Ist mein Kind ein politisches Wesen? Die Antwort lautet ganz eindeutig: Ja! Aber Kinder haben doch mit Regierungsformen, Politikern und dem Tagesgeschehen nicht viel am Hut, denkst du dir? Das mag stimmen. Doch das Umfeld, in dem ein Kind aufwächst, formt bereits lange vor einem aktiven Interesse am politischen Geschehen seine Haltungen und sein Bild der Welt.

Zu DemokratInnen werden wir nicht geboren
Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie, in der wahlberechtigte BürgerInnen VolksvertreterInnen wählen, die dann bestenfalls im Sinne des Volkes Entscheidungen treffen. Das ist die politische Ausprägung der Demokratie. Demokratie kann aber weiter gefasst werden: als Gesellschaftsform, die von Vielfalt, Werten wie Meinungs- und Pressefreiheit und gleichen Chancen geprägt ist.

Noch konkreter beschreiben Demokratiepädagogen von John Dewey (Anfang des 20. Jahrhunderts) bis Gerhard Himmelmann Demokratie als Lebensform, die geprägt ist durch unser Handeln und in der wir demokratische Haltungen einüben. Denn als Demokraten werden wir nicht geboren, sondern durch Familie, Gesellschaft und Bildung als Solche geprägt.

Demokratie beginnt im Kleinen
Wie können wir uns Demokratie in der Familie vorstellen? „Demokratie bedeutet in diesem Zusammenhang: gegenseitige Anerkennung und Teilhabe an Entscheidungen, Offenheit und ernsthafte Diskussion über die Grundlagen des gemeinsamen Zusammenlebens. Sie bedeutet Gewaltlosigkeit, Rücksicht, Empathie, Toleranz und Solidarität im Verhalten gegenüber Anderen. Das ‚Große‘ fängt im ‚Kleinen‘ an“, schreibt Himmelmann 2007.

Kurt Lewin beschreibt eine demokratische Erziehung als gekennzeichnet von wechselseitiger Achtung, gegenseitiger Anerkennung und Vertrauen. Sie bietet Gelegenheiten zur Mitsprache und Partizipation. Durch die Möglichkeit zum Übernehmen von Verantwortung kann man sich als wertvolles Mitglied einer Gemeinschaft erleben. Bereits die Kleinsten können wir in ihrer Meinung und Persönlichkeit ernst nehmen und sie in einem sicheren Rahmen selbst Entscheidungen treffen lassen.

Für alle gelten, passend zu ihrer Entwicklung, grundsätzlich gleiche Regeln und Rechte, die miteinander festgelegt werden und mit der Familie mitwachsen. Eine mögliche Plattform dafür kann eine regelmäßige Familienkonferenz sein.

So kann es gehen
In einer Familienkonferenz gibt es z.B. einen bestimmten Ablauf und Richtlinien, wie miteinander umgegangen wird. Jede/r soll zu Wort kommen und alle Sichtweisen sind gleichwertig. Kinder lernen dabei, die Meinungen und Argumente anderer gelten zu lassen und ernst zu nehmen, ihre eigene Meinung auszudrücken und zu vertreten, Rücksicht auf Schwächere zu nehmen. Auch Unterschiede auszuhalten und Konflikten rechtzeitig zu begegnen und sie konstruktiv zu lösen ist Teil dieses Lernprozesses.

Gemeinsam getroffene Entscheidungen sind verbindlich für alle. Auch Projekte und Unternehmungen miteinander zu planen, gibt Kindern die Gelegenheit, etwas mit zu organisieren und Aufgaben zu übernehmen. Gemeinsame Interessen und Erlebnisse wirken besonders verbindend und stärken das Erleben von Zusammenhalt.

Jeder Mensch hat seinen Wert und seine persönliche Freiheit. Wir sind gleichwertige Mitmenschen trotz aller Unterschiede. Wie kraftvoll wirkt es, wenn unsere Kinder das durch uns erleben, verinnerlichen und in die Welt tragen!

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!
Katharina Maderthaner, MSc (Counseling) katharina.maderthaner@gmx.net