Foto: Fotolia/ WavebreakMediaMicro

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“Du fährst nicht mit, Mama”, sagt die Tochter stolz, wenn es zum Vater-Frühstück geht. Denn das ist für sie eine ganz besondere Zeit, die nur dem Mann in der Familie gewidmet ist. Wie Kinder die Unterschiedlichkeit ihrer Eltern feiern können, beschreibt Katharina Maderthaner in ihren Erziehungsfragen.

„Letztes Wochenende waren wir mal wieder beim Väterfrühstück“, erzählt mir ein befreundeter Vater. Er erklärt mir auf meine Nachfrage, dass sich da einmal im Monat Väter mit ihren Kindern zu einem gemütlichen Frühstück mit Austausch treffen. Seine beiden Kinder scheinen diese Väterfrühstücke zu lieben: „Die Kinder freuen sich immer schon total darauf. Wenn wir uns dann anziehen und von der Mama verabschieden, sagt Sara jedes Mal extra: ‚Du fährst nicht mit, Mama! ‘“ Für mich wurde dabei sehr deutlich, wie die Kinder diese spezielle Zeit mit ihrem Papa genießen, den sie wochentags nur kurz am Abend sehen.

Es steckt für mich sehr viel in diesem Beispiel. Es lässt sich darin so gut nachspüren, wie diese beiden Kinder sich über eine gemeinsame Aktivität und Zeit mit ihrem Vater freuen. Es wird als etwas ganz Besonderes zelebriert: Es gibt einen Termin, sie ziehen sich mit dem Papa an, fahren mit ihm los, sind dann den ganzen Vormittag nur mit ihm als Bezugsperson unterwegs – und die Mama fährt nicht mit. Das heißt nicht, dass sie Papa bevorzugen würden oder die Mama nicht lieb hätten. Es zeigt vielmehr ganz wunderbar, wie Kinder die Unterschiedlichkeiten ihrer Eltern richtiggehend feiern können. Mit dem Papa Zeit zu verbringen ist einfach anders als mit Mama. Beide gehen unterschiedlich mit Wünschen, Problemen, Gefühlen und Herausforderungen um, haben verschiedene Ansichten, Witze und Grenzen. Da können die Kids auch selbst verschiedene Seiten an sich besser kennenlernen.

„Das machst du echt super mit den Kindern!“
Ich habe mit mehreren Eltern darüber gesprochen, was sie als unterschiedliche Qualitäten an sich und dem jeweils anderen Elternteil erleben. Tendenziell wurden die Qualitäten der Mütter mit dem Vermitteln von Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen und Halt verknüpft. Einfühlsames Trösten und ein In-Verbindung-Bringen mit Gefühlen wurden auch eher bei den Stärken der Mamas angesiedelt. Ebenso ein ganzheitliches Denken, der Umgang mit Beziehungen und ein achtsamer Umgang mit sich selbst.

An den Vätern wurde geschätzt, dass sie ihren Kindern die Welt zeigen und diese sorgloser erkunden lassen. Dabei gibt Papa Sicherheit abseits von Mama, vermittelt dem Kind verschiedene Fertigkeiten, lässt es mehr selbst probieren und stärkt damit das kindliche Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Für einige Mütter lag die Stärke ihres Partners im logischen Denken und darin, sich auf etwas fokussieren zu können. Dazu kommen noch die Aspekte, die jede Mama und jeden Papa einzigartig machen.

Vielleicht ist in der einen oder anderen Familie auch der Papa der einfühlsam Tröstende und die Mama die Draufgängerin. Jeder Elternteil ist individuell mit seinen Stärken und Schwächen. Egal, wem welche Fähigkeit liegt – sie sind alle für sich wertvoll und keine ist „besser“ als eine andere. Das sollten auch die Kinder und der Partner/die Partnerin spüren! Denn auch wenn es manchmal schwerfällt, den Umgang des anderen Elternteils mit den Kindern gut zu heißen, weil man es selbst anders machen würde: Mama und Papa können sich in ihren Persönlichkeiten und ihrem Können ergänzen und so den Kindern eine breite Palette an Menschsein vorleben. Dafür müssen die Eltern nicht einmal unter einem Dach leben. Was es wohl mit unserem Familienklima macht, wenn wir als Eltern einander „groß“ sehen? Was gibt dein Partner/deine Partnerin dem gemeinsamen Nachwuchs an Ressourcen mit auf den Weg?

Für mehr Freude im Leben mit Kindern!

Katharina Maderthaner, MSc (Counseling) katharina.maderthaner@gmx.net