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Das Sackerl auf dem Prüfstand

Stoff, Papier oder doch Plastik? Darüber, welches Sackerl ökologisch betrachtet die wenigsten Spuren hinterlässt, schreibt Grünschnabel-Redakteurin Manuela Hoflehner. 

Ich stehe vor dem Obstregal und greife mir innerlich auf den Kopf. Schon wieder das Sackerl vergessen! Während ich mich noch über mich selbst ärgere, reiße ich mir einen Papierbeutel vom Spender. Oft brauche ich ihn nicht, den „Knotenbeutel“ – so heißt das Obst-/Gemüsesackerl im Supermarkt. Größeres Obst und Gemüse lege ich lose in den Korb. Äpfel, Orangen,… alles kein Problem. Nur der Kleinkram macht Mist. Cocktailtomaten und Datteln. Ein Sackerl mehr für meine Sammlung.

Eigentlich bin ich schon ganz gut unterwegs. In jeder meiner Taschen steckt eine Baumwoll-Tasche. Auch im Büro habe ich eine Stoffsackerl deponiert. Falls ich spontan Lebensmittel (oder Bücher) kaufen will, kann ich den Einkauf so transportieren. Trotzdem bin ich noch in der Übergangsphase. Ich habe mir vorgenommen, nicht nur ein Baumwollsackerl dabei zu haben, sondern auch einen Knotenbeutel oder ein Papiersackerl – falls ich ungeplant vor dem Obstregal lande. Bisher ist es leider nur beim Vorsatz geblieben.

Papier versus Plastik

Im Bioladen gibt es nur Papiersackerl. Plastik sucht man vergeblich. Plastik ist „böse“. Was im Bioladen nicht dabeisteht: Um ein Papiersackerl zu produzieren, braucht es rund doppelt so viele Ressourcen wie bei einem Knotenbeutel. Papiersackerl werden nicht aus Recycling-Papier hergestellt, da sie sonst nicht reißfest genug wären. Auch so sind sie nicht wirklich haltbar – weshalb sie oft nur einmal verwendet werden. 

Ich müsste eine Papiertragetasche dreimal so oft verwenden wie ein Plastiksackerl, um auf dieselbe Ökobilanz zu kommen. Meistens schaffe ich es nur zwei Mal. Papiertaschen, die ich vom Einkauf heimbringe, verwende ich, um in der Küche Biomüll zu sammeln. Deshalb möchte ich die Papiersackerl öfter für unterwegs mitnehmen. Auch beim Bäcker könnte ich ein eigenes mitbringen, statt jedes Mal ein neues zu bekommen. So bekäme ich mehr Nutzung aus einem Sackerl.

Der Vorteil von Papier: Es lässt sich gut recyceln und baut sich schneller in der Natur ab. Eine Plastiktüte braucht 100 bis 500 Jahre, bis sie sich zersetzt – und ist gleichzeitig im Schnitt nur 15 bis 30 Minuten in Verwendung.

Wie oft ich eine Stofftasche nutzen muss

Die Stofftasche, die immer in meiner Tasche mitwandert, schlägt mit mehr Ressourcen zu Buche: Bis die Ökobilanz einer Stofftasche im Vergleich zu einer Plastiktasche hereinkommt, muss sie rund 80 Mal in Gebrauch sein. Da mache ich mir keine Sorgen – meine Stofftaschen sind ständig in Verwendung. Kritischer sehe ich den Trend, dass bei vielen Veranstaltungen Stofftaschen ausgegeben werden.

Und es gerade in Mode ist, Stofftaschen in lässigem Design käuflich zu erwerben. Ich habe nie in meinem Leben eine Stofftasche gekauft. Dennoch habe ich ein ganzes Fach davon zuhause. Ob ich aus jeder davon 80 Nutzungen bekomme, kann ich nicht sagen. Ich werde es auf jeden Fall versuchen. 

Die ökologischste Variante

Global 2000 rät: Wer eine Tragetasche braucht, kauft am besten eine Plastiktasche aus Recycling-Kunststoff – erkennbar am Umweltzeichen „Blauer Engel” – und benützt sie möglichst lange. Taschen aus Recycling-Plastik haben die beste Ökobilanz.

Ich bleibe trotzdem vorerst bei meinen Stofftaschen – und verwende sie, bis sie zerfallen. Der Vorteil: Ich kann sie waschen. Und ich spiele mit dem Gedanken, für Obst- und Gemüse ein kleines Stoffsackerl mitzunehmen. Es ginge auch ein Wäschebeutel – der ist zumindest durchsichtig. 

In Österreich verbraucht jeder übrigens jährlich etwa 51 Plastiksackerl. Die Knotenbeutel sind da nicht mit eingerechnet. 45 dieser Sackerl werden nur einmal verwendet. Ein stets griffbereites Stoffsackerl in der Handtasche kann dafür sorgen, dass dieser Wert auf 0 geht.