Über Baumfreundschaften, wie Bäume einander helfen und vieles mehr berichtet Peter Wohlleben in seinem Buch “Das geheime Leben der Bäume”. 

„Als ich als Förster begann, kannte ich vom geheimen Leben der Bäume ungefähr so viel wie ein Metzger von den Gefühlen der Tiere…“, so beginnt Peter Wohllebens Buch über die wundersamen Geheimnisse der (Wald)Bäume. In diesem erzählt der 54-Jährige, der heute einen umweltfreundlichen Forstbetrieb in der Eifel leitet und sich für die Rückkehr der Urwälder einsetzt, unterhaltsam darüber, dass Bäume Schmerz empfinden und ein Gedächtnis haben.

Und dass zum Beispiel Buchen sehr soziale Wesen sind, quasi Baumeltern, die mit ihren Kindern in einem sozialen Gefüge zusammenleben und sie unterstützen. Und von Baum-Freundschaften, die selbst einem absterbenden Stumpf noch Nährstoffe zukommen lassen.

Vieles klingt nachvollziehbar, einiges anfangs verwunderlich. Doch bei genauem Hinschauen und sich Einlassen auf die Welt der Holzgiganten ergibt sich ein Bild des Urwaldes als ein natürliches Gefüge, in dem es ganz logisch erscheint, dass alles mit allem zusammenhängt und selbst Bäume ihren eigenen Dickkopf haben und sich zum Beispiel „entscheiden“ können, ob sie heute schon den Hut draufhauen und in den Winterschlaf gehen, oder doch lieber erst nächste Woche.

Immer wieder führt er uns vor Augen, dass im Wald nicht nichts geschieht, sondern sich Veränderungen dort nur so langsam vollziehen, dass man sie quasi nicht bemerkt. So erklärt er uns, dass Bäume umziehen, ja, ständig auf Reisen gehen, indem sie ihre Samen in die Welt streuen und so veränderten Klimabedingungen davonziehen. Zu den langsamsten Wanderern zählt dabei übrigens die Weißtanne mit einer Reisegeschwindigkeit von 300 Metern pro Jahr. Zeit spielt bei den Holzriesen eben nur bedingt eine große Rolle. Und ist es nicht dieses Gefühl der Ruhe und Entschleunigung, das uns im Wald so gut tut?

Dabei erfahren wir, dass nicht alle Wälder gleich gut auf uns wirken – was, wenn wir nachdenken, einem jeden Vielwaldwanderer sicherlich schon aufgefallen ist. Im natürlich gewachsenen Mischwald ist die Luft rein, weil pro Jahr und Quadratkilometer von 7000 Tonnen Schwebepartikeln wie Ruß, Bodenstaub und Pollen gefiltert, sowie angereichert werden mit Duftbotschaften der Bäume, den Phytonziden; so wabern in künstlich angelegten Fichten- und Kiefernwäldern hektische Botenstoffe durch die Kronen. Die Bäume „schreien“ quasi um Hilfe und setzen ihr chemisches Abwehrpotenzial in Gang, weil ihnen diese Bedingungen nicht gut tun. Wohlleben lädt dazu ein, einfach einmal selbst darauf zu schauen, in welchem Waldtyp man sich besonders wohlfühlt.

Als Verfechter der Rückkehr von Urwäldern – wo das Nichtstun geschützt wird, wissenschaftlich auch „Prozessschutz“ genannt, beruhigt er, dass die Rückentwicklung nur über mehrere Baumgenerationen stattfinden kann und wenn der Mensch die Finger aus dem Spiel lässt, sich der Wald von ganz allein gesund erholt. Das beinhalte dann eben auch Rigoroses, wie Massensterben von Fichten. Diese wären aber, an Ort und Stelle gelassen, wieder Geburtshelfer für den nachkommenden jungen Laubwald. Und da dieser quasi „ohne Baumeltern“ aufwächst, würde auch diese Generation verhältnismäßig „bald“ sterben. Doch irgendwann würde sich das Gleichgewicht einpendeln – das könne schon 500 Jahre dauern. Weil Stress für den Wald einfach keine Rolle spielt. Ist das nicht schön?

Das geheime Leben der Baeume von Peter Wohlleben

Das geheime Leben der Baeume von Peter Wohlleben

Wohlleben, Peter: Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt. Ludwig Verlag, München, 2015.

 

Daniela Christl