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Manchmal muss man verharren und durchatmen, um weiterzukommen. Über die energetisierende Wirkung der Pause (für das Familienleben) und wie uns dies im Winter die Natur vorzeigt, darüber sinniert Katharina Maderthaner.  

Söhnchen kränkelt, ist besonders nähebedürftig und unrund. Trotzdem ist er noch wach, es ist spät abends. Ich bin wirklich müde und habe das Gefühl, in jeder Ecke wartet Arbeit auf mich.

Nachdem sich meine Frustration Luft gemacht hat, fragt mich mein Mann: „Willst du eine Atemmeditation ausprobieren?“ Ich steige über meinen ersten Widerstand hinweg und lasse mich darauf ein: Drei Sekunden lang einatmen. Sechs Sekunden lang ausatmen. Sechs Sekunden lang warten.

Und wiederholen. Die Gedanken schweifen zwischendurch ab, doch es tut gut, den Atem mit der Musik zu synchronisieren und ruhiger zu werden. Währenddessen schläft mein Sohn auf meinem Schoß ein. Diese Erfahrung erinnert mich an ein Zitat, das ich vor kurzem gelesen habe: „Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause.“

In Elizabeth Barrett Brownings Worten steckt so viel Wahrheit. Warum ist das so? Betrachten wir beispielsweise die Sprache näher: Wenn wir sprechen, werden die verarbeitenden Kapazitäten unseres zuhörenden Gegenübers gefordert. Reden wir schnell und wollen möglichst viele Informationen in kurzer Zeit unterbringen, kann es dem Anderen schwer fallen, zu folgen, besonders wenn in unseren Worten viel Neues enthalten ist, das nicht sogleich an die eigenen Erfahrungen angeknüpft werden kann.

In der Pause entfaltet das Gesagte seine Wirkung

Die Pause schafft beim Sprechen den Raum, in dem das Gesagte seine Wirkung entfalten kann. Es kann vom Zuhörer/der Zuhörerin integriert werden und beginnen, Wurzeln zu schlagen. Ohne angemessene Sprechpausen überfordern wir unser Gegenüber. In der Musik kommt der Pause ebenso eine zentrale Rolle zu, indem das Gehörte in der Pause erst so richtig zu wirken beginnt.

Auf das Familienleben wirken Pausen genauso intensiv und stärkend. Eine Pause gibt Möglichkeit zum Ankommen, um zusammen zu kommen, sich aufeinander einzustellen und einzulassen. Kinder spüren die Befindlichkeit der Eltern und schwingen über kurz oder lang darin mit. Zur Ruhe zu kommen hilft uns, wieder damit in Berührung zu kommen, was in uns lebendig ist. Dadurch gewinnen wir Weitblick, Klarheit und mehr inneren Raum, um die Gefühle unserer Kinder gut begleiten zu können.

Was wir vom Winter lernen können
Die Natur rund um uns lebt uns die Bedeutung der Pause im Moment ganz besonders vor. Im Herbst senken die Pflanzen und Tiere zunehmend ihre Aktivität, was nicht mehr gebraucht wird, wird losgelassen. Alles wird langsamer, fährt herunter. Das ist eigentlich eine Anpassungsleistung an die klimatischen Bedingungen, die Natur reagiert auf die Kälte und die weniger werdenden Nährstoffe.

Nach dem Tun am besten ruhen

Für uns kann sie sinnbildlich wirken. Der Winter stellt die Pause nach einer Phase der Produktivität dar: Nach dem Tun kommt das Ruhen. Die Ressourcen werden weniger, alles scheint schwieriger zu werden. Als Antwort darauf steigern wir häufig unser Aktivitätsniveau. Lassen wir uns von der Natur im Winter inspirieren, indem wir auf Herausforderungen mit Langsamkeit und gezieltem Loslassen reagieren.

Was ist jetzt tatsächlich wichtig? Was ist dringend? Wo können wir Kapazitäten abziehen, Ansprüche gehen lassen? Was brauche ich jetzt, um aufzutanken? In diesem Sparmodus, im Ruhen liegen wichtige Voraussetzungen dafür, dass im darauf folgenden Frühling alle Kräfte frisch ans Licht kommen können und sich grün, saftig und blühend ausbreiten.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)
katharina.maderthaner@gmx.net