freundeskreis. Mein Vater arbeitet in St. Isidor und meine Mutter ist Lehrerin. Ich habe das stets als sehr positiv erlebt, sich um andere zu kümmern. Und deshalb wollte ich das auch zu meinem Beruf machen.

Wie ist es für dich, als Kindergärtner in einer Frauendomäne zu arbeiten?

Ich habe mich als einziger Mann schon wohl gefühlt. Seit heuer sind wir jedoch zwei Männer in unserem Kindergarten, so dass es mir jetzt noch besser gefällt. Der Kollege ist gelernter Installateur und hat sich zum Kindergartenpädagogen umschulen lassen. Ich habe die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Linz besucht.

Wie werdet ihr genannt von den Kindern?

Tante oder einfach beim Vornamen.

Welche Unterschiede zu den deinen Kolleginnen merkst du im Umgang mit den Kindern?

Ich sehe manches lockerer. Wenn die Kinder zum Beispiel im Garten auf einen Baum kraxeln möchten, dann traue ich ihnen mitunter ein wenig mehr zu. Auch meine Toleranz gegenüber Lärm und Wildheit bei den Kindern ist oft größer als bei Kolleginnen.  Gerade am Anfang merkte ich aber auch eine gewisse Zurückhaltung der Eltern. Viele haben ein wenig Abstand genommen von mir, obwohl ich der gruppenführende Pädagoge bin. Sie gingen eher auf meine Helferin zu als auf mich, wenn sie über die Kinder reden wollten.

Wie denkst du profitieren die Kinder von dir als Mann im Kindergarten?

Ich finde es gut, wenn es beide Geschlechter in der Gruppe gibt. Die weiblichen Aspekte sind gut und wichtig, die Helferin häkelt zum Beispiel mit den Kindern. Das kann ich nicht. Die Kinder kommen eher zu ihr, wenn sie ein Buch lesen möchten. Geht es um Bauen in der Bauecke oder um Rumtollen, dann bin eher ich die erste Wahl. Ich mache aber natürlich alles, was Kindergärtnerinnen auch tun, basteln, kochen, singen etc. Das ist ganz klar.

Suchen Kinder, bei denen sich daheim der Papa rar macht, vermehrt deinen Kontakt?

Ja, definitiv. Söhne und auch Töchter von alleinerziehenden Müttern sind sehr auf mich fixiert. Burschen möchten oft raufen mit mir und ihre Grenzen austesten, Mädchen sitzen häufig einfach auf meinem Schoß und greifen in meinem Bart herum.

Was sagen deine Freunde zu deinem Beruf?

Mein Freundeskreis ist eigentlich recht weiblich dominiert, ich habe nicht viele Freunde. Viele meinen, ich müsste schwul sein, was ich aber nicht bin. Vor allem Leute, die mich nicht kennen, haben häufig große Vorurteile  mir und meinem Beruf gegenüber, die sich aber meist legen, wenn man mich näher kennenlernen.

In einem Poetry-Slam beschreibt David Samhaber mit viel Humor die Vorurteile in Bezug auf seine Männlichkeit, mit denen er häufig und speziell auch beim anderen Geschlecht aufgrund seines Berufes konfrontiert ist. 

Maria Zamut