Wie schaffen sich Paare trotz familiärer Hektik, Doppelbelastung und Stress dennoch Qualitätszeit für ihre Beziehung? Dieser Frage spürt Katharina Maderthaner in ihren Erziehungsfragen nach, die diesmal eher Beziehungsfragen sind.

Im Alltag mit Kind(ern) hängt sich an vielen Tagen Aktivität an Aktivität: das morgendliche Vorbereiten, ab in Kindergarten oder Schule, Essen machen, Arbeit, Erledigungen, Freizeittermine, Zahnarzt… Die Zeit am Abend, wenn Ruhe eingekehrt ist, könnte länger sein. Für den nächsten Tag sind vielleicht noch Dinge zu organisieren, Fragen zu klären und der echte Austausch im Paar kommt zu kurz. Wie kann es trotz Zeitmangels, Müdigkeit und der Verlockung, lieber noch eine Serie zu schauen, gelingen, sich Qualitätszeit als Paar zu schaffen?

Die wichtigste Quelle der Kraft liegt in der echten Freude. Vom Frühstück außer Haus über ein abendliches Glas Wein am lauschigen Balkon bis zum gemeinsamen ehrenamtlichen Engagement – was macht euch Freude? Und wie lassen sich solche Momente immer wieder in den Alltag einbauen? Was ihr macht, wie oft und wann, ob regelmäßig oder spontan, das liegt ganz in eurer Hand.

Was verbindet uns, wo liegt unser “common ground”?
Ein Paar besteht aus zwei Individuen, oft mit unterschiedlichen persönlichen Ansichten und Interessen. Das kann aufreibend sein. Wo aber liegt euer „common ground“, was verbindet euch? Gemeinsame Überzeugungen, Hobbys, Träume? Wo erlebt ihr euch als eine Einheit? Als sehr verbindend erleben es viele Paare, wenn sie Momente echten Kontakts miteinander teilen. Wenn sie einander anvertrauen können, was sie gerade bewegt.

Das kann auch ganz unkompliziert am Abend auf der Couch sein: „Was war heute schön für dich? Was war schwer?“ Klar, dass es Phasen gibt, in denen man sich nicht so nahe und verbunden fühlt. Der Versuch, in Kontakt zu bleiben, macht den Unterschied. Es braucht Zeit und Gelegenheit, damit eine vertrauensvolle Atmosphäre entstehen kann.

Vielleicht könnt ihr euch ein paar Mal im Jahr die Möglichkeit einer Art Paarklausur schaffen. Sich gemeinsam eine Auszeit zu gönnen und nachzuspüren: „Wie geht’s dir in unserer Beziehung? Was brauchst du von mir? Wo wollen wir uns weiterentwickeln?“ Das kann sehr tragend und fruchtbar für eine lebendige Beziehung sein.

Das, was der Partner/die Partnerin mir anvertraut, behandle ich respektvoll: Ich lasse es als sein/ihr Erleben so stehen. Es geht nicht um eine Diskussion, wer Recht hat, oder um eine Verteidigung meines Verhaltens. Vielmehr geht es darum, einander teilhaben zu lassen und an der Beziehung weiterzubauen. Ganz offen und in bester Absicht, miteinander und aneinander zu wachsen. Als Einstieg kann es dienen, wenn ihr zurückdenkt an die Zeit eures Kennenlernens. Was ist mir an dir sofort positiv aufgefallen? Was war anziehend für mich? Versucht, euch mit allen Sinnen an diese Zeit zurück zu erinnern.

Positive Gesprächskultur
Es lohnt sich in jedem Fall, an einer positiven Gesprächskultur zu arbeiten. Dazu gehört ein wertschätzender Ton, auch wenn es im Alltag oft schwer fällt, einander nicht mit Vorwürfen zu überhäufen. Der andere meint es, ebenso wie ich selbst, gut und gibt sein bestmögliches. Es klingt banal, aber: Einander ausreden zu lassen und nicht gleich meine Einschätzung zu einem Thema abzugeben, sondern interessiert nachzufragen und den anderen wirklich verstehen zu wollen, kann kleine Wunder wirken.

Partner, die einander respektieren, tragen das auch nach außen. Etwa indem sie vor anderen positiv über einander sprechen. Oder indem sie Entscheidungen, die auch den anderen betreffen, nicht über den Kopf des Partners/der Partnerin hinweg treffen, sondern sich absprechen.

Gerade für Elternpaare hat eine Investition in das Langzeitprojekt „Beziehung“ Mehrwert, denn ihre Beziehung trägt auch die anderen Bindungen in der Familie.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)