Foto: Fotolia/Tomsickova

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Kinder von psychisch kranken Eltern finden spielerisch und auf Augenhöhe der Kinder Rat und Unterstützung im Gruppenangebot „Gemeinsam sind wir stark“ von EXIT-sozial in Linz.

Für den neunjährigen Lukas war es eine enorme Erleichterung, als er dank der Gesprächsgruppe für Kinder psychisch kranker Eltern erkannte, dass er keinerlei Schuld an der ständigen Trauer seiner Mutter trägt. Er lernte neue Möglichkeiten, sich in belastenden Situationen Unterstützung zu suchen. Weil er jetzt weiß, dass er nicht auf seine Mutter „aufpassen“ muss, geht er öfter außer Haus, besucht seinen Onkel, der eine stabile Bezugsperson ist und endlich auch wieder das Judo-Training.

Spielerisch sich gegenseitig helfen
Das Gruppenangebot „Gemeinsam sind wir stark“ von EXIT-sozial unterstützt Kinder und Jugendliche mit einem psychisch kranken Elternteil präventiv. Bei zehn Treffen findet in einer kleinen Gruppe eine Auseinandersetzung mit der eigenen Situation statt. Mit kreativen Methoden, spielerisch und im Austausch mit den anderen Kindern wird ein Ausdruck für Gedanken und Gefühle gesucht, Verständnis erlebt und das Selbstbewusstsein gestärkt.

Die TherapeutInnen bieten altersgemäße Informationen zu Krankheitsbildern und ein verlässliches Gegenüber. Gemeinsam werden hilfreiche Verhaltensweisen erarbeitet wie mit problematischen Situationen umgegangen werden kann. Ein neues Verständnis der Situation kann wachsen, das Gefühl von Angst, Schuldgefühl und Isolation wird weniger.

Kummerkasten für andere Kinder
Gestern war der zehnjährige Max wieder in der Kindergruppe „Gemeinsam sind wir stark“. Diesmal durften die Kinder ihre Sorgen, Ängste und Kümmernisse auf einen Zettel schreiben und „anonym“ in einen „Kummerbriefkasten“ werfen. Die Gruppe versuchte dann als „Kummer-Hotline“ im gemeinsamen Austausch hilfreiche Ideen dazu zu entwickeln.

Max hatte auf seinen Zettel geschrieben: „Ich mag nicht so oft zu meinen Großeltern, weil die immer streiten.“ Alle beschäftigten sich mit seinem Problem. Vera (11 Jahre) und Lukas (9 Jahre) meinten, er solle doch lieber bei einer Freundin übernachten oder einfach sagen, dass er da nicht hin möchte. Max fühlte sich endlich einmal ernst genommen. Die ungewohnte Aufmerksamkeit tat ihm richtig gut.

Therapiegruppe in Linz ab März
Max, Vera und Lukas haben eine Gemeinsamkeit: Ihre Mutter oder ihr Vater sind psychisch krank. Viele Kinder sind von dieser Situation komplett überfordert, sie können das elterliche Verhalten nicht verstehen und nicht verarbeiten. Und weil psychische Erkrankungen immer noch ein Tabu sind oder die Betroffenen hilflos und sprachlos sind, bleiben Kinder mit ihrer inneren Not und ihren Gefühlen oft allein.

Die therapeutische Gruppe findet in Linz-Urfahr statt und wird von Margit Arnetzeder und Georg Strasser (beide PsychotherapeutInnen) begleitet. Am 1. März startet die nächste Gruppe für 8 bis 12-Jährige. Es sind noch Plätze frei. Weitere Informationen bei EXIT-sozial unter 0732/719719.

Eva Großmann