Foto: Fotolia/ARochau

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Wir sitzen alle in einem Boot – das gilt im wahrsten Sinne des Wortes, wenn Opa, Papa und Kind – also drei Generationen – eine Kanutour machen. Dass beim Paddeln nicht nur der Spaß wichtig ist, sondern auch viel Zwischenmenschliches an die Oberfläche gespült wird, darüber hat Grünschnabel mit Robert Meißl (50) gesprochen. Der Lebens- und Sozialberater sowie Outdoor-Coach aus St. Florian bei Linz leitet die Kanuschule „Dis Cover Me“.

Anfang Juli veranstalten Sie eine Kanu-Tour für Opa, Papa und Kind – drei Generationen in einem Boot. Das ist schon etwas Besonderes.
Ja, ich bin schon sehr gespannt darauf, wie sich die drei Generationen gegenseitig befruchten und freue mich sehr darüber, dass sich so viele für diesen Termin angemeldet haben. Wir konnten das Angebot sogar auf den Sonntag ausdehnen. Bei den Vater-Kind-Wochen, die ich bereits abgehalten habe, war schön zu beobachten, was für eine besondere Qualität es hat, wenn Papa und Kind gemeinsam in einem Boot sitzen und die Väter sich wirklich mit ihrem Kind auseinandersetzen müssen. Da kommen Gefühle auf: „Wie geht’s mir, wie geht’s meinem Kind? Kann ich mir vielleicht sogar von meinem lockeren Kind etwas abschauen, weil ich selbst eher unsicher und nervös bin?“ Gemeinsam mit dem Opa wird das noch einmal spannender, die Großeltern sind ja oft die Relaxteren.

Sie verbinden Coaching mit Outdoor-Aktivitäten. Warum?
Alles, was Indoor stattfinden kann, kann auch draußen stattfinden. Wenn ich mich in der freien Natur bewege, kommt viel mehr in mir in Bewegung, als wenn ich drinnen sitzen würde. Mein Motto lautet dementsprechend: Das Abenteuer liegt vor der Haustür und in uns selber! Wer den Kontakt zur Natur verliert, wird krank. Draußen kann ich auftanken, einfach Spaß haben.

Was ist die besondere Qualität am Kanufahren?
Ach, darüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben! Wir sitzen zu zweit in Kanadiern, die kippen nicht, sind aber kippelig. Ich hab keinen festen Boden unter den Füßen, fühle mich unsicher und ausgeliefert. Denn wir fahren bei jeder Witterung, ausgenommen Gewitter oder Hochwasser! Ich kann mich nicht einfach umdrehen. Ich kann mich nirgends festhalten. Ich muss auf meinen Hintermann vertrauen, den ich ja nicht sehe. Wir müssen zusammenarbeiten. Es gibt ein schönes Bild dazu: Das Boot allein wackelt nicht, erst wenn der Mensch einsteigt, kann das Boot kippen. Wer also wackelt eigentlich? Auch mit der großen Freiheit am Wasser muss ich umgehen können. Es gibt keine Fahrspuren, keine Vorgaben. Durch all das befinde ich mich in einer besonderen, ungewohnten Situation, die Gefühle in mir auslöst. Und ich als Coach bin dafür da, das zu kanalisieren, ohne zu viel einzugreifen – damit jeder das bekommt, was er für sein Wohlergehen braucht.

Sind Veranstaltungen rein für Männer heutzutage vermehrt notwendig, um sich als guter Vater und verständnisvoller Partner als Mann nicht selbst zu verlieren?
Ja, unbedingt! Ich plane gerade ein neues Programm, bei dem ein Schwerpunkt „Männer-Runden“ sein werden, z.B. mit Initiationsritualen, vier Tage und Nächte allein im Freien übernachten – da kommt ein ganz besonderer Energiefluss ins Laufen – nur unter Männern. Wenn Männer unter sich sind, ändert sich auch der Sprachgebrauch. Er wird nicht roh, aber anders. Das tut Jungs echt gut! Ich erlebe oft, dass Kinder immer noch praktisch ohne Väter aufwachsen, weil diese in der Arbeit oder die Eltern geschieden sind. Mütter klammern die männliche Welt oft sehr stark aus. Aber wenn Burschen ohne Vater oder Vaterfigur aufwachsen, können sie sich nicht zu einem „Mann“ entwickeln, mit all den wertvollen männlichen Qualitäten, die Frauen eben nicht haben. Dabei rede ich aber nicht von Macho-tum! Frauen verweichlichen ihre Söhne oftmals, lassen sie nicht einmal mehr barfuß durch die Wiese laufen, weil sie sich verletzen könnten.

Was braucht es?
Kinder sollen sich selbst erproben dürfen. Wenn sie kindgerecht ihre eigenen Grenzen schon früh erleben dürfen, ohne dass es wirklich gefährlich für sie wird, brauchen sie später keinem anderen auf die Nase hauen. Die Kinder sind oft wie befreit, wenn ihre Mütter sie bei mir zu den Kursen abgeben. Endlich passt keiner mehr ständig auf mich auf! Ich achte auf das Kind, aber ich lasse es machen. Vor allem Burschen müssen ihren Energieüberschuss abbauen. Und Männer sind da einfach großzügiger, können besser abschätzen, ob sich der Sohn jetzt gleich beim Schnitzen die Finger abhackt. Viele Ängste, die Kinder plagen, sind eigentlich nur die Ängste ihrer Eltern, die diese auf sie übertragen. Das Bemerkenswerte ist, dass fünfzig Prozent der Anmeldungen für die Papa-Kind-Veranstaltungen von Müttern gemacht werden. Frauen spüren also sehr wohl, dass Männer-Aktionen notwendig sind.

Samstag, 1.7. sowie Sonntag, 2.7.2017 Spannende Kanutour auf der Traun für Väter und Opas mit ihren Kindern von 5 bis 10 Jahre

Viele Angebote für jedes Alter auf www.dis-cover.me: Vom Floßbau über Schnupperpaddeln, Laubhüttenbau, Pfeil&Bogen bis zum Feriencamp

Daniela Christl