Bild mit Drogen

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Grünschnabel – Interview mit Günther Ganhör

Was Eltern tun können, um ihre Kinder gegen das Suchtrisiko zu stärken, und woran du erkennen kannst, ob dein Kind gefährdet ist, erklärt Günther Ganhör vom Institut für Suchtprävention.

Grünschnabel: Das Thema Sucht löst bei vielen Eltern Angst und ein Gefühl von Hilflosigkeit aus. Was kann man tun, um das Thema zu enttabuisieren?

Günther Ganhör (Institut für Suchtprävention): Suchtvorbeugung in der Familie hat nur teilweise etwas mit Sucht oder Drogen zu tun. Es geht vielmehr darum, dem heranwachsenden Menschen bei der Entwicklung einer starken Persönlichkeit zu helfen, die ihn einerseits vor Sucht schützen und ihm andererseits einen verantwortungsvollen und risikolosen bzw. risikoarmen Umgang mit Drogen ermöglichen soll. Viele Eltern beschäftigen sich erst mit dem Problem „Drogen und Sucht“, wenn ihre Kinder und Jugendlichen herangereift, vielleicht in „schlechte“ Freundeskreise geraten sind oder bereits Drogen probiert haben. Vorbeugung in der Familie beginnt idealerweise viel früher, und zwar im familiären Alltagsleben. Die Art und Weise, wie Eltern untereinander und mit ihren Kindern umgehen, sind wichtige Erfahrungen, die Menschen ein Leben lang prägen und großen Einfluss auf die Entwicklung ihrer eigenen Persönlichkeit haben. Soziale Fähigkeiten wie Selbstwert, Selbstvertrauen, Konflikt- und Genussfähigkeit sind wichtige Faktoren, die einen Menschen vor Sucht schützen. Sie alle haben ihren Ausgangspunkt in der Familie.

Es ist für Eltern wichtig, mit Jugendlichen offen über Drogen zu reden: über die Wirkung und Gefahren, aber auch über die Vorteile, die sich Jugendliche durch den Gebrauch von Drogen erwarten. Sachliche Informationen zum Thema Sucht und Drogen sind dazu eine wichtige Unterstützung. Sie helfen, Situationen und ihre Konsequenzen realistisch einzuschätzen. Eltern, die sich auskennen, werden von ihren heranwachsenden Kindern ernster genommen.

Grünschnabel: Was sind die Früherkennungsmerkmale – worauf sollten Eltern bei ihren Kindern besonders achten?

Günther Ganhör: Wenn sie ihr Kind nicht gerade beim Konsum antreffen, gibt es keine eindeutigen Anzeichen, die den Konsum von Drogen mit Sicherheit belegen. Allerdings gibt es Zeichen für Probleme und seelische Not, die bei jedem Menschen unterschiedlich sind. Aufschluss über den Gebrauch von Drogen kann ein medizinisches Testergebnis (z.B. Drogen – oder Alkoholtest) geben. Auch der Fund von Drogen bei Ihrem Kind weist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen Drogenkonsum hin. Nachdenklich und aktiv sollten Eltern auch dann werden, wenn ihr Kind häufig nach Alkohol riecht, nichts mehr isst und nur noch vor dem Fernseher oder Computer sitzt. In jedem Fall gilt: Seien Sie aufmerksam und suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind.

Grünschnabel: Was sind die wichtigsten “Schutzfaktoren” und wie kann ich sie bei meinem Kind frühzeitig fördern?

Günther Ganhör: Das Gefühl etwas wert zu sein – Selbstwert – spielt als Schutz vor Sucht eine entscheidende Rolle. Ein guter Selbstwert hat viele positive Auswirkungen: Wir fühlen uns insgesamt wohler, wir sind leistungsfähiger, wir erleben positivere Beziehungen zu anderen, wir haben mehr Selbstvertrauen und vieles mehr. Kinder entwickeln ihren Selbstwert durch die Liebe ihrer Eltern (bzw. ihrer wichtigsten Bezugspersonen). Indem Eltern ihrem Kind vermitteln, dass es für sie wertvoll, richtig und liebenswert ist, übernimmt das Kind diese Wertschätzung für sich selber, und findet Freude an sich.

Weitere wichtige Schutzfaktoren sind Selbstvertrauen; Selbstbehauptung („nein“ sagen können); ein angemessener Umgang mit Stress, Frust und Langeweile; die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken; Problemlösungs-Kompetenz; Konfliktfähigkeit…etc. Solche Schutzfaktoren gedeihen am besten in einer Familienatmosphäre, die von Wärme, Sicherheit und gegenseitigem Respekt geprägt ist.

Weitere Anregungen für Eltern:

  • Geben Sie Ihrem Kind Orientierung und stehen Sie zu dem, was Ihnen wichtig ist. Von Kindern und Jugendlichen zu fordern, dass sie Abmachungen einhalten (z.B. bei Ausgehzeiten), kann ganz schön mühsam sein. Sich unbeliebt zu machen gehört jedoch ein Stück weit zum Eltern-Sein dazu.
  • Kreativität, Fantasie und Genuss machen Freude und brauchen Zeit. Ein Zuviel an Konsumgütern und Freizeitangeboten kann Kinder überfordern.
  • Zu stundenlangem Fernsehen oder Computerspielen gibt es Alternativen. Auch wenn Kindern erst mal langweilig ist – sie halten das aus!
  • In einer lebenswerten Umwelt kann sich Sucht nicht so leicht entwickeln. Nutzen Sie die Möglichkeit, in Kindergarten, Schule oder Gemeinde mitzugestalten.
  • Egal ob es um Alkohol, Zigaretten, Medikamente oder den Umgang mit Essen und Konsumgütern geht: Ihr Vorbild zählt mehr als tausend Worte.

Welche Angebote gibt es am Institut für Suchtprävention für Eltern, die Fragen zum Thema Sucht haben?

  • Vortrag für Eltern: Wie schütze ich mein Kind vor Sucht? – Kinder stark machen für ein suchtfreies Leben
  • Elternworkshop: Wie schütze ich mein Kind vor Sucht? – Kinder stark machen für ein suchtfreies Leben
  • Seminar Genussfähigkeit: Ein wichtiger Schutz vor Sucht
  • Eltern-Tipps zum Thema Rauchen (Ein Kurzvideo findest du hier)

Info-Materialen:

  • Broschüre Alkohol und Rauchen in der Schwangerschaft
  • Broschüren für Eltern: Über Cannabis reden – Was Eltern wissen sollten, Über Alkohol reden – Was Eltern wissen sollten; demnächst: Übers Rauchen reden – Was Eltern wissen sollten,
  • Elternhandbuch: „Wie schütze ich mein Kind vor Sucht?“ (im Rahmen von Elternvorträgen erhältlich)
  • Substanzinformationen der ARGE Suchtvorbeugung – Details zu unseren Infomaterialen erhalten Sie auf unserer Homepage www.praevention.at

Für weiterführende Informationen zum Thema Suchtprävention in der Familie stehen die AnsprechpartnerInnen vom Institut für Suchtprävention zur Verfügung:

Mag. Andrea Schrattenecker
Tel.: 0732 / 77 89 36 – 36
E-Mail: schratteneckera@praevention.at

Thomas Wögerbauer
Tel.: 0732 / 77 89 36 -15
E-Mail: woegerbauert@praevention.at 

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