Wir verbrauchen mehr, als uns zur Verfügung steht, rechnet uns der Ökologische Fußabdruck vor. Der Indikator zeigt anschaulich, wie westliche Lebensstile und Konsum die regenerativen Fähigkeiten der Erde überbeanspruchen.

„Grundsätzlich geht man immer von einer globalen Betrachtungsweise aus“, sagt Wolfgang Pekny von der Plattform Footprint in Wien. Millionen Menschen in Afrika und Asien verbrauchen weit unter dem, was ihnen eigentlich zusteht. Ihnen ist es zu verdanken, dass es derzeit „nur“ 1,4 Erden und nicht weit mehr sind, die wir zum Bestreiten des modernen Lebensstils in den Industrienationen benötigen.
Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie wir, sähe es völlig anders aus. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Äthiopier verbraucht in seinem ganzen Leben so viele Ressourcen wie ein US-Bürger in einem Jahr. 

Definition

Mathis Wackernagel und William E. Rees entwickelten 1994 das Rechenkonzept des Ökologischen Fußabdrucks, der jene Fläche (pro Person und Jahr in Hektar) angibt, die notwendig ist, um Wohnen, Mobilität, die Versorgung mit Konsumgütern, Energie, Nahrungsmitteln, aber auch die Entsorgung des Abfalls und das Binden des freigesetzten CO2 dauerhaft zu ermöglichen.

Biokapazität ist begrenzt
Das Leistungsvermögen der produktiven Naturfläche wird als Biokapazität bezeichnet, es gibt beispielsweise natürliche Gesetze dafür, wie schnell sich Fischbestände wieder erholen können oder wie langfristig ertragreich eine landwirtschaftliche Fläche ist. Da Böden weltweit unterschiedlich ergiebig sind, werden die Biokapazität und die Größe des Ökologischen Fußabdrucks in globalen Hektar (gha) angegeben, einem weltweiten Durchschnittswert. Zurzeit stehen jedem Menschen 1,7 globale Hektar zu, um den täglichen Bedarf zu decken. EuropäerInnen verbrauchen jedoch im Schnitt 5 globale Hektar pro Jahr, Spitzenreiter im Ressourcenverschleudern sind die Arabische Emirate mit 11,9 gha, während ein/e InderIn im Mittel 0,8 gha benötigt. 

Der Tag, an dem der Verbrauch überschießt

Jedes Jahr begehen wir früher den World Overshoot Day, also den Tag, mit dem die Menschheit die verfügbare Biokapazität des Jahres aufgebraucht hat. 2011 fiel dieser Tag bereits auf den 27. August (zum Vergleich: 1987: 19.12., 1995: 21.11., 2005: 20.10.). In knapp neun Monaten haben wir aufgebraucht, was in diesem Jahr zur Verfügung stand. Die restlichen 126 Tage des Jahres leben wir „auf Pump“, also über die Verhältnisse an Ressourcen, die die Erde liefern kann.

Was heißt dies nun konkret? Den Rest des Jahres fangen wir – um beim Fischbeispiel zu bleiben – mehr Fische, als das Meer reproduzieren kann, der Bestand wird also in Zukunft schrumpfen. Durch extensive Landwirtschaft werden Böden ausgelaugt, sodass die Bodenfruchtbarkeit in den kommenden Jahren und Jahrzehnten drastisch sinken wird. Durch die Übernutzung der Biokapazität schrumpfen die verfügbaren Ressourcen, was besonders angesichts der Tatsache fatal ist, dass sich der Bedarf an Acker- und Weideland, Energie, Siedlungsflächen etc. schon allein durch die Zunahme der Weltbevölkerung ständig erhöht, ganz zu schweigen vom zu erwartenden Anstieg des Lebensstandards auch in Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern. 

Ein Viertel der Menschheit verbraucht zu viel

Derzeit noch ist für diesen Verbrauchsüberschuss lediglich ein Viertel der Menschheit verantwortlich. Hauptsächlich sind es die BewohnerInnen von Europa und Nordamerika, die den ökologischen Verbrauch so über’s Ziel hinausschießen lassen: Dies ist vergleichbar mit einem Fest, zu dem 400 Menschen geladen sind, das Buffet reicht aber nur für 100. „Anzustreben ist ein Zustand, bei dem wir nur so viel verbrauchen, wie auf natürlichem Wege nachwächst bzw. sich regenerieren kann“, fordert Wolfgang Pekny von der Plattform Footprint. Außerdem tritt er für Kostenwahrheit ein: Die Dinge müssen das kosten, was sie tatsächlich verursachen. Demnach müsste man für ein Auto das Dreifache und eine Flugreise das Zehnfache des momentanen Preises auslegen.

 

Webtipp: www.footprint.at

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