karin pöchtragerKarin Pöchtrager (42) ist eine moderne „Kräuter-Hex“. „Ich kann an keinem Kraut vorbeigehen, das ich noch nicht kenne, ohne es zu beachten und meistens auch einen Teil davon in den Mund zu stecken“, erzählt die Gramastettnerin schmunzelnd.

Karin Pöchtrager rät jedem dazu, mutiger und experimentierfreudiger zu werden im Umgang mit Kräutern und (Un)Kräutern. Nicht jedem schmecke jedes Kraut gleich gut. Natürlich müsse man auch bedenken, dass wildwachsende Pflanzen meist viel bitterer schmecken, als ihre gezüchteten Verwandten aus der Gärtnerei.

Pöchtrager: „Daran müssen sich unser Organismus, unser Gaumen und unser Magen erst einmal in kleinen Häppchen gewöhnen. Wir brauchen aber auch von diesen wilden Kräutern viel weniger, weil in ihnen die Inhaltstoffe so geballt vorhanden sind.“ Das gilt auch für Wildobst wie etwa Dirndl, Schlehe, Sanddorn – die überaus gesund, aber auch oft überaus bitter sind und auch nicht so leicht ihre wertvolle Frucht hergeben. Hier gilt es, die Früchte so lange wie möglich am Strauch zu lassen. Bei der Dirndl sogar so lange, bis sie von selbst abfallen! „Dies ist übrigens unser heimisches Superfood“, erklärt Pöchtrager, „super gesund, direkt vor der Haustür und mit weit weniger Zucker als gezüchtetes Obst.“ Für Smoothies kann man auch gut die Blätter von Brombeere, Erdbeere und Himbeere verwenden. Einfach mal die Blätter von zum Beispiel Jostabeeren (Mischung aus Johannisbeere und Stachelbeere) zwischen den Fingern zerreiben. Sie riechen wie die Beeren selbst!

„Generell gilt für das Sammeln von Kräutern bzw. Wildpflanzen: Je jünger, frischer und kleiner desto besser“, erläutert die Kräuterkundige, „Ältere Exemplare sind oft trocken und zäh.“ Dabei kommt es aber auch sehr auf den Standort einer Pflanze an, denn „die gleiche Pflanze kann auf verschiedenen Böden komplett anders schmecken“. Dabei wandern die Wirkstoffe der Pflanzen im Jahresverlauf. Pöchtrager: „Vor der Blüte ist die Kraft in den Blättern, dann in den Blüten, dann in den Samen und später kann man oft sogar die Wurzel verwenden. Von Löwenzahn und Brennessel zum Beispiel kann man die ganze Saison über etwas Gesundes ernten.“

Wildkräuter zu essen kommt heutzutage ja auch wieder „in Mode“. „Doch leider ist das Wissen darüber, das oft die Großmütter noch ganz natürlich anwendeten, vielfach verloren gegangen“, meint Pöchtrager, „Früher war eben nicht gleich ein Doktor da. Man musste sich selbst helfen und wusste noch, was für ein Kraut für was gut war. Noch dazu halfen diese gezielt und ohne negative Nebenwirkungen.“

Dabei geht die Natur ordentlich schlau vor, denn unser Organismus braucht meist genau die Pflanzen zu der Jahreszeit, wo sie wachsen. „Frühlingspflanzen sind meist stoffwechselanregend und entgiftend. Das passt gut, weil da auch unsere Leber wieder voll zu arbeiten beginnt“, erläutert die Kräuterfachfrau. Dabei passe dies in der heutigen Zeit, wo wir uns nicht mehr jahreszeitgemäß ernähren, eigentlich schon das ganze Jahr über, außer im Winter: Da sollte der Körper herunterfahren und seine Ruhe haben können.

Tipp:

Um mehr über die Kräuter im eigenen Garten zu erfahren, bietet Karin Pöchtrager, www.karins-gruene-oase.jimdo.com, Kräuterschauen durch den eigenen Garten an. Beim ersten Termin schaut sich die Kräuterkundige alles an, was im Garten wächst, dann wird ein Skript ausgearbeitet mit Wirkung und Verwendung der jeweiligen Kräuter und Unkräuter, beim zweiten Termin erläutert Pöchtrager alles vor Ort.

Sie bietet aber auch immer wieder Workshops fürs Selbermachen von Säften, Tinkturen über Salben, Pestos, bis zu Labellos, Deos und Badekonfekt.