Als Oma-Au-Pair eine andere Kultur kennen lernen. Foto: Fotolia/Lydie

Als Oma-Au-Pair eine andere Kultur kennen lernen. Foto: Fotolia/Lydie

Ingrid Ortner wollte schon immer einmal als Au-Pair in die Fremde. In jungen Jahren ging das nicht. Deshalb hat sie diese Erfahrung jetzt im Alter von 56 Jahren als Oma-Au-Pair in Chile nachgeholt.

Wie kommt man auf die Idee, als Au-Pair-Oma wegzugehen? „Ich wollte das schon im Alter von 20 Jahren machen, hatte aber nicht die sorglose Ader, wollte eher abgesichert sein, zudem hatte ich neun Geschwister, so dass mir so eine Erfahrung meine Eltern nicht finanzieren konnten.“ Stattdessen hat sie drei Kinder bekommen und wurde Sozialpädagogin. In diesem Beruf arbeitet Ingrid nun seit 20 Jahren – und wollte einmal eine Auszeit machen. Die Alleinstehende finanzierte sich ein sechs Monate langes Sabbattical, indem sie ein Jahr lang weniger Gehalt bezog. „In meiner Auszeit war ich also versichert, hatte ein Einkommen und konnte so zu Hause meine Wohnung weiter bezahlen.“

Warum wurde es gerade Chile? „Das hat sich so ergeben. Ich hatte Südamerika nicht auf dem Schirm, da ich kein Spanisch spreche. Es hat mich aber interessiert.“ Sie registrierte sich auf der Internet-Plattform „Au-Pair 50+“ legte ein Profil an und suchte nach einer geeigneten Familie. Sie stieß auf die Familie eines Innsbruckers, der mit seiner mexikanischen Frau und zwei Kindern in Santiago de Chile lebt. Man wurde sich einig, das Reiseziel war also festgelegt.

„Für die Familie war es kein Problem, dass ich kein Spanisch spreche, im Gegenteil. Die Kinder wachsen mit Spanisch und Englisch auf, die Eltern wollen aber auch, dass sie gut Deutsch lernen, das zu Hause etwas zu kurz kommt und so war es mein Job, mit den Kindern im Alter von zwei und fünf Jahren Deutsch zu reden.“

Wie sah ihr Alltag vor Ort aus? „Ich musste zunächst einmal ausloten, wie der Familienalltag funktioniert, wie jeder tickt, wo ich mich einklinken konnte.” Sie musste mich auch mit der Nanna arrangieren, die ja eigentlich das Kindermädchen war. “Das war aber kein Problem, die Chemie  zwischen ihr und mir hat sofort gepasst. Und das, obwohl wir uns zunächst überhaupt nicht verständigen konnten.” Schließlich spielte sich der Alltag so ein, dass die „Nanna“ kochte und Ingrid mit den Kindern viel spazieren ging, las und bastelte.

Auch Spanisch lernte Ingrid in dem halben Jahr, das sie in Chile verbrachte. Da die Familie sie nicht immer benötigte, hatte sie genügend Zeit, die Osterinseln, die Atacama-Wüste und Argentinien zu bereisen. Als zu Weihnachten die Großeltern aus Tirol zu Besuch kamen, verbrachte sie heiße Weihnachten am Meer in Valparaíso.

Ihr Resümee? „Ich fühlte mich sehr willkommen in der Familie“, erzählt Ingrid Ortner. Für sie war die Zeit in Südamerika eine ganz besondere Erfahrung. „Ich habe die Zeit für mich sehr gut genutzt, habe viel gesehen, viele Leute kennengelernt, fühlte mich in der Familie gut aufgehoben.“

Sie würde es sofort wieder tun. „Ich überlege schon wieder, wohin ich als Nächstes fahren könnte. Ich hatte ein großes Glück mit der Familie.“ Was würde sie anderen mitgeben, die sich für Granny-Au-Pair interessieren? Welche Eigenschaften sollte man unbedingt mitbringen, damit es eine gelungene Erfahrung wird? „Die Offenheit für Neues, für eine fremde Kultur und eine andersartige Lebensweise sollte schon vorhanden sein. Die Gelassenheit, die Dinge auf sich zukommen zu lassen. Und ein bisschen mutig muss man auch sein, um sich auf das Neue einzulassen.“

Wie funktioniert Oma-Au-Pair? Je nach Vereinbarung bekommt die Granny freie Kost und Logis. Es kommt auch vor, dass die Familie noch ein Taschengeld oder sogar den Flug bezahlt. Je nachdem, wie es vereinbart wird.

Maria Zamut

http://www.aupair-50plus.de/