Bild: oneblink1/Fotolia.com

Christoph (12 Jahre alt) kommt frustriert aus der Schule nach Hause. Er hat die Mathematik-Schularbeit zurückbekommen. Für diese Arbeit hat er intensiv gelernt, aber er hat eine schlechtere Note bekommen, als er gehofft hatte. Mama versucht ihn zu trösten: „Sei nicht traurig, Schätzchen. Dieses Mal ist es nicht so gut gelaufen, aber ich bin sicher, beim nächsten Mal wirst du eine bessere Note haben. Und dein Freund Karl hat ja auch nicht so gut abgeschnitten.“ Den gut gemeinten Aufmunterungsversuch blockt Christoph nur mit einem Schnauben ab.

Christoph weiß zwar, dass seine Mama ihm gut zureden möchte. Aber verstanden fühlt er sich in diesem Moment nicht, besser auch nicht. Mama fällt es schwer, passende Worte zu finden um ihrem Sohn zu sagen, dass er trotzdem gut ist, so wie er ist und dass er Vertrauen in seine Fähigkeiten haben soll.

 

Wie könnte es der Mutter gelingen, Christoph zu ermutigen und aufzubauen?

Ermutigende Worte zu hören zeigt einem Kind,

… dass es dazugehört,

… dass es akzeptiert wird,

… dass es stark ist und Fähigkeiten besitzt und

… dass es geliebt wird.

Ermutigung legt den Blick auf das Bemühen des Kindes, auf kleine Fortschritte – und nicht auf ein gutes Endergebnis! So bemerkt das Kind, dass nicht nur Erfolg etwas zählt, sondern auch es zu versuchen. Das Kind lernt dadurch, seine Stärken zu entdecken und weiterzuentwickeln. Es glaubt an sich und lernt sich selbst besser kennen.

 

Die Mutter könnte damit beginnen, Christophs aktuelles Gefühl zu würdigen, indem sie es anspricht: „Ich merke wie enttäuscht du über deine Note bist. Du hast viel Zeit ins Lernen gesteckt.“ Damit zeigt sie ihm, dass sie sein Befinden wahrnimmt und dass das sein darf. Sie darf ihrem Sohn auch zutrauen, dass er seine Enttäuschung aushält und sie nicht zuständig dafür ist, dass er sich um jeden Preis besser fühlt. Am Nachmittag könnten die beiden einen Blick auf die Arbeit werfen und die Mutter wird feststellen: „Bei den Textaufgaben hast du dieses Mal fast alle Punkte erreicht. Die sind dir schon viel besser gelungen als beim letzten Test! Und auch bei der kniffligen Flächenberechnung hast du gleich eine Idee gehabt, wie du die Aufgabe lösen könntest. Schauen wir uns zusammen an, wie du diese Idee umsetzen kannst.“

 

Sind Ermutigung und Lob dasselbe?

Nein, sind sie nicht.

Wird ein Lob ausgesprochen, belohnt das ein Kind für eine bestimmte gute Leistung. Das Lob wird sozusagen verdient. Ein Haken daran ist, dass dahinter auch eine Bewertung und eine unausgesprochene Erwartung stecken. Hört ein Kind zum Beispiel für eine Zeichnung ein Lob und für eine andere nicht, wird es automatisch annehmen, dass die zweite „schlechter“ sei. Das Kind hört dann besonders darauf, welchen Wert andere seiner Leistung zumessen.

Ein Lob kann durchaus gezielt eingesetzt werden – in kleinen Dosen! Lob ist dann wirkungsvoll, wenn es sich auf eine konkrete Handlung oder Leistung des Kindes bezieht und betont, was das Kind geschafft hat.

 

Wenn Mama Christoph ermutigt,

… spricht sie die Gefühle des Kindes an.

… vergleicht sie ihren Sohn nicht mit anderen, sondern lenkt ihren Blick auf das Besondere in ihrem Kind.

… beachtet sie, welche Versuche er unternommen hat und hebt seine Fortschritte heraus, wenn sie auch noch so klein sind.

… bringt sie zum Ausdruck, dass sie ihm etwas zutraut.

… beschreibt sie Christophs Anstrengungen und bewertet nicht.

… lernt Christoph selbst, seine Versuche und Fortschritte zu sehen und zu schätzen.

Damit zählt nicht nur ein gutes Endergebnis, sondern der Entwicklungsweg dorthin.

 

Für weniger Stress und mehr Freude in der Erziehung!

 

Katharina Maderthaner, MSc (Counseling)

www.elternwerkstatt.at