Über das “innere Kind” schreibt Katharina Maderthaner in ihren neuen Erziehungsfragen. Dies gilt als Synonym für die Erfahrungen, Gefühle und Erlebnisse aus der Kindheit, die uns nachhaltig geprägt haben.

Als es in meiner Familie um das Thema Hausübergabe und Erbe ging, kannte ich meine Haltung dazu schon längere Zeit. In einem Gespräch mit meiner Familie kamen aber plötzlich ganz gegensätzliche Gefühle hoch, ich war ganz überwältigt von diesen starken Gefühlen und überrascht, dass sie da waren.
Ebenso kann es uns im Umgang mit unseren Kindern überraschen: Da haben wir eine Haltung und Werte und in einer bestimmten Situation überkommen uns gar nicht dazu passende starke Gefühle.

Was unser Erleben prägt
Die Brille, durch die wir unsere Umwelt wahrnehmen, ist gefärbt von unserem Temperament, von unterschiedlichen Kindheitserfahrungen, davon wie gut unsere Ressourcen im Moment gefüllt sind und von den Glaubenssätzen, nach denen wir unser Erleben einordnen. Gerade das Bild über uns selbst, das sich in den ersten Kindheitsjahren geformt hat, kann uns noch als Erwachsene stark beeinflussen.

Stefanie Stahl spricht in ihrem Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ über dieses innere Kind. Das ist ein Überbegriff für die Erfahrungen, Gefühle und Erlebnisse aus unserer Kindheit, die uns nachhaltig geprägt haben. Was unser inneres Kind verkörpert, ist quasi unser Grund-Lebensgefühl. In jeder Lebensgeschichte finden sich gute und schmerzhafte Prägungen. Unser „Schattenkind“ steht für negative Glaubenssätze und die Gefühle, die daraus resultieren, dass wir sie für wahr halten. Als Reaktion darauf bauen wir Selbstschutzstrategien auf, zum Beispiel Rückzug oder ein Streben nach Perfektion. Diese sollen uns helfen, die negativen Gefühle auszuhalten. Das „Sonnenkind“ in uns ist geprägt von den positiven Erfahrungen und Gefühlen. Es stellt einen gesunden intakten Teil unserer Persönlichkeit dar.

Dem inneren Kind Geborgenheit schenken
Den Einfluss unseres inneren Kindes auf unser Leben spüren wir in vielen Situationen, etwa wenn wir uns gekränkt fühlen. Ein deutlicher Hinweis ist es, wenn wir merken, dass unsere Art zu reagieren eigentlich gar nicht in diese aktuelle Situation gehört. Was wir spüren, kann tatsächlich aus einem lange vergangenen Erlebnis stammen und nicht viel mit unserem gegenwärtigen Gegenüber zu tun haben.

Wie kannst du dein inneres Kind nun besser kennenlernen und seinen Einfluss deutlicher erkennen?
Nimm dir Zeit, um gut zur Ruhe zu kommen und in dich hineinzuspüren. Fallen dir Situationen ein, in denen deine Reaktion gar nicht in die Gegenwart gepasst hat? Taucht ein Bild auf, wenn du an dein inneres Kind denkst? Wie sieht es aus? Was spürt es? Will es dir etwas zeigen oder mitteilen?
In erster Linie geht es darum, anzunehmen, dass das innere Kind da ist mit all seinen Gefühlen und Eindrücken und das darf es sein. Es hat gute Gründe für die Glaubenssätze, die es mit sich trägt. Indem du es annimmst und akzeptierst, ist ein wichtiger erster Schritt getan.

Versuche zu erkennen, wann du das Erleben deines inneren Kindes besonders spürst. Zeige ihm, dass du es wahrnimmst und du als Erwachsene/r nun selbst die Verantwortung für dich übernimmst. Wenn du bereit bist, schau näher hin, welche Erfahrungen dein inneres Kind geprägt haben und wie es nun auf ähnliche Situationen reagiert. Du wirst so ein tieferes Verständnis für es und dich entwickeln. Stefanie Stahl beschreibt in ihrem Buch zahlreiche Übungen, um dem inneren Kind zu begegnen, es näher kennenzulernen und ihm eine sichere Heimat zu bieten.

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)
katharina.maderthaner@gmx.net