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Routinebrechern auf der Spur: Warum wir nicht tun, was wir wissen

Wir wissen vieles über die Umweltprobleme, über den Energie- und Ressourcenverbrauch und auch darüber, was jede/r Einzelne als Teil der Weltgemeinschaft dazu beitragen könnte. Mit der Umsetzung hapert es jedoch oft. Aus der Psychologie wissen wir, woran das liegt und wie wir uns selbst dabei austricksen können.

In der Alltagsroutine fällt es schwer, gesündere oder ökologischere Gewohnheiten einzuführen. Wir können uns aber selbst austricksen, um öfter so zu handeln, wie wir wollen. (Foto: Henrik G. Vogel/pixelio.de) [1]

In der Alltagsroutine fällt es schwer, gesündere oder ökologischere Gewohnheiten einzuführen. Wir können uns aber selbst austricksen, um öfter so zu handeln, wie wir wollen. (Foto: Henrik G. Vogel/pixelio.de)

Oft bemüht man sich, das eigene Verhalten zu ändern. Aber dann sieht man, wie egal es anderen Menschen ist, und denkt sich: „Warum muss eigentlich immer ich die Welt retten?“
Während das Umdenken bei vielen schon angekommen ist, bleibt das „Umhandeln“ oft dürftig. Warum fällt es uns Menschen so schwer, unser Verhalten zu ändern? Die Antwort: Weil wir Gewohnheitstiere sind und die Auswirkungen in der Umwelt nicht sofort spüren. Dabei wollen viele Menschen sogar etwas ändern. 80 Prozent fühlen sich bereit Energie zu sparen, viele können sich auch vorstellen, aufs Fahrrad umzusteigen. Trotzdem tun es wenige. Die alltäglichen Verhaltensweisen sind so stark gelernt, dass die bloße Absicht, sie zu ändern, gar nichts bringt. Denn 30 bis 50 Prozent unseres täglichen Handelns laufen automatisch ab. Gerade wenn es um die kleinen Dinge des Lebens geht: Wo kaufe ich ein, was esse ich, wie komme ich zur Arbeit, was ziehe ich an, welchen Waschgang nutze ich?
Egal ob es darum geht, einen Neujahrsvorsatz durchzuziehen oder im Alltag ökologischer zu handeln – der Grund, warum wir es nicht schaffen, ist derselbe: Da viele der täglichen Entscheidungen, die wir treffen müssen, aus Routine geschehen, bräuchte es den zusätzlichen Aufwand, vor der Entscheidung eine kurze Pause einzulegen und die Routine zu brechen. Im Alltagsrauschen geht das jedoch letztendlich oft unter.
Kleine Aspekte ändern wir dabei noch leichter. Um unser Gewissen zu beruhigen, trennen wir Müll, sparen Wasser, kaufen Energiesparlampen. Aber wirkliche Einschränkungen, wie z.B. weniger Mobilität oder weniger Konsum, nimmt kaum jemand in Kauf. Um größere Schritte zu erreichen, hilft das Umdenken deshalb nicht viel. Eigentlich müsste es umgekehrt sein. Wenn wir es schaffen, das Verhalten, unsere tägliche Routine zu ändern, ändert sich auch das Denken.

 

 

„Nudges“ helfen eine neue Routine einzuführen

Dafür wird gerne auf „Nudges“ zurückgegriffen. Das sind kleine Stupser, die Menschen einen Anreiz geben sollen, besseren Entscheidungen zu treffen und neuen Gewohnheiten zu initiieren. Wenn der Obstkorb in Sichtweite steht, greift man eher zum Apfel als zum Schokoriegel, der in einer Lade versteckt ist. Wenn man monatlich die Stromabrechnung sieht, bekommt man einen Anreiz, Energie-sparender zu leben, da man die konkreten Zahlen immer vor Augen hat. So kann man für sich selbstbindende Strategien entwickeln.
Bankkunden legen zum Beispiel vertraglich geregelte Bausparkonten an, um nicht der Versuchung zu erliegen, das Geld direkt auszugeben. Ähnliches ist auch im Bereich des Konsums denkbar. Zeitschaltuhren an Elektrogeräten können helfen, das Ausschalten des Stand-by-Modus nicht zu vergessen. Oder man kann wie beschrieben monatlich eine Stromabrechnung anfordern, um so eine Feedback-Schleife zu erzeugen, die zu Verhaltensänderungen führt.

 

Ideen für ökologische „Nudges“

– Immer eine Stofftasche mit im Gepäck haben, damit man bei Spontankäufen oder größeren Lebensmittel-Einkäufen nicht zum Plastiksackerl greifen muss.
– Die Standard-Einstellung des Druckers auf doppelseitiges Bedrucken ändern.
– Eine monatliche Stromabrechnung anfordern, um die eigene Energiebilanz immer vor Augen zu haben.
– Bei Standby-Geräten eine Zeitschaltuhr einbauen. Ein Tablet oder ein Handy muss nicht ständig aufgeladen werden. Auch der Fernseher braucht keinen Strom zu fressen, während man außer Haus ist.
– Wenn man mit dem Rad in die Arbeit fahren will, schon am Vorabend Kleidung zurecht legen, in der man gut fahren kann. Das kann auch stylish sein, wie man auf www.copenhagencyclechic.com sieht.
– Kann man zwar nicht jeden Tag machen, aber wenn ein Umzug bevorsteht: In eine Gegend ziehen, in der so viele Erledigungen wie möglich zu Fuß oder mit dem Rad gemacht werden können. Einen schnellen Check dafür kann man auf www.walkscore.com machen
– Nicht mehr als einen Fernseher in der Wohnung haben. Dieser sollte in einem Raum sein, der etwas abseits liegt, so dass man ihn nicht gedankenlos einschaltet. Im Kinderzimmer keinen Fernseher zu haben sorgt auch dafür, dass sich die Kinder mehr bewegen – und gleichzeitig wird Strom gespart.

Die „Nudges“ funktionieren nicht nur im nachhaltigen Bereich. Vor allem bei der Ernährung kennt die Psychologie zahlreiche Kniffe, wie man sich dazu bringt, sich gesünder zu ernähren oder auch weniger zu essen, ohne dass es einem wirklich auffällt – oder wieder Kinder mehr Gemüse essen, ohne dazu genötigt zu werden. Lies mehr darüber in unserem Artikel Mühelos zur gesunden Ernährung: Geheimrezepte aus der Psychologie. [2]

Manuela Hoflehner